SCHWEIZ
Der Schweizer Aktienmarkt zeigte sich am letzten Handelstag der Woche in Rot.
Der SMI rutschte nach einem etwas leichteren Start deutlich tiefer ins Minus und ging letztlich 1,24 Prozent schwächer bei 11’730,42 Einheiten ins Wochenende.
Die gleiche Tendenz war auch bei den Nebenwertindizes SLI und SPI zu beobachten. Sie beendeten die Sitzung mit Verlusten von 1,42 Prozent bei 1'810,24 Punkten bzw. 1,03 Prozent bei 15'108,59 Zählern.
Das Sprichwort "Alles neu macht der Mai", scheine damit für die Börsen nicht zu gelten, hiess es in einem aktuellen Kommentar. Vielmehr präsentierten sich die Märkte zum Monatsauftakt so wie schon in den Wochen zuvor: volatil und mit schlechter Stimmung. "Im aktuellen Umfeld fehlen die Kaufanreize für Aktien", sagte ein Händler.
Daran habe auch Fed-Chef Jerome Powell nichts geändert. Zwar habe er Zinssprünge um 75 Basispunkte zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen, dass die Notenbank bei entsprechender Datenlage aber nicht doch eine Beschleunigung ihres eingeschlagenen Pfades in Angriff nehmen werde, heisse das nicht, sagte ein weiterer Börsianer.
DEUTSCHLAND
In Deutschland ging es am Freitag steil bergab.
Der DAX hatte bereits mit seinem schwachen Start weiter an Boden zu der psychologisch wichtigen 14'000 Punkte-Marke verloren, um die er schon seit mehreren Handelstagen pendelte. Im weiteren Verlauf weitete der deutsche Leitindex seine Verluste noch aus und rutschte vorübergehend sogar unter 13'600 Punkte. Letztlich stand am Abend ein klares Minus von 1,64 Prozent auf 13'674,29 Zähler an der Kurstafel.
Insgesamt belastete den deutschen Aktienmarkt vor dem Wochenende die Mischung aus hoher Inflation, anziehenden Zinsen und gleichzeitig steigenden Rezessionssorgen. Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwoch als Reaktion auf die hohe Inflation den Leitzins um 0,50 Prozentpunkte angehoben. Zugleich betonte Fed-Chef Jerome Powell, bei der weiteren Zinswende würden noch grössere Zinsschritte zurzeit nicht in Erwägung gezogen. Dies beflügelte die Aktienmärkte aber nicht lange, denn am Fortgang der Zinswende gibt es keine Zweifel und Anleger fürchten, dass steigende Zinsen die Wirtschaft abwürgen und in eine Rezession führen.
Die Börsianer trauten der Fed im Moment eher nicht zu, die Inflation zu bekämpfen und gleichzeitig die Wirtschaft vor einem heftigen Absturz zu bewahren, sagte Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt stand es am Freitag schlecht für die Papiere von adidas. Die Corona-Lockdowns in China machen dem Sportartikelhersteller zu schaffen.
WALL STREET
Die US-Börsen präsentierten sich nach ihrem Kursrutsch vom Vortag auch am Freitag schwächer.
Der Dow Jones eröffnete die Sitzung mit Verlusten und fiel zwischenzeitlich deutlich zurück. Bis zum Handelsschluss konnte er seine Verluste jedoch eingrenzen und gab letztlich um 0,29 Prozent auf 32'901,08 Punkte nach. Der NASDAQ Composite weitete seine anfänglichen Verluste ebenfalls deutlich aus. Dabei verlor er zeitweise mehr als 2,5 Prozent und rutschte unter die runde 12'000-Punkte-Marke. Zum Sitzungsende notierte er noch 1,4 Prozent im Minus bei 12'144,66 Zählern.
Die Konjunktursorgen blieben weiter bestehen. Investoren zeigten sich zunehmend besorgt, welche Auswirkungen der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank auf die Konjunktur haben wird. Auf der einen Seite besteht die Hoffnung, dass die Zinserhöhungen stark genug sein werden, um die schnell steigende Inflation zu zähmen. Auf der anderen Seite steigen aber die Sorgen, dass die geldpolitische Straffung das Wirtschaftswachstum ausbremsen könnte.
"Der Markt versucht abzuwägen, ob sich die Zentralbanken mehr Sorgen um die Inflation oder um die Dämpfung des Wachstums machen sollten - der Markt hat eindeutig entschieden, dass sie sich mehr Sorgen um die Inflation machen", so Altaf Kassam, Leiter der Anlagestrategie bei State Street Global Advisors. "Wenn die Fed die Inflation um jeden Preis bekämpfen will, dann wird sich das sicherlich auf die Aktien auswirken".
Für keinen grösseren Impuls sorgte der US-Arbeitsmarktbericht für April. Die Beschäftigung in den USA ist in etwa im erwarteten Rahmen gestiegen.
ASIEN
Die Börsen in Asien fanden am Freitag keine gemeinsame Richtung.
In Japan öffnete die Börse nach der langen Feiertagspause wieder. Der Nikkei zeigte sich am Freitag schlussendlich freundlich mit einem Plus von 0,54 Prozent auf 27'003,56 Zähler.
Auf dem chinesischen Festland verlor der Shanghai Composite letztlich 2,16 Prozent auf 3'001,56 Zähler. Auch der Hang Seng in Hongkong fiel schlussendlich um 3,81 Prozent Prozent und landete bei 20'001,96 Einheiten.
Die Aktienmärkte in Asien zeigten sich zum Ende der Handelswoche uneinheitlich. Während die meisten Handelsplätze deutliche Verluste verzeichneten, notierte die Börse in Tokio im Plus. Die Börsen folgten damit überwiegend der Wall Street, wo Konjunktursorgen für massive Verluste gesorgt und sämtliche Gewinne vom Mittwoch wieder mehr als wettgemacht hatten. Zugleich zogen auch die Marktzinsen wieder kräftig an.
In Tokio zeigte sich der Nikkei-Index nach anfänglichen Abschlägen gegen den Trend fester. Marktteilnehmer verwiesen darauf, dass wegen einer dreitägigen feiertagsbedingten Handelspause, die kräftigen gegenläufigen Kursausschläge an der Wall Street, an den japanischen Anleger vorbeigezogen waren, ohne dass diese reagieren konnten. Stützend wirke auch der zum US-Dollar etwas schwächere Yen, wovon japanische Exportwerte profitieren.
Während Technologiewerte, die gewöhnlich sensibel auf Zinsentwicklungen reagieren, auch in Tokio von den schwachen US-Vorgaben belastet wurden, profitierten Energiewerte von gestiegenen Ölpreisen.
Der Hang-Seng-Index in Hongkong knickte indessen ein. Technologiewerte standen hier unter starkem Verkaufsdruck. Berichten zufolge hat die US-Börsenaufsicht SEC mehr als 80 chinesische Unternehmen auf eine Liste gesetzt, denen möglicherweise ein Delisting in den USA droht.
Redaktion finanzen.ch / awp / Dow Jones Newswires