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Experten-Kolumne 09.01.2015 09:06:18

Chinas Tore öffnen sich

Kolumne

Auf die eine oder andere Art ist China bereits für längere Zeit der Schlüssel zu einer funktionierenden Weltwirtschaft. Historisch betrachtet war das Land für seinen kostengünstigen Produktionssektor bekannt.

Als China später zu einem riesigen Global Player auf der Nachfrageseite wurde, konnte das Land während der Finanzkrise in die Fusstapfen der Vereinigten Staaten und anderer Industrienationen treten. Was Angebot und Nachfrage betrifft, beruht Chinas Position im globalen Kontext auf dessen Bevölkerungsvolumen von 1,4 Milliarden Einwohnern, das sind nahezu 20 Prozent der Weltbevölkerung. Das Volk hat sein Land von einer Exportnation zu einem gewaltigen Konsumenten weiterentwickelt. Dies fällt mit der Migration von Personen aus dem ländlichen Raum in Grossstädte zusammen - eine Kernkomponente des Fünfjahresplans der Regierung ist die Urbanisierung. Infolgedessen sehen wir eine wachsende Mittelklasse sowie höhere verfügbare Einkommen, während der kometenhafte Anstieg von Infrastrukturausgaben die Nachfrage nach Rohwaren nach oben getrieben hat.

Die fundamentale Umwälzung von einer Exportorientierung zu einer nunmehr ausgeglichenen Wirtschaft kam nicht zufällig. Diese wurde von der chinesischen Regierung mit dem Bestreben nach einem nachhaltigeren Wirtschaftswachstum und einer geringeren Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Entwicklung im Ausland orchestriert. Diese Transformation hat in China neue Industriezweige geschaffen und bei vielen chinesischen Unternehmen das Ertragswachstum vorangetrieben.

Mittlerweile hat Chinas Regierung einen signifikanten Einfluss auf die Finanzmärkte. Ihr Fünfjahresplan beabsichtigt, ausländische Investoren anzuziehen und den Renminbi als Referenzwährung zu globalisieren. Allerdings blieb ausländischen Investoren der direkte Zugang zu China bis vor einigen Jahren fest verschlossen. Chinas Regierung hielt den Schlüssel lange zurück und öffnete die Tür erst mit der Einführung des Qualified Foreign Institutional Investor (QFII) Programms sowie dessen Erweiterung, dem Renminbi QFII (RQFII) Programm.

Die RQFII-Lizenz ermöglicht qualifizierten institutionellen Investoren in ausgewählten Märkten ausserhalb Chinas den direkten Zugang zu den inländischen Aktienbörsen und damit auch zu sogenannten A-Aktien chinesischer Firmen. RQFII-Gesuchsteller bewerben sich hierfür direkt bei der chinesischen Finanzaufsichtskommission (Chinese Securities Regulatory Commission) für ein bestimmtes Quotenvolumen. Auf diesem Antrag beruhend erhalten ausländische Investoren dann einen direkten Zugang zu den Aktien jener Unternehmen, die den direktesten Bezug zur chinesischen Wirtschaft haben.

Source lancierte im Januar 2014 den allerersten in Europa domizilierten ETF mit direktem Zugang zu Chinas A-Aktien.China ETFs wurden im vergangenen Jahr besonders stark nachgefragt und es wurde weitreichend gemeldet, dass viele ETF-Anbieter der Nachfrage nicht vollumfänglich gerecht werden konnten. Letzteres war in einigen Fällen die Folge ausgeschöpfter, beziehungsweise knapper, QFII- und RQFII-Quoten.

Mit dem Start der Shanghai-Hong Kong Stock Connect liess der Druck zwischenzeitlich nach. Der im Fachjargon genannte "Through Train" ermöglicht Investoren aus Festlandchina den Zugang zur Aktienbörse in Hongkong. Viel wichtiger ist jedoch der umgekehrte Zugang ausländischer Investoren zur Aktienbörse in Shanghai. Vorausgesetzt sie haben einen lokalen Broker. Dieser Ansatz hat wiederum keinen Einfluss auf die bereits gewährten QFII- und RQFII-Quoten von Vermögensverwaltern wie etwa CSOP Asset Management. Im Gegenteil: Durch die Kombination der Stock Connect und QFII-/RQFII-Quoten lassen sich zukünftige Kapitalflüsse noch effizienter gestalten. Chinas Tore öffnen sich immer mehr.

Dieser Anfang hat bereits dazu geführt, dass sich der Discount zwischen A-Aktien in China und äquivalenten H-Aktien in Hongkong von Firmen mit Doppelkotierungen bereits verringert hat. Ein noch signifikanteres Ereignis steht allerdings noch bevor. Mit dem verbesserten Marktzugang für ausländische Investoren steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass führende Index-Anbieter wie FTSE und MSCI die bisher ausgeschlossenen chinesischen A-Aktien in deren Hauptindizes aufnehmen werden. Sollte dies eintreffen, werden sich beispielsweise passive Fondmanager und andere Investoren, die diese Benchmarks nutzen, mit den entsprechenden Positionen eindecken müssen, um eine neutrale Gewichtung beibehalten zu können. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis wieder grosse Kapitalzuflüsse in Chinesischen A-Aktien verzeichnet werden.

Marco Mautone: Managing Director für die Schweiz und Liechtenstein bei Source.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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