Trotz hoher Preise |
04.03.2025 13:16:39
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Lindt-Aktie weit im Plus: Lindt & Sprüngli baut Profitabilität weiter aus

Der Premiumschokoladen-Hersteller Lindt & Sprüngli hat im letzten Jahr so profitabel wie noch nie gearbeitet.
Der Produzent von Lindor-Kugeln, Pralinés und Schoggihasen konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024 trotz höherer Preise und einer trüberen Konsumstimmung Marktanteile gewinnen, wie Lindt-CEO Adalbert Lechner am Dienstag vor Journalisten in Kilchberg sagte.
Rekordhohe Rohstoffpreise
Lindt kämpfte mit rekordhohen Kakaopreisen. Zur höheren Profitabilität hätten vor allem erhöhte Produktpreise aber auch eine straffe Kostenkontrolle und Effizienzsteigerungen beigetragen, schrieb das Unternehmen. Einmalig positiv wirkte sich auch eine Entschädigung im US-Rechtsstreit mit einem Logistikunternehmen aus.
Der Betriebsgewinn (EBIT) stieg um 8,7 Prozent auf 884,2 Millionen Franken, die entsprechende Marge um 0,6 Prozentpunkte auf rekordhohe 16,2 Prozent.
Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von 672,3 Millionen Franken. Das ist minim mehr als im Jahr davor. Ohne einen einmaligen Steuereffekt im Jahr 2023 wäre der Nettogewinn deutlich gestiegen. 2023 hatte Lindt von einer einmaligen Steuerermässigung im Zuge der Einführung der globalen Mindestbesteuerung und der Schweizer Steuerreform profitiert.
Enttäuschendes Geschäft in Nordamerika
Wie bereits seit Januar bekannt, ist Lindt 2024 stark gewachsen und hat bei einem volumenmässig schrumpfenden Weltmarkt weltweit Marktanteile gewonnen. Der Jahresumsatz stieg um 5,1 Prozent auf 5,47 Milliarden Franken. Es ist das zweite Mal in der 180-jährigen Firmengeschichte, dass die 5-Milliarden-Marke übertroffen wurde.
In Europa - dem wichtigsten Markt - verzeichnete Lindt ein organisches Wachstum von 9,5 Prozent mit zweistelligen Zuwächsen in Märkten wie Grossbritannien, Mittel- und Osteuropa, Frankreich und Benelux.
In Nordamerika lief das Geschäft mit 5,0 Prozent Wachstum gemäss Firmenchef Lechner "enttäuschend". Herausforderungen lagen dort laut Lindt bei der Konsumentenstimmung, vorgezogenen Osterbestellungen schon im Jahr 2023 und Lagerbestandsreduktionen bei grossen Einzelhändlern. Die Region "Rest der Welt" erzielte ein organisches Wachstum von 10,0 Prozent, insbesondere dank Zuwächsen in Brasilien, Japan und China.
Mit den vorgelegten Resultaten übertraf Lindt & Sprüngli Schätzungen von Analysten. Vom Geschäftsgang sollen die Aktionäre von einer erneut höheren Dividende profitieren. Die Inhaber von Lindt-Namenaktien - ein Anteilsschein davon gehört mit einem Kurswert von über 112'000 Franken zu den teuersten Aktien der Welt - erhalten eine um 100 Franken höhere Dividende von 1500 Franken pro Aktie.
Reaktion auf kanadische Zölle
Im Ausblick bestätigte Lindt seine Ziele für weiteres Wachstum. Von US-Zöllen gab sich Lindt unbeeindruckt, die kanadischen Gegenzölle hingegen dürften wegen der Fabriken in den USA einen direkten Einfluss auf das Geschäft haben. Lindt wird darauf reagieren und Produkte, darunter Lindor, nach Europa verlagern. In welchem Umfang, das konnte Finanzchef Martin Hug noch nicht sagen.
Schokolade-Konsumenten müssen sich zudem noch im laufenden Jahr auf höhere Preise einstellen, und zwar im zweistelligen Prozentbereich. Dass man damit viele Kunden vergrämt, glauben die Lindt-Verantwortlichen nicht. Der allgemeine Konsumtrend gehe weiter weg von Quantität hin zu qualitativ hochwertiger Premium-Schokolade, sagte CEO Lechner. "Für einen Kaffee zahlt man im Restaurant auch mal 7 Franken, eine Tafel Schokolade gibt es dagegen immer noch für ein paar wenige Franken."
Finanzchef Martin Hug rechnet möglicherweise ab 2026 wieder mit stabilen Preisen. Lindt geht auch davon aus, dass sich der Kakao-Preis mittelfristig wieder reduzieren wird. Im vergangenen Jahr hatte sich der Kakao-Preis verdreifacht. Die Gründe waren unter anderem der Klimawandel, Missernten, Krankheiten und Spekulationen. Die Kakao-Bauern vor allem in Afrika konnten die weltweite Nachfrage nicht decken.
So reagiert die Aktie
Lindt & Sprüngli sind am Dienstag nach Vorlage der Geschäftszahlen 2024 mit Gewinnen in den Handel gestartet. Analysten sprechen in ersten Kommentaren von starken Zahlen und loben die hohe Preissetzungsmacht des Schokoladenherstellers.
Das Geschäftsjahr 2024 gehe in nahezu sämtlichen Belangen als ein Rekordjahr in die Firmengeschichte ein, schreibt Vontobel in einem Kommentar. Positiv wird der deutlich höheren freie Cashflow und die höhere Dividende hervorgehoben. Auch dürfte das Aktienrückkaufprogramm deutlich früher als gedacht zum Abschluss gebracht werden.
Lindt habe die höheren Kakaopreise mit Preiserhöhungen kompensieren können, so die UBS. Zudem hätten die Margen von positiven Einmaleffekten profitiert. Insgesamt bleibe Lindt eine der am schnellsten wachsenden Konsumgüterfirmen mit hoher Preissetzungsmacht.
Eher etwas zurückhaltender zeigt sich die Zürcher Kantonalbank. Das Schätzrisiko für 2025 und 2026 sei grösser als üblich ist, so der zuständige Experte. Auch sei noch nicht klar, wie sich die gestiegenen Preise der Schokoladenindustrie auf die Nachfrage auswirken würden.
Die Lindt-Partizipationsscheine zeigen sich via SIX zeitweise 9,19 Prozent fester bei 12'480 Franken, für die Lindt-Namen geht es 6,52 Prozent auf 117'600 Franken aufwärts.
to/cf
Kilchberg (awp)
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