Prognose bestätigt |
28.04.2022 17:26:00
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Delivery Hero-Aktie dreht ins Plus: Umsatzerwartung übertroffen - Investitionen sorgen für rote Zahlen
Die Geschäfte des Essenslieferdienstes Delivery Hero haben sich im Auftaktquartal besser entwickelt als von Analysten erwartet.
Goldman-Sachs-Analyst Rob Joyce führte den Einbruch der Aktie darauf zurück, dass Delivery Hero seine Bestellzahlen nicht veröffentlicht hat und dies künftig auch nicht tun möchte.
Vorerst rechnet Delivery Hero mit einer trägeren Geschäftsentwicklung. "Es wird in den nächsten zwei Quartalen wahrscheinlich ein Plateau beim Wachstum geben", erklärte Thomassin. Entsprechend dürfte die Entwicklung des Bruttowarenwertes zwischen April und September schwächer ausfallen. Überraschend ist das allerdings nicht, nachdem Delivery Hero infolge von geschlossenen Restaurants und Corona-Lockdowns in den vergangenen zwei Jahren deutlich profitiert hatte. Menschen bestellten mehr Essen nach Hause.
Von einer abflauenden Dynamik war in den ersten drei Monaten des Jahres aber noch nichts zu spüren. Auf Konzernebene bestellten Kunden Waren im Gesamtwert von 10,1 Milliarden Euro und damit fast 31 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum, wie das Unternehmen am Donnerstag in Berlin mitteilte. Der Umsatz der Segmente - also der Konzernerlös vor Abzug von Gutscheinen - kletterte um gut die Hälfte auf rund zwei Milliarden Euro und übertraf die Erwartungen von Analysten bei weitem.
Vor allem die beiden Regionen Asien sowie Nordafrika/Naher Osten legten zu. Der Segmentumsatz stieg je um rund die Hälfte, das Bruttowarenvolumen kletterte um etwa ein Drittel. Dabei kamen Delivery Hero Marketingaktivitäten in Form von Gutscheinen sowie der Vertrieb von Abonnements etwa für kostenfreie Lieferungen zugute. All das kostet aber auch viel Geld.
Das Unternehmen probiert sich zurzeit aus und versucht in unterschiedlichen Märkten, zusätzliche Einnahmen zu generieren. In Chile und Argentinien etwa testete der Vorstand eine Servicegebühr für Bestellungen, die in den kommenden Monaten eingeführt werden soll.
In der Branche sind solche Massnahmen allerdings nicht neu. Uber Eats etwa bietet schon lange Abos für kostenfreie Lieferungen an, während andere Anbieter sich für ihren Service zusätzlich eine Pauschalgebühr berechnen lassen. Dementsprechend scheint es so, als hätte Delivery Hero zu lange damit gewartet. Finanzchef Thomassin argumentiert, dass zunächst das Kundenwachstum an oberster Stelle gestanden habe, nicht ein Gewinn. Das solle sich nun ändern.
Zudem glaubt der Vorstand an den Erfolg der spanischen Glovo: "Diese Märkte haben viel Potenzial und werden deutlich schneller wachsen als wir." Eine gute Akquisition hänge von der Integration ab. "Das wollen wir sauber hinbekommen", sagte Thomassin. Kritiker bemängeln allerdings, dass der Deal deutlich zulasten der Profitabilität geht. Wie bereits bekannt, rechnet der Vorstand damit, dass Glovo den Betriebsgewinn mit 330 Millionen Euro im laufenden Jahr belasten wird.
Konzernchef Niklas Östberg bestätigte unterdessen die Prognose. So rechnet Delivery Hero weiter mit einem konzernweiten Bruttowarenwert von 44 bis 45 Milliarden Euro, was bis zu knapp zehn Milliarden Euro mehr wäre als 2021. Der Umsatz der Segmente soll ohne den spanischen Zukauf Glovo bei 9,5 bis 10,5 Milliarden Euro liegen. Das entspräche im besten Fall einem Zuwachs von fast 60 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert.
Im operativen Geschäft rechnet der Vorstand aber ein weiteres Mal mit einem Verlust: Der Fehlbetrag vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten (bereinigtes Ebitda) dürfte sich auf 1 bis 1,2 Prozent des Bruttowarenwerts belaufen, was zumindest besser wäre als im Jahr zuvor.
Delivery Hero veröffentlichte am Morgen - neben den Zahlen für das erste Quartal - auch den Geschäftsbericht mit den endgültigen Zahlen für das abgelaufene Jahr.
Nach Steuern und Dritten betrug der den Aktionären zuzurechnende Verlust 1,100 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,409 Mrd Euro Verlust). Der bereinigte EBITDA-Verlust belief sich auf 795,6 Millionen Euro (Vorjahr: 567,7 Mio Euro Verlust). Grund waren hier den Angaben zufolge zusätzliche Investitionen vor allem in das Integrated-Verticals-Geschäft sowie in neue Märkte. Die finale bereinigte EBITDA/GMV-Marge belief sich auf minus 2,4 (vorläufig: minus 2,2) Prozent. Der Bruttowarenwert GMV betrug 2021 nach den endgültigen Zahlen 32,5 (vorläufig: 35,4) Milliarden Euro, der Umsatz 6,4 (vorläufig: 6,6) Milliarden Euro.
Im kommenden Jahr will Delivery Hero einen EBITDA-Gewinn auf Konzernebene erreichen, inklusive der erworbenen spanischen Lieferplattform Glovo.
CFO sieht Glovo-Abschluss nun in 3Q
Delivery Hero rechnet CFO Emmanuel Thomassin zufolge nun mit einem Abschluss des Erwerbs der spanischen Lieferplattform Glovo zu Beginn des dritten Quartals anstatt im zweiten.
Alle vier erforderlichen Genehmigungen von Kartellbehörden lägen vor, die letzte Genehmigung sei aber "später als erwartet" eingetroffen, so dass die danach zu erfolgenden Schritte sich verzögert hätten, sagte Thomassin im Interview mit Dow Jones Newswires. Somit sei eher mit einem Closing Anfang Juli zu rechnen. Im Februar war Thomassin noch von einem Abschluss im April/Anfang Mai ausgegangen.
Zum endgültigen Kaufpreis konnte Thomassin sich noch nicht äussern, da dieser vom Aktienkurs zum Zeitpunkt des Closings abhängt. Früheren Angaben des DAX-Konzerns zufolge kann der Kaufpreis theoretisch in einer Spanne von 780 Millionen Euro bis zu 1,16 Milliarden Euro liegen. Die Glovo-Aktionäre lassen sich die Transaktion in Delivery-Hero-Aktien bezahlen. Delivery Hero hält nach den jüngsten Mitteilungen 95 Prozent an Glovo auf unverwässerter Basis. Glovo, ein Lieferdienst über eine Auslieferungs-App, wird in der Transaktion mit 2,3 Milliarden Euro bewertet.
Glovo und Delivery Hero haben Thomassin zufolge kein Geschäft in Russland. Jedoch ist Glovo in der Ukraine vertreten und war bis zu Beginn des russischen Einmarschs auch in Belarus. Das Geschäft in Belarus habe Glovo jedoch sofort mit Beginn der internationalen Sanktionen aufgegeben, sagte Thomassin. Das Geschäft in der Ukraine trägt etwa 9 Prozent zum Bruttowarenwert GMV der Gruppe bei. In den ersten Wochen des Russland-Ukraine-Krieges sei das Geschäft eingestellt gewesen, die Mitarbeiter aber finanziell unterstützt und die Gehälter überwiesen worden. Derzeit sei ein Teil der Ukraine wieder aktiv. Der Konzern wolle in der Ukraine präsent bleiben, so Thomassin.
Delivery Hero hat am Donnerstagmorgen die Ziele für das Gesamtjahr bestätigt sowie für 2023 das Ziel eines bereinigten EBITDA-Gewinns auf Konzernebene inklusive Glovo. Auf die Frage, wann denn auf Konzernebene auch unter dem Strich ein Nettogewinn angepeilt sei, sagte Thomassin, dass Schätzungen zufolge mit einem Breakeven beim Cashflow oder mit einem positiven Cashflow "nah an 2023" zu rechnen sei. 2021 belief sich der bereinigte EBITDA-Verlust auf 795,6 Millionen Euro, nach Steuern und Dritten betrug der den Aktionären zuzurechnende Verlust 1,1 Milliarden Euro.
Weitere grössere M&A-Transaktionen plant Delivery Hero laut Thomassin derzeit nicht, derzeit stehe die Integration von Glovo in Fokus. "Derzeit haben wir keine Pläne für grosse M&A"-Transaktionen, sagte Thomassin.
Am US-Lieferdienst Grubhub, den Wettbewerber Just Eat Takeaway.com knapp ein Jahr nach dem Kauf auf Drängen aktivistischer Investoren schon wieder ins Schaufenster stellt, hat Delivery Hero laut Thomassin kein Interesse.
"Wir hatten uns Grubhub angeschaut damals und haben abgelehnt." Heute wären das dieselben Gründe, unter anderem weil die US-Transaktion "zu teuer" wäre und die Integration "zu viele Management-Ressourcen" verlange, sagte Thomassin.
Delivery-Hero-CEO Östberg muss starke Einkommensverluste verkraften
Delivery-Hero-CEO Niklas Östberg, 2020 einer der Top-Verdiener unter den deutschen Managern, hat 2021 drastisch weniger verdient: Er erhält mit 375.000 Euro nur sein Festgehalt plus Nebenleistungen, nachdem er ein Jahr zuvor - vor allem durch Aktienoptionen - mit 45,7 Millionen Euro Gesamtvergütung ein Vielfaches dessen erhalten hatte. Dies geht aus dem Vergütungsteilbericht im Geschäftsbericht 2021 hervor, den der Berliner Betreiber von Online-Bestell- und Lieferplattformen für Mahlzeiten, Lebensmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs am Donnerstag veröffentlichte. 2020 waren bei Östberg 45,4 Millionen Euro auf Aktienoptionen, gewährt für das Jahr 2017, entfallen.
Meistverdiener bei Delivery Hero war im vergangenen Jahr Finanzvorstand Emmanuel Thomassin aufgrund von Aktienoptionen. Thomassin kam auf eine Gesamtvergütung von 11,6 Millionen Euro, davon entfielen 11,2 Millionen Euro auf Aktienoptionen für das Jahr 2017. Ein Jahr zuvor hatte er 13,44 Millionen Euro erhalten, davon 13,09 Millionen Euro in Form von Aktienoptionen, ebenfalls für 2017.
Östberg, Mitgründer von Delivery Hero, dürfte sich ab 2022 aber wieder an der Spitze einreihen. Ab dem laufenden Jahr stehen sowohl Östberg als auch Thomassin jährlich weitere Aktienoptionen aus langfristigen Aktienoptionsplänen oder Long-Term Incentive Plans (LTIP) zu, deren Sperrfrist endet. Seit 1. Januar 2022 kann die LTIP-Tranche 2018 ausgeübt werden. Seit 2018 besteht bei Delivery Hero die variable langfristige Vergütung aus einem Aktienoptionsplan mit Ausgleich in Aktien. Die für 2021 allen Vorständen zugeteilten virtuellen Aktienoptionen können frühestens 2025 ausgeübt werden.
Die Hauptversammlung des Konzerns soll am 16. Juni über den Vergütungsbericht abstimmen.
Delivery Hero hat ab 2022 neues Vergütungssystem mit Maximum
Ab 2022 hat Delivery Hero den Angaben zufolge ein neues Vorstands-Vergütungssystem, das von der Hauptversammlung 2021 abgesegnet wurde. Dieses sieht für den oder die CEO eine Maximalvergütung von 12 Millionen Euro vor, für Vorstände von 9 Millionen Euro.
Delivery Hero ging im Juni 2017 an die Börse und ist seit August 2020 im DAX.
Insgesamt haben Technologie-Konzerne die Vorstandsvergütungen bei den DAX-Unternehmen dank der Aktienoptionen auf neue Höhen getrieben.
Der absolute DAX-Spitzenverdiener dürfte 2021 der ehemalige Co-CEO bei Zalando, Rubin Ritter, sein. Dem Geschäftsbericht zufolge hat Ritter bei seinem Abschied Ende 2021 insgesamt rund 89 Millionen Euro erhalten. Davon entfiel der grösste Vergütungsanteil auf ausgeübte Aktienoptionen für die Jahre 2011 bis 2013 - also noch vor dem Zalando-Börsengang 2014. Laut Vergütungsbericht übte Ritter Optionen im Wert von 42,5 Millionen Euro noch vor seinem Rücktritt zum 1. Juni 2021 aus, bis Ende Dezember dann weitere im Wert von 46,6 Millionen Euro. Sein Festgehalt für das Gesamtjahr betrug rund 44.500 Euro.
Der MDAX- und TecDAX-Konzern TeamViewer zahlt CEO Oliver Steil für 2021 eine Gesamtvergütung von rund 22,1 Millionen Euro. Gegenüber 2020 mit 72,9 Millionen Euro war dies ein massiver Rückgang; damals war er mit weitem Abstand auch vor allen DAX-Vorstandschefs Bestverdiener. Für die Aktie von Delivery Hero geht es im XETRA-Handel nach anfänglich deutlichen Verlusten im späteren Handel doch noch deutlich aufwärts: Zeitweise gewinnt sie 4,65 Prozent auf 31,29 Euro.
BERLIN (awp international) / (Dow Jones)
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