Billion-Dollar-Marke naht |
10.07.2018 21:53:00
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Apple-Aktie im Fokus: Ist es zu spät für den Einstieg bei Apple?
Im Kampf um das erste Unternehmen, das eine Börsenbewertung von einer Billion Dollar erreicht, liefert sich Apple ein Rennen mit dem Handelsriesen Amazon. Aktuell hat Apple die Nase vorn - doch lohnt es sich für Anleger, jetzt noch auf den Apple-Zug aufzuspringen?
Viele Anleger fragen sich unterdessen: Lohnt es sich angesichts der bereits jetzt sehr hohen Bewertung, noch Apple-Aktien zu kaufen? Schließlich hat sich der Aktienwert des Unternehmens in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht, auch wenn sich der Aufwärtstrend jüngst ein wenig verlangsamt hatte. Was spricht für einen Einstieg bei Apple trotz des hohen Kurses?
Apple ist erwachsen geworden
Apple ist längst nicht mehr das ambitionierte Startup aus der Garage, mit dem die Gründer Steve Wozniak, Steve Jobs und Ron Wayne den Computermarkt aufmischen wollten. In den vergangenen 42 Jahren ist Apple erwachsen geworden und hat sich zu einer reifen Firma entwickelt, die mit zahlreichen Produkten Millionen Kunden an sich bindet.
Und die Geschäfte laufen gut, im Ende März abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartal hat das Unternehmen 53,9 Milliarden Dollar umgesetzt und mit 11,03 Milliarden Dollar rund fünf Prozent mehr verdient als im Vergleichsquartal des Vorjahres.
Neben dem klassischen Mac-Geschäft sorgen auch das Tablet iPad und die Computeruhr Apple Watch dafür, dass Apple-Produkte zwischenzeitlich in zahlreichen Haushalten Einzug gehalten haben. Das erfolgreichste Produkt von Apple ist jedoch das iPhone, das seit rund zehn Jahren für den größten Anteil am Hardware-Geschäft sorgt. Zudem hat sich Apple zwischenzeitlich mit seinem Service-Geschäft eine zweite Säule aufgebaut. Unter dem Segment wird der Streaming-Dienst Apple Music erfasst, auch der Verkauf von Apps, Liedern und Filmen sowie das erfolgreiche Cloudgeschäft fallen in diese Rubrik. Wie erfolgreich der Service-Bereich inzwischen agiert, wird bei der Betrachtung der jüngsten Quartalsbilanz deutlich: Mit Erlösen von sieben Milliarden Dollar gehört das Segment zu den wachstumsstärksten von Apple. Und die Aussichten sind gut - Apple erhofft sich bis 2020 eine Verdopplung der Erlöse im Service-Bereich.
Damit zeigt sich, Apple hat sein größtes Problem erkannt: Die Abhängigkeit von seinem Erfolgsprodukt iPhone. Mit dem Ausbau des Service-Geschäftes will sich der Konzern zunehmend von dem schwankungsanfälligen Hardwaregeschäft unabhängig machen. Gelingt das und entwickelt sich der Geschäftsbereich weiter positiv, dürfte Apple auch in den kommenden Jahren verlässlich Milliardengewinne einfahren - selbst dann, wenn das iPhone an Beliebtheit einbüßt.
Neue Geschäftsbereiche in Sicht
Darüber hinaus plant der Konzern den Einstieg in neue Geschäftsbereiche. Nachdem über Monate Spekulationen die Runde machten, Apple könnte eine Übernahme des Streaming-Anbieters Netflix in Erwägung ziehen, plant der Techriese aus Cupertino nun offenbar selbst den Aufstieg zu einem direkten Konkurrenten von Netflix, indem Milliardeninvestitionen für die Produktion eigener Film- und Serieninhalte getätigt wurden. Kleckern statt klotzen scheint dabei die Devise von Apple zu sein, denn dem Vernehmen nach sollen Kunden mit einem Kampfpreis von der derzeitigen Nummer 1 auf dem Streaming-Markt abgezogen werden.
Und auch in einem ganz anderen Segment hat Apple zunehmend Ambitionen gezeigt: Dem autonomen Fahren. Zwar haben sich die immer wieder aufkeimenden Gerüchte um die Arbeit an einem möglichen iCar bislang nicht bewahrheitet, aber der Automobilmarkt scheint für den Techkonzern dennoch ein wichtiges Zukunftsfeld zu sein, denn seit Jahren investiert Apple in diese Zukunftstechnologie. Im März hatte das Unternehmen sogar den Branchenprimus, das Elektroautounternehmen Tesla, in Bedrängnis gebracht: Einem Bericht zufolge sollen mehr autonome Fahrzeuge von Apple auf den Straßen unterwegs sein, als selbstfahrende Tesla. Und die Pläne scheinen zunehmend Fahrt aufzunehmen: Mit Jaime Waydo warb Apple kürzlich eine Expertin von der Google-Tochter Waymo ab, die dort als Chef-Systemingenieurin den Bereich autonomes Fahren verantwortet hatte. Zuvor war schon John Giannandrea, ein Experte für künstliche Intelligenz, von Google zu Apple gewechselt.
Unklar ist, in welche Richtung die Automobil-Pläne von Apple tatsächlich gehen sollen. Jüngst hatte Robert Cihra, Analyst bei Guggenheim, erklärt, Apple arbeite entgegen aller Erwartungen weiter an einem eigenen autonomen Fahrzeug. Der Markt sei zu groß, als dass ihn sich der Konzern entgehen lassen könnte, argumentierte der Experte. Die Marktgröße mache einen Einstieg ins Autogeschäft für Apple dementsprechend "unvermeidlich".
Eine kürzlich bekannt gewordene Kooperation mit dem Wolfsburger Autobauer Volkswagen, lässt jedoch wieder Zweifel daran aufkommen, ob Apple tatsächlich eigene Fahrzeuge auf die Straßen bringen will. Im Rahmen der Zusammenarbeit soll VW aktuelle T6 Minivans an Apple liefern, die dann von den US-Amerikanern mit diversen Systemen für autonomes Fahren ausgestattet werden sollen.
Ob als Autobauer oder Technik-Dienstleister: Mit dem Einstieg in den Bereich autonomes Fahren würde sich Apple einen Zukunftsmarkt erschließen, der milliardenschwer sein dürfte. Auf den Aktienkurs dürfte sich dies wohl positiv auswirken.
Apple-Fan: Warren Buffett
Ein deutlicher Hinweisgeber dafür, dass es für einen Einstieg bei Apple noch nicht zu spät sein könnte, ist ausgerechnet Starinvestor Warren Buffett. Denn entgegen seiner üblichen Gepflogenheiten hat der Value-Investor Apple erst spät als Investitionsziel ausgemacht, ist dann aber in großem Stil eingestiegen - und das obwohl er Techwerten in der Regel eher skeptisch gegenübersteht.
Zwischenzeitlich hat Buffett bei Apple bereits diverse Male aufgestockt - obwohl der Aktienkurs kontinuierlich gestiegen ist. Der 87-Jährige scheint also davon überzeugt zu sein, dass die Apple-Aktie weiteres Potenzial hat. Zwischenzeitlich ist der Starinvestor der drittgrößte Anteilseigner des Konzerns aus Cupertino. Es sei ein "unglaubliches Unternehmen", schwärmte Buffett unlängst gegenüber dem Fernsehsender CNBC. Der Konzern verdiene mehr als doppelt so viel wie das zweitprofitabelste Unternehmen in den USA, begründete er seine positive Bewertung.
Neben der Tatsache, dass Buffett auf einen Kursanstieg der Apple-Aktie wettet, gilt auch Buffett selbst als Wachstumstreiber für den Anteilsschein. Denn häufig entwickeln sich Unternehmen, in die der Starinvestor investiert hat, ausgesprochen gut. Viele Anleger vertrauen dem Urteil des milliardenschweren Investors und folgen häufig seinem Investitionsvorbild.
Nach Finanzmaßstäben unterbewertet
Kaum zu glauben, aber dennoch wahr: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 überzeugt Apple auch bei einer wichtigen Kennzahl und gilt nach Finanzmarktmaßstäben als unterbewertet, wenn man dies mit dem Gesamtmarkt vergleicht. Bezieht man den Netto-Cash-Betrag in diese Berechnung ein, sinkt das KGV noch deutlich weiter. Zum Vergleich: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei Amazon liegt bei weit über 200.
Doch Apples Cashreserven dürften in Zukunft deutlich sinken, denn der Konzern will einen großen Teil davon an die eigenen Anteilseigner ausschütten. Dafür nutzt Apple vorrangig zwei Maßnahmen: Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe. Erst im Mai hatte der Konzern die Ausschüttung das sechste Jahr in Folge angehoben und zahlt nun 2,92 US-Dollar pro Aktie im Jahr. Allein dieser Geldregen dürfte sich nicht nur für einen Investor wie Warren Buffett, der rund 240 Millionen Apple-Aktien im Depot hat, positiv bemerkbar machen. Hält Apple an seiner Dividendenpolitik fest, dürfte das Wachstum bei den Ausschüttungen auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Seit 2012 sind die Dividendenzahlungen jedes Jahr um zwölf Prozent gestiegen. Selbst bei konservativen Wachstumsschätzungen können Anleger mit einer ordentlichen Dividendenrendite rechnen.
Lohnt es sich, jetzt noch Apple-Aktien zu kaufen?
Die Frage, ob sich Anleger die Apple-Aktie jetzt noch ins Depot legen sollten, treibt viele Börsenteilnehmer um. Denn auch für einen Techgiganten wie Apple gibt es Grenzen, das Wachstum wird stark davon abhängen, ob es dem Konzern gelingt, sich in neuen Geschäftsbereichen zu etablieren und die selbst geschaffene Abhängigkeit vom Hardwaresegment zu reduzieren. Aktuell spricht viel dafür, dass Tim Cook und die Apple-Geschäftsführung die Zeichen der Zeit erkannt haben und versuchen, das Unternehmen in eine neue Zukunft zu führen.
Klar ist in diesem Zusammenhang, dass Apple in puncto Wachstumsaussichten verglichen mit denen von jungen Startups nicht mithalten kann. Doch die Aussichten vieler junger Unternehmen beruhen auf Hoffnungen, Apple kann hingegen inzwischen auf eine über 40-jährige Konzerngeschichte zurückblicken. Den Kinderschuhen entwachsen hat sich Apple als konservativer Techriese etabliert, der verlässliche Gewinne einfährt. Das dürfte sich voraussichtlich auch bei einem Aktienkurs über 200 Dollar nicht ändern.
Redaktion finanzen.ch
Dieser Text stellt keine Beratung im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes und kein Angebot und keine Aufforderung zum Kauf, Halten oder Verkauf von Wertpapieren oder Derivaten dar.
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