Im 2. Halbjahr |
11.01.2022 13:07:00
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Delivery Hero-Aktie zieht an: Delivery Hero will bei Essenslieferungen bald operativ profitabel sein
Nach der angekündigten Übernahme des spanischen Konkurrenten Glovo will der Lieferdienst Delivery Hero in seinem Kernsegment Essenslieferungen bald operativ schwarze Zahlen schreiben.
Für das vierte Quartal 2022 rechnet der Vorstand um Unternehmenschef Niklas Östberg bei dem Geschäft mit einem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (ber. Ebitda) von 0 bis 100 Millionen Euro. In den Zielen ist bereits die Entwicklung von Glovo einberechnet. Der spanische Anbieter Glovo gewährt dem deutschen Konzern den Markteintritt in 25 Ländern und 1300 Städte. Im Heimatland Spanien sei Glovo auf dem Weg in die Gewinnzone, hiess es.
Zugleich kündigte Delivery Hero an, die Investitionen in den Bereich um Zustellungen binnen Minuten (Quick Commerce) ab April schrittweise zurückzufahren. Zuvor sollten Beteiligungen und andere strategische Massnahmen im ersten Quartal ihren Höhepunkt erreichen. Der Konzern ist für seine aggressive Wachstums- und Expansionsstrategie bekannt und hat bislang eine mögliche Profitabilität stets nach hinten gestellt, um Marktführer zu werden. Der Konzern steckt deshalb unter dem Strich tief in den roten Zahlen.
So beteiligte sich Delivery Hero im vergangenen Jahr nach einer Reihe von Seitenhieben letztendlich doch am Quick-Commerce-Konkurrenten Gorillas, der schwerpunktmässig in deutschen Grossstädten Zustellungen von Lebensmitteln, Drogerieartikeln und Produkten des Hausbedarfs binnen Minuten verspricht. In Zentralamerika will sich das Berliner Unternehmen unterdessen das Geschäft mit Essenslieferungen und Quick Commerce des Dienstleisters Hugo sichern, der in El Salvador, Dominikanische Republik und weiteren Ländern aktiv ist.
Vom Glovo-Zukauf verspricht sich Delivery Hero ein breitgefächertes Portfolio. So haben die Spanier bereits mit der französischen Supermarktkette Carrefour oder der Drogeriemarktkette dm bekannte Partnerunternehmen, aus deren Sortiment Produkte an Kunden geliefert werden. Ob der Deal klappt, soll bis Ende Juni bekannt werden.
Bereits zuvor hatten sich Analysten positiv zur geplanten Übernahme geäussert. So kommentierte Rob Joyce von der US-Investmentbank Goldman Sachs zuletzt, die Transaktion passe gut zur Wachstumsstrategie des Lieferdienstes. Andere wiederum deuten dies als Beginn der Endphase rund um Konsolidierungen in der Branche.
Auf der anderen Seite war für das eigene Quick-Commerce-Projekt Foodpanda in Deutschland nach nur wenigen Monaten Schluss. Östberg zog Ende 2021 einen Schlussstrich für die Marke, mit der der Konzern vor allem in Südostasien aktiv ist. Auch in Japan ging es mit Foodpanda zu Ende. "Wir sehen uns jetzt mit einer ganz anderen Realität konfrontiert als bei unserem Eintritt in diese Märkte und müssen daher schweren Herzens andere Wachstumsmöglichkeiten mit grösserem Potenzial verfolgen", kommentierte Östberg die Entscheidung. Der Ausstieg in Japan soll bis Ende März abgeschlossen sein.
Sein langfristiges Ziel einer operativen Gewinnmarge gemessen am Bruttowarenwert (GMV) von 5 bis 8 Prozent behält das Management bei. Dieses will Delivery Hero in spätestens zehn Jahren erreichen.
Delivery-Hero-CFO: Konkretes Gewinnziel bietet dem Markt Sicherheit
Delivery Hero sendet CFO Emmanuel Thomassin zufolge mit einem konkreten operativen Gewinnziel für das laufende Jahr das Signal, dass der Konzern auf Kurs ist in Richtung Profitabilität, auch wenn er sich derzeit mit Glovo eine knapp milliardenschwere Akquisition vorgenommen hat."Indem wir das tun, geben wir schon eine gewisse Sicherheit in den Markt, in welche Richtung die ganze Gruppe sich entwickelt", sagte Thomassin im Interview mit Dow Jones Newswires. Er rechne auch mit der Frage nach den wirtschaftlichen Auswirkungen für die Gruppe, wenn Delivery Hero um 14 Uhr in einer Telefonkonferenz mit Investoren und Analysten die Rationale für den Erwerb der Mehrheit an der spanischen Lieferplattform Glovo erläutert. Diese kann theoretisch zwischen 780 Millionen Euro und 1,16 Milliarden Euro kosten - je nach Annahmequote durch die Glovo-Gesellschafter - und erfordert eine Sachkapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital unter Ausschluss der Bezugsrechte der bestehenden Aktionäre durch Ausgabe von bis zu 12,5 Millionen neuen Aktien.
Der Markt reagierte euphorisch auf die Gewinnziele, die Analysten zufolge die Konsenserwartungen übertrafen. Die Aktie gewann in der Spitze gut 9 Prozent und war der stärkste Wert im DAX. Aktuell notiert sie 5,6 Prozent im Plus.
Keine Aussage zur Höhe der Investitionen in Quick Commerce
Der Berliner DAX-Konzern teilte am Montagabend mit, dass der Bereich Essenslieferungen inklusive Glovo im zweiten Halbjahr die Gewinnschwelle erreichen soll und für das vierte Quartal operativ einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 0 und 100 Millionen Euro anpeilt.
Die Verluste im Quick-Commerce-Geschäft - also das Geschäft mit ultraschnellen Warenlieferungen, das mit Glovo weiter hochgefahren werden soll - sollen nach dem ersten Quartal schrittweise reduziert werden, sobald die Investitionen in das Segment im Anfangsquartal ihren Höhepunkt erreicht haben und dann schrittweise sinken.
Zu der Frage, wie hoch die Investitionen in das Quick-Commerce-Geschäft sein werden, wollte Thomassin sich nicht äussern. Er könne noch nicht sagen, ob der Konzern die Zahl veröffentlichen werde, wenn er im Februar die Investitionspläne für die Gruppe insgesamt vorstellt.
Delivery Hero bestätigte auch das langfristige Ziel einer bereinigten EBITDA-Marge von 5 bis 8 Prozent des Bruttowarenwerts (GMV).
Delivery Hero hat Ende 2021 mit einer Reihe von Glovo-Aktionären vereinbart, deren 39,4 Prozent an Glovoapp23, S.L., im Tausch gegen Delivery Hero-Aktien zu übernehmen und den eigenen Anteil auf rund 83,2 Prozent zu erhöhen. Glovo wird in der Transaktion mit 2,3 Milliarden Euro bewertet.
Im XETRA-Handel gewinnt die Aktie von Delivery Hero am Dienstag zeitweise 5,66 Prozent auf 86,58 Euro hinzu.
BERLIN / FRANKFURT (awp international / Dow Jones Newswires)
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