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Milliarden-Dollar-Zufluss 25.03.2023 22:03:00

Nach Kleinbankensterben von SVB, Silvergate & Co.: Too-Big-To-Fail-Banken machen Kasse bei Einlagen

Nach Kleinbankensterben von SVB, Silvergate & Co.: Too-Big-To-Fail-Banken machen Kasse bei Einlagen

Die Pleite von mehreren US-amerikanischen Kleinbanken hat weltweit für grosse Unsicherheit gesorgt. Zahlreiche Einleger haben ihr Geld aus Sorge vor einer Bankenkrise im Stil von Lehman Brothers von den betroffenen Banken oder anderen kleineren Geldinstituten abgezogen - zum Vorteil von Too-Big-to-Fail-Banken.

• Klein- und Regionalbanken nach Bankenbeben mit massiven Geldabflüssen
• Too-Big-To-Fail-Banken als Nutzniesser
• Nicht nur Portfolio, auch Banken diversifizieren

In der zweiten Märzwoche kam es zu einem Bankenbeben in den USA, das auch an den internationalen Märkten für Turbulenzen sorgte. So geriet zunächst der kryptofreundliche Finanzdienstleister Silvergate Capital aufgrund der anhaltenden Krypto-Flaute in Schieflage und gab kurz darauf die freiwillige Abwicklung bekannt. Kurze Zeit später geriet auch das Finanz-Unternehmen SVB Financial zu dem die Silicon Valley Bank gehört in Schieflage, was zahlreiche Anleger aufschreckte. Die Silicon Valley Bank hat sich auf die Finanzierung von kleinen und mittelständigen Tech-Startups spezialisiert und litt aufgrund ihres Fokus auf diesem eher risikobehafteten Sektor besonders unter den steigenden Leitzinsen. Um sich abzusichern, hatte das Finanzinstitut insbesondere auf Anlagen in US-Staatsanleihen gesetzt, die im Zuge der strafferen Geldpolitik jedoch ebenso an Wert verloren.

Als SVB bemerkte, dass die eigenen Reserven knapp zu werden drohten, musste die Bank ihre Anleihen mit grossen Verlusten verkaufen. Der Versuch durch eine Notkapitalerhöhung an das nötige Geld zu kommen, scheiterte ebenfalls, was Panik unter den Einlegern verursachte. Zahlreiche Einleger hoben ihr Geld ab und sorgten damit noch für zusätzlichen Druck bei dem Finanzinstitut, sodass schliesslich die Behörden eingreifen mussten und SVB unter staatliche Kontrolle stellten. In einer gemeinsamen Erklärung verkündeten die US-Regierung, die US-Notenbank Fed sowie die US-Einlagensicherung FDIC schliesslich, dass die Einlagen der Kunden auch über den durch die FDIC abgesicherten Betrag von 250.000 US-Dollar hinaus gesichert seien. Gleiches gelte auch für die im Zuge der Krise ebenfalls unter Druck geratene New Yorker Signature Bank.

Einleger fliehen in "Too-Big-To-Fail"-Banken

Trotz der Beruhigungspillen seitens der Behörden zögerten zahlreiche Einleger nicht, ihr Geld von den betroffenen Klein- und Regionalbanken und darüber hinaus abzuziehen und sich stattdessen nach solchen Banken umzusehen, die im Allgemeinen als "too big to fail" gelten. Laut dem Gabler Banklexikon spricht man bei Marktteilnehmern von "too big to fail", wenn "deren Insolvenz derart gravierende negative Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft haben würde, dass deren Ausfall - insbesondere durch staatliche Eingriffe - zu verhindern ist."

Wenig überraschend hat die Krise bei SVB und Co. dementsprechend viel Geld in die Kassen dieser Finanzhäuser gespült. So kommentiert Michael Imerman von der University of California Irvine’s Business School gegenüber Bloomberg: "Die Top sechs Banken in den USA sind und waren too big to fail, das hat die Finanzkrise vor zehn Jahren bewiesen. Deshalb ist es sicherer sich an einen Namen mit einem höheren Grad an Sicherheit zu halten".

JPMorgan, Citigroup, Wells Fargo & Co. profitieren von SVP-Pleite

Wie viel Geld tatsächlich bei den grossen Geldinstituten gelandet ist, darüber halten sich die Banken bedeckt. Wie Bloomberg mit Verweis auf mit der Sache vertrauten Personen berichtet, hätten JPMorgan, Citigroup, Wells Fargo, BofA & Co, in den Tagen nach der Bankenkrise Milliarden US-Dollar an Zuflüssen verzeichnet. Wie Fortune mit Verweis auf Bloomberg schreibt, hätten Quellen bei der Bank of America von Geldzuflüssen in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar gesprochen. Auch die Citizens Financial Group gab gegenüber der Nachrichtenagentur an, "in den letzten Tagen mehr Interesse als sonst von möglichen Neukunden" erfahren zu haben.

Wie die Financial Times berichtet, würde JPMorgan den Zustrom neuer Kunden dadurch vereinfachen, dass die Wartezeiten für Kontoeröffnungen verkürzt würden. Ausserdem würde die Bank die Geschwindigkeit für neue Unternehmenskunden erhöhen, bis diese auf ihre Mittel zugreifen können. Auch die Citigroup will die zahlreichen Kunden, die auf der Suche nach einer grossen Bank sind, nicht an sich vorbeiziehen lassen. Wie die FT schreibt, würde die Privatbank der Citigroup, die sich auf wohlhabende Einzelkunden spezialisiert hat, mittlerweile versuchen, eine Kontoeröffnung noch am selben Tag zu ermöglichen. Normalerweise dauert das Verfahren zwischen Beantragung eines Kontos und Eröffnung ein bis zwei Wochen.

Dennoch wollen die Grossbanken dem Vorwurf entgehen, sie würden Nutzen aus der Misere der Klein- und Regionalbanken ziehen. Allerdings kommentierte Wells Fargo-Analyst Mike Mayo die Situation in einem Bericht, der der FT vorliegt, lediglich mit "Goliath gewinnt" und will insbesondere JPMorgan als grossen Gewinner "in diesen unsicheren Zeiten" ausgemacht haben.

Wie ein Private Banker eines grossen Unternehmens gegenüber der Financial Times verlautet, hätten viele Kunden durch die jüngste Krise jedoch auch gemerkt, dass es sich lohne, nicht nur diversifiziert zu investieren, sondern auch das eigene Geld auf mehrere Banken zu verteilen: "Kunden sagen ...'Ich habe meine Lektion gelernt, ich diversifiziere nicht nur mein Portfolio, ich will auch meine Bank diversifizieren'".

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Postmodern Studio / Shutterstock.com,TK Kurikawa / Shutterstock.com

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