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Börsengang per SPAC 22.12.2021 23:41:00

Ex-Präsident Trump bekommt wegen Truth Social Ärger mit der SEC

Ex-Präsident Trump bekommt wegen Truth Social Ärger mit der SEC

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump will nach seinem Rausschmiss bei Facebook und Twitter ein eigenes soziales Netzwerk auf die Beine stellen und dieses auch an die Börse bringen. Doch bei der angekündigten Fusion mit einer SPAC könnte womöglich nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein, weshalb der Deal nun unter anderem ins Visier der SEC geraten ist.

Trump Media & Technology
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• Trumps Twitter-Klon "Truth Social" soll per SPAC an die NASDAQ
• SEC und FINRA fordern Informationen zu Kommunikation, Aktienhandel und Investoren
• US-Senatorin Elizabeth Warren: SPAC-Deal hat Börsenregeln "schamlos missachtet"

Nach dem Sturm auf das US-Kapitol im Januar hat der ehemalige US-Präsident Donald Trump sein liebstes Sprachrohr verloren, denn aufgrund seiner Aussagen zu dem Vorfall - und seinen Behauptungen, er wäre bei der Präsidentschaftswahl 2020 um den Sieg betrogen worden - wurde er von Twitter gesperrt. Auch Facebook und YouTube verhängten einen Bann gegen den Republikaner. Trump reagierte darauf gewohnt trotzig und kündigte sein eigenes soziales Netzwerk mit dem Namen "Truth Social" an. "Wir leben in einer Welt, in der die Taliban eine riesige Präsenz auf Twitter haben, aber euer amerikanischer Lieblingspräsident zum Schweigen gebracht wurde. Das ist inakzeptabel", so der US-Politiker im Oktober.

Bislang gibt es zwar noch keine Testversion von Truth Social - und der Start einer ersten Beta-Version wurde laut "Reuters" von November 2021 ins erste Quartal 2022 verschoben - doch Trump hat schon grosse Pläne für seinen Twitter-Klon. So soll das soziale Netzwerk, das von der eigens gegründeten Trump Media & Technology Group (TMTG) betrieben wird, auch an die Börse gebracht werden. Das Mittel der Wahl ist dabei eine Fusion mit der SPAC Digital World Acquisition (DWAC). Allerdings könnte bei der Aushandlung dieses Deals und seiner Ankündigung am 20. Oktober womöglich nicht alles nach Vorschrift gelaufen sein, weshalb nun die US-Börsenaufsicht SEC und die US-Genehmigungsbehörde FINRA das geplante Geschäft und die bisherigen Vorgänge genauer unter die Lupe nehmen.

Fusionspläne verstossen offenbar gegen Regeln für SPACs

Börsengänge via SPACs erfreuen sich vor allem seit dem Jahr 2020 einiger Beliebtheit. Die börsennotierten Mantelgesellschaften, die selbst über keinerlei operatives Geschäft verfügen, bieten anderen Unternehmen eine Abkürzung an die Börse, indem sie mit diesen fusionieren. Einen solchen Übernahmekandidaten zu finden und an die Börse zu bringen, ist auch ihr einziger Daseinszweck. Investoren der SPAC bringen dabei Kapital ein, ohne zu wissen, welches Unternehmen später übernommen werden soll. Laut "Tagesschau" sind die fehlende Transparenz und die damit verbundenen Risiken für Anleger auch ein Grund, warum die US-Börsenaufsicht SEC die Mantelgesellschaften generell kritisch sieht.

Bei der geplanten Fusion von Trumps TMTG mit der SPAC Digital World Acquisition (DWAC) gibt es jedoch offenbar ein weiteres Problem. Wie "The Verge" berichtet, gab es wohl schon mindestens seit März Gespräche über einen möglichen Deal zwischen TMTG und DWAC, eine offizielle Bekanntmachung erfolgte jedoch erst am 20. Oktober. Damit hätte DWAC nicht nur gegen die Meldepflicht verstossen, die für SPACs vorschreibt, dass direkte oder indirekte Gespräche mit potenziellen Zielunternehmen sofort öffentlich gemacht werden müssen, sie hätte diese zu diesem Zeitpunkt auch gar nicht führen dürfen. Denn laut "n-tv" dürfen SPACs zum Zeitpunkt ihres eigenen Börsenganges noch keine konkreten Fusionspläne haben. Der Börsengang von DWAC an der NASDAQ erfolgte aber erst im September, also offenbar lange nach den ersten Gesprächen mit Trump. Es erscheint daher wohl nicht sehr abwegig, dass zumindest erste Fusionspläne bereits existierten. US-Senatorin Elizabeth Warren kritisierte daher laut "The Verge" Mitte November, dass der SPAC-Deal zwischen TMTG und DWAC das Börsenregelwerk "schamlos missachtet" hätte und forderte eine Untersuchung durch die SEC. Doch diese war zu diesem Zeitpunkt bereits aktiv geworden.

SEC und FINRA fordern umfangreiche Auskünfte

Anfang Dezember verkündete DWAC, dass man Auskunftsersuchen von der US-Börsenaufsicht SEC und der US-Genehmigungsbehörde FINRA erhalten habe. Diese sind laut der Unternehmensmeldung allerdings bereits Ende Oktober beziehungsweise Anfang November eingegangen. Inwiefern hier durch das wochenlange Schweigen der SPAC auch ein Verstoss gegen die Offenlegungspflicht vorliegt, dürfte wohl in Zukunft noch ein Thema werden. Vorerst verlangt die SEC laut "The Verge" vor allem Informationen über die Kommunikation zwischen Digital World Acquisition und Trumps Unternehmen TMTG. Unter anderem seien Dokumente zu Vorstandstreffen sowie zur Identität bestimmter Investoren angefragt worden.

Vor allem die Frage nach den Geldgebern ist interessant, denn wie DWAC und TMTG Anfang Dezember in einer gemeinsamen Mitteilung bekanntgaben, habe man von nicht namentlich genannten Investoren Finanzierungszusagen in der Gesamthöhe von einer Milliarde US-Dollar erhalten. "Redaktionsnetzwerk Deutschland" weist daraufhin, dass diese unbekannten Investoren zu einer Gefahr für die nationale Sicherheit werden könnten, falls Trump 2024 wirklich wieder - wie von ihm angekündigt - bei der US-Präsidentschaftswahl antreten und erneut ins Amt gewählt werden sollte. Denkbar wäre etwa, dass es sich um Geldgeber aus dem Ausland - etwa Russland oder Saudi-Arabien - handeln könnte und diese später Gegenleistungen von einem etwaigen US-Präsidenten Trump einfordern könnten.

Des Weiteren untersuchen SEC und FINRA den Handel mit den DWAC-Aktien vor Ankündigung der Fusion mit TMTG. Vor dem 20. Oktober notierte der Anteilsschein an der NASDAQ bei rund 10 US-Dollar, schoss dann auf mehr als 90 US-Dollar nach oben und bewegt sich nun bei rund 51 US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 20.12.2021). Wie "Reuters" in einer eigenen Analyse herausfand, gab es am 20. Oktober kurz vor der Ankündigung des Deals ungewöhnliche Handelsaktivitäten bei der DWAC-Aktie. So meldet die Nachrichtenagentur unter Berufung auf Daten des Dienstleistungsunternehmens Refinitiv, dass an diesem Tag mehr als eine Million Optionsscheine im Gesamtwert von 500'000 US-Dollar gehandelt worden seien - im Vergleich zu 119'000 Optionsscheinen am Vortag. Am 20. Oktober schloss die DWAC-Aktie noch bei knapp 10 US-Dollar, während sie am Folgetag zum Handelsschluss bereits 45,50 US-Dollar kostete.

Trumps soziales Netzwerk: Milliarden-Geschäft oder Pleite?

Neben der eine Milliarde US-Dollar der unbekannten Investoren würden Trumps sozialem Netzwerk bei einem erfolgreichen Deal auch noch weitere 293 Millionen US-Dollar zufliessen, die DWAC laut "Tagesschau" eingesammelt hat und zur Verfügung stellen wird. Sollte die Fusion jedoch scheitern - entweder falls eine der Behörden Beweise für unsaubere Vorgehensweisen findet oder falls die Anleger der SPAC nicht zustimmen oder ihr Geld wieder abziehen - würde TMTG leer ausgehen und das gesamte Projekt wäre wohl in Gefahr.

Wie erfolgreich Truth Social werden wird, steht aber ohnehin noch in den Sternen. DWAC prognostiziert laut "The Verge" zwar, dass das soziale Netzwerk bis 2026 rund 81 Millionen Nutzer haben werde, davon 40 Millionen zahlende Abonnenten. Der Durchschnittserlös pro Nutzer werde dann bei 13,50 US-Dollar liegen. Bislang ist das jedoch alles noch Zukunftsmusik, denn momentan gibt es zu Trumps Truth Social nichts ausser einer nahezu leeren Webseite und vollmundigen Ankündigungen. Bekannt ist lediglich, dass Trump laut "Reuters" der Vorsitzende der Muttergesellschaft Trump Media & Technology Group ist und der republikanische Kongressabgeordnete Devin Nunes ab Januar als CEO fungieren soll. Aber erst wenn Truth Social tatsächlich in irgendeiner Form verfügbar sein wird, wird sich zeigen, ob tatsächlich so viele Menschen wie von Trump erhofft ihm auf seinem neuen Sprachrohr folgen werden, oder ob sich Truth Social in die zahlreichen Pleiten des Ex-Präsidenten einreiht.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: John Moore/Getty Images,Scott Eisen/Getty Images,Andrew Harnik/AP

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