| Verzerrte Wahrnehmung |
17.12.2025 06:02:00
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Recency Bias: So beeinflusst psychische Verzerrung Anlageentscheidungen
In der Welt der Finanzen zählen nicht nur Zahlen, sondern auch Psychologie. Ein oft unterschätzter Denkfehler ist der sogenannte Recency Bias - die Neigung, jüngste Ereignisse zu überbewerten. Für Anleger kann diese kognitive Verzerrung teure Konsequenzen haben.
• Emotionales Handeln kann Folgen haben
• Durchhalten kann ratsam sein
Der Recency Bias (zu Deutsch: "Rezenzeffekt") beschreibt die menschliche Tendenz, aktuellen Informationen eine überproportionale Bedeutung beizumessen - während ältere, vielleicht sogar relevantere Daten zunehmend in den Hintergrund rücken. Im Alltag ist dieses Verhalten ganz natürlich: Wer zuletzt einen spannenden Film gesehen hat, erinnert sich eher an dessen Handlung als an einen, den er vor Monaten geschaut hat. In der Finanzwelt jedoch kann diese psychologische Kurzsichtigkeit zu irrationalem Verhalten führen.
Warum Anleger besonders anfällig sind
Gerade an der Börse sind Emotionen ein schlechter Ratgeber - und dennoch lassen sich viele Investoren von kurzfristigen Kursbewegungen, Medienberichten oder Markttrends mitreissen. Wenn der SMI nach Wochen der Schwäche plötzlich stark steigt, kann das leicht den Eindruck erwecken, dass eine Trendwende bevorsteht. Die Versuchung ist gross, jetzt aufzuspringen - obwohl eine nüchterne Analyse vielleicht zur Vorsicht raten würde.
Das gleiche gilt umgekehrt: Wer in kurzer Zeit Verluste erleidet, neigt dazu, seine gesamte Anlagestrategie in Frage zu stellen - obwohl langfristige Ziele weiterhin erreichbar wären. Der Recency Bias verstärkt in solchen Situationen Angst oder Gier und verleitet zu hektischem Umschichten oder gar zum vollständigen Ausstieg.
Konkrete Folgen: Schlechte Entscheidungen durch Kurzsichtigkeit
Ein klassisches Beispiel: Anleger investieren in einen Fonds, der in den letzten Monaten stark performt hat. Der Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch, dass dieser Fonds auch schon mehrfach unterdurchschnittlich lief. Dennoch wiegt die jüngste Performance schwerer - ein typischer Fall von Recency Bias. Studien zeigen, dass viele Investoren dadurch systematisch zu teuer kaufen und zu günstig verkaufen - ein Teufelskreis, der langfristige Renditen erheblich schmälert.
Der Recency Bias ist ein typisches Beispiel dafür, wie psychologische Verzerrungen unsere Wahrnehmung beeinflussen - und damit auch unsere Anlageentscheidungen. Wer sich dieser Falle bewusst ist und klare, langfristige Strategien verfolgt, schützt sich besser vor unnötigen Verlusten. In einer Welt voller Datenflut und Schlagzeilen lohnt es sich, manchmal einen Schritt zurückzutreten - und das grosse Ganze im Blick zu behalten.
Redaktion finanzen.ch
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