Geldpolitik |
27.11.2024 11:41:00
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EZB bleibt flexibel: Schnabel sieht keinen Grund für schnelle Zinsänderungen
EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat vor zu raschen Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) gewarnt.
"Wenn man sich die jüngsten Einkaufsmanagerindizes ansieht, gibt es auch Informationen über die Preise, und man gewinnt den Eindruck, dass sich die hohen Preise immer noch durch die Wirtschaft arbeiten und der Preisdruck eher noch erhöht ist", sagte Schnabel. Wenn Unternehmen aus anderen Gründen als der Geldpolitik nicht investierten, führe eine Senkung der Zinssätze unter das neutrale Niveau möglicherweise nicht zu einem Anstieg der Investitionen. "Um dies zu erreichen, braucht man eine Strukturpolitik. In einer solchen Situation könnten die Kosten einer akkommodierenden Geldpolitik höher sein als ihr Nutzen", sagte Schnabel.
Volkswirte rechnen damit, dass die EZB ihre Zinsen im Dezember erneut um 25 Basispunkte auf dann 3,00 Prozent senken wird. Schnabel zufolge deutet einiges darauf hin, dass der neutrale Zins, der die Wirtschaft weder antreibt noch bremst, zwischen 2 und 3 Prozent liegt. "Wir müsse uns die Daten ansehen, um zu sehen, wie restriktiv wir noch sind", sagte sie. Die EZB veröffentlicht im Dezember neue Makro-Prognosen.
Den Ansatz, weiterhin von Sitzung zu Sitzung über die Leitzinsen zu entscheiden - den Marktteilnehmern also keinen konkreten Hinweis auf den weiteren Kurs zu geben - findet die EZB-Direktorin weiterhin richtig. "Selbst wenn man die Richtung kennt, ist es schwierig, sich festzulegen, wenn man das Ziel nicht kennt", sagte sie. Und diese Frage werde immer wichtiger. Sie wolle sich nicht an eine frühere Kommunikation gebunden fühlen, sondern in der Lage sein, die Geldpolitik bei jeder einzelnen Sitzung anzupassen.
Schnabel betonte, dass sie derzeit kein Risiko für eine Inflation von unter 2 Prozent sehe und dass die Zentralbank bei kurzfristigen Abweichungen nach unten und oben eher gelassen bleiben sollte. Die Aussage in der aktuellen EZB-Strategie, dass diese auf Inflationsraten von unter 2 Prozent "hartnäckig und kraftvoll" reagieren müsse, findet sie überholt.
"Unsere frühere geldpolitische Strategie wurde zu einer Zeit veröffentlicht, als wir vor allem über eine zu niedrige Inflation besorgt waren", sagte sie. Jetzt befinde man sich in einer anderen Welt, und es bestehe die Möglichkeit, dass man mehr Inflationsschocks erleben werde. "Daher ist diese starke Asymmetrie nicht mehr angemessen." Die EZB wird ihre Strategie demnächst aktualisieren.
DOW JONES
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