Verstopfte Lieferketten |
02.11.2021 17:56:00
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Adecco wächst im dritten Quartal deutlich - Adecco-Aktie tiefrot
Adecco ist im dritten Quartal schnell gewachsen und hat die Profitabilität deutlich gesteigert.
Der Umsatz nahm um 8 Prozent auf 5,22 Milliarden Euro zu. Bereinigt um Wechselkurseffekte und um die unterschiedliche Anzahl Arbeitstage resultierte ein Umsatzwachstum von 9 Prozent, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.
Damit hat sich Adecco nach wie vor nicht vollständig vom Corona-Einbruch erholt. Der aktuelle Quartalsumsatz liegt gut 10 Prozent unter jenem des dritten Quartals 2019. Der Vergleich hinkt allerdings etwas, weil der Konzern in der Zwischenzeit Verkäufe und Zukäufe getätigt hat.
Frankreich wächst schnell
Das Unternehmen betont in der Mitteilung denn auch das starke Wachstum in gewissen Geschäftsfeldern. Besonders gut lief es im Temporärgeschäft in Südeuropa, aber auch im Schlüsselmarkt Frankreich, wo zweistelliges Wachstum verzeichnet wurde.
Gut laufe derzeit auch das Geschäft mit der Fachkräftevermittlung und der nicht-temporären Stellenvermittlung. Auch die Technologietochter Modis zeigte mit +14 Prozent zweistelliges Wachstum.
In gewissen Temporär-Märkten hätten jedoch die Probleme der Autoindustrie, die bekanntlich unter dem Chipmangel leidet, sowie die Knappheit an gutem Personal - etwa im Tourismus - eine noch bessere Entwicklung verhindert, so die Mitteilung weiter.
USA bleiben Sorgenkind
Ein eigentliches Sorgenkind bleibt das Temporärgeschäft in den USA, das um 9 Prozent schrumpfte. In der Mitteilung ist von einem ungünstigen Branchenmix sowie von Knappheit an Bewerbern die Rede. Die Amerika-Sparte weist denn auch eine sehr tiefe Marge aus.
Alles in allem ist Adecco in Sachen Profitabilität nun aber besser aufgestellt. Die Bruttomarge erreichte mit 20,8 Prozent einen Rekordwert. Dies sei die Folge eines besseren Geschäftsmixes sowie von Preiserhöhungen. Die (bereinigte) EBITA-Marge stieg in der Folge auf 4,8 nach 4,5 Prozent im Vorjahr.
Unter dem Strich verdiente die Gesellschaft mit 133 Millionen deutlich mehr als im Vorjahr (80 Mio), allerdings hatte damals ein Abschreiber den Gewinn markant geschmälert.
Moderates Wachstum im Q4
Im Ausblick gibt sich das Management wie üblich relativ unkonkret. Die gesunde Nachfrage werde derzeit durch Probleme beeinträchtigt, die durch die weltweite Pandemie entstanden seien. Explizit erwähnt werden etwa die Engpässe in den Lieferketten und der Mangel an qualifizierten Jobkandidaten. Doch dieser Gegenwind werde mit der Zeit nachlassen, ist der Konzern überzeugt.
Daher ist die Konzernspitze zuversichtlich, was die Aussichten betrifft. Die Gruppe rechnet für das vierte Quartal mit einem moderaten Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorquartal. Ausserdem werde alles daran gesetzt, den zusätzlichen Bruttogewinn in zusätzliches EBITA umzuwandeln. Konkret werde für das Gesamtjahr weiterhin eine "Drop-Down-Ratio" von etwa 50 Prozent angestrebt.
Akka-Übernahme auf Kurs
Auf Kurs sei im Übrigen die im Juli angekündigte Grossübernahme der Technologieberatungsfirma Akka. Diese soll früh im Jahr 2022 über die Bühne gehen.
Die Integrationspläne würden zügig vorangetrieben, hiess es. Es zeichne sich ab, dass es bereits 2022 zu Kosteneinsparungen komme. Dazu kämen Finanzierungssynergien von jährlich rund 10 Millionen Euro im Nachgang zum Deal.
Adecco-Aktien rutschen nach Zahlen auf Jahrestief
Die Aktien von Adecco sind am Dienstag mit satten Abgaben in den Handel gestartet und haben neue Jahrestiefstskurse markiert. Laut Händlern sind die ausgewiesenen Wachstumszahlen und der vage Ausblick eine Enttäuschung.
Bis zum Ertönen der Schlussglocke gaben die Papiere des Personaldienstleisters 4,04 Prozent auf 45,01 Franken nach. Im frühen Handel war die Aktie sogar auf ein neues Jahrestief bei 43,64 Franken abgesackt. Die ohnehin schon sehr negative Jahresperformance (Montagabend: -20,7%) wird somit akzentuiert, keine andere SLI-Aktie weist 2021 eine derart schlechte Kursentwicklung auf.
Die Belebung des Tagesgeschäfts setzte sich bei Adecco im dritten Quartal zwar fort. Allerdings hatten sich viele Investoren gerade vom Umsatz mehr erhofft. In Expertenkreisen zeigt man sich davon nicht zuletzt deshalb überrascht, weil der wichtigste Markt Frankreich im vergangenen Quartal sogar prozentual zweistellig wuchs.
"Die organische Umsatzsteigerung von 9 Prozent ist in Anbetracht der tiefen Basis und der berichteten Dynamik von Randstad und Manpower leicht unter den Erwartungen", schreibt etwa der ZKB-Analyst. Und der Kollege von UBS streicht in diesem Zusammenhang heraus, dass Adecco sich nach wie vor nicht vollständig vom Corona-Einbruch erholt habe. Organisch liege der Umsatz noch immer rund 7 Prozent unter dem Niveau von 2019, während etwa Randstad die Scharte schon vollständig ausgewetzt habe.
Auch mit den Aussagen zur Umsatzentwicklung im Schlussquartal weiss das Unternehmen nicht zu punkten. Diese sei von grosser Vorsicht geprägt, meinen Börsianer.
Die positive Margenentwicklung verblasst vor diesem Hintergrund. So übertraf der EBITA sowie der bereinigten EBITA die durchschnittlichen Analystenschätzungen. Während der Gewinnbeitrag aus Frankreich und Nordeuropa laut Analysten zu überzeugen weiss, fällt jener aus Nord- und Südamerika sowie aus der Region Asien/Pazifik tiefer als erhofft aus.
Als weiteren Grund für die aktuell negative Kursentwicklung fügen Händler die positive Vortagesperformance an. Hoffnungen auf bessere Ergebnisse hätten zum Wochenstart zu einem Plus von fast 2 Prozent geführt. Doch diese Hoffnungen hätten sich nun in Luft aufgelöst.
Zürich (awp)
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