Tiefrote Zahlen |
19.10.2020 21:04:00
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Wann schafft es der Anleger-Liebling Aurora Cannabis endlich in die Profitabilität?
Mit der Legalisierung von Cannabis in Kanada ging ein Boom von Marihuana-Unternehmen einher. Ganz vorne dabei: Aurora Cannabis. Doch wie sich anschliessend zeigte, wollten die Kanadier zu schnell zu hoch hinaus und nahmen dafür hohe Kosten in Kauf. Nicht wenige Anleger fragen sich daher, wann das Hanf-Unternehmen endlich Gewinn abwerfen wird.
• Produktionserweiterungen kommen den Cannabis-Produzenten teuer zu stehen
• Wechsel in den Premium-Markt und Kostensenkungen sollen die Wende bringen
Aurora Cannabis kommt aus den Negativschlagzeilen nicht raus. Hohe Kosten bei einer stagnierenden Nachfrage, gepaart mit zu vielen Anbietern, haben den einstigen Hoffnungsträger der noch jungen Cannabis-Branche stark unter Druck gebracht. Dabei muss allerdings auch gesehen werden, dass Aurora nicht als einziges Cannabis-Unternehmen unter den aktuellen Marktbedingungen leidet.
Aurora Cannabis will ganz vorn mit dabei sein
Als Cannabis in Kanada legalisiert wurde, zog dies einen wahren Boom von Marihuana-Herstellern nach sich. Im Allgemeinen wurde von einer enormen Nachfrage nach Cannabis ausgegangen, die die Legalisierung mit sich bringen dürfte. Dies stimmte auch für die ersten Wochen und Monate nach der Legalisierung, jedoch hielt die Entwicklung nicht so lange an, wie von Herstellern erwartet. So setzte Aurora Cannabis zunächst darauf seine Produktionskapazitäten massiv auszubauen. Den Höhepunkt dieser Kapazitäten erreichte Aurora mit einer möglichen jährlichen Produktion von 625'000 kg Cannabisblüten. Doch im erheblichen Kontrast dazu stehen die 52'500 kg Cannabis, die das Unternehmen nach eigenen Angaben im letzten Jahr tatsächlich verkaufte.
Die Aurora-Cannabis-Aktie im Sinkflug
Dabei hat sich der Marihuana-Hersteller diese Kapazitätserweiterung einiges kosten lassen und dabei seine Geldverbrennungsrate von Quartal zu Quartal kontinuierlich erhöht. Um diese Investitionen finanzieren zu können, hat Aurora immer wieder neue Aktien ausgegeben. Während das Unternehmen im Juni 2014 noch 1,3 Millionen Aktien im Umlauf hatte, hat sich die Menge bis zum Juni 2020 auf satte 115,2 Millionen Anteilsscheine erhöht. Darin enthalten ist ausserdem ein 1-für-12-Aktiensplit, den Aurora durchführen musste, damit es seinen Platz an der New York Stock Exchange behalten durfte. Kein Wunder also, dass das Aurora Cannabis-Papier erst vor Kurzem ein neues 52-Wochentief bei 4,29 US-Dollar markierte. Seit Jahresbeginn steht ein Minus von rund 80 Prozent in den Büchern der Anleger.
Verschiedene Strategien sollen das Ruder rumreissen
Aber immerhin: Aurora hat erkannt, dass es ein Problem hat und im Zuge dessen bereits mehrere zuvor zugekaufte beziehungsweise ausgebaute Produktionsstätten wieder verkauft bzw. deren Ausbau gestoppt. Bei der jüngsten Bilanzvorlage Ende September haben die Kanadier ausserdem verschiedene Strategien vorgestellt, mit denen sie ihre massiven Verluste kontinuierlich reduzieren wollen. So sollen insbesondere die Kosten im Vertrieb weiter gesenkt werden. Schon im zuletzt abgelaufenen Quartal hatte das Unternehmen gemeldet, diese Kosten um 11,2 Millionen Dollar gesenkt zu haben, wie Yahoo Finance berichtete - genauso wie die Investitionsausgaben für längerfristige Anlagegüter (CapEx). Auf der anderen Seite will sich das Unternehmen nun auf den Markt für höherpreisige Cannabisprodukte konzentrieren, da es dort höhere Margen zu erzielen gäbe. Dies gab Aurora bei der jüngsten Quartalsvorlage Ende September bekannt.
Bilanzvorlage missfällt Anlegern
Die Bilanzvorlage hatte bei Anlegern für lange Gesichter gesorgt. Zum einen war der Umsatz im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 99 Millionen auf 72,11 Millionen Kanadische Dollar zurückgegangen, zugleich wurde der Verlust auf 1,86 Milliarden Kanadische Dollar ausgeweitet. In dem gesamten Geschäftsjahr wuchsen die Verluste somit auf satte 3,3 Milliarden Kanadische Dollar an.
Positives Ebitda bis Q2 2021? BMO Capital Markets skeptisch
Immerhin, das Unternehmen gab auch bekannt, dass es bis zum zweiten Quartal 2021 ein positives bereinigtes Ebitda vorzuweisen gedenke. Allerdings ist auch zu sehen, dass das nicht das erste Mal wäre, dass Aurora sich so ein Ziel setzt, nur um es zu verfehlen. In der Vergangenheit hat der Cannabis-Produzent Anleger in dieser Hinsicht bereits zwei Mal enttäuscht.
Auch die Experten von BMO Capital Markets sehen es durchaus als fraglich an, ob Aurora Cannabis sein Ziel auch tatsächlich wird erreichen können. So sieht Analystin Tamy Chen ein positives Ebitda noch weit in der Zukunft. Sie ist davon überzeugt, dass - wenn Aurora seine Vertriebskosten nicht weiter drastisch senkt - ein positives Ebitda eher in drei Jahren zu erreichen ist, wie es in einen Kundenbericht heisst, der Yahoo Finance vorliegt.
Gleichzeitig würde der Wechsel hin zu Premium-Cannabisprodukten dazu führen, dass das Verkaufsvolumen erstmal nicht ansteige, sondern sich der Marktanteil Auroras zunächst stabilisiere. Chen geht hier davon aus, dass im Fiskaljahr 2021 die Umsätze auf 265 Millionen Kanadische Dollar anwachsen würden, im Jahr 2022 wären diese bei 288 Millionen Kanadische Dollar. Trotzdem sieht die Analystin für diese beiden Jahre weiterhin Verluste voraus. Es könnte also noch eine Weile dauern, bis Aurora tatsächlich einen Gewinn verbucht.
Die Zeit wird es zeigen
Aurora Cannabis-CEO Miguel Martin gab sich unterdessen in einem Analysten Call zur letzten Bilanzvorlage verständnisvoll, dass Anleger skeptisch angesichts des Ausblicks Auroras seien, dennoch riet er Investoren die nächsten Monate genau zu beobachten, ob die neue Strategie Auroras Früchte tragen würde: "Schauen Sie sich die Daten in den nächsten Monaten an, um den Weg zu unserem Erfolg auf dem kanadischen Verbrauchermarkt zu sehen. Wenn Sie Fortschritte in unseren Premium-Marken sehen und anderen Schlüsselkategorien wie Vapes und Pre-Rolls, dann werden Sie wissen, dass der Plan auf dem richtigen Weg ist".
Es wird sich also zeigen, ob der Marihuana-Produzent seinen Ausblick diesmal wird halten können, oder eine erneute Enttäuschung für Anleger droht. Chen verpasste dem Aurora Cannabis-Anteilsschein unterdessen ein "Hold"-Rating sowie ein Kursziel von 7 Kanadischen Dollar.
Martina Köhler / Redaktion finanzen.ch
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