28.04.2020 08:27:39
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Die Erholung der chinesischen Wirtschaft
Kolumne

Nach der Krise: Warum die Erholung der chinesischen Wirtschaft keine Blaupause für die Welt ist
Ein Kommentar von Qian Wang, PhD, Vanguard Asia-Pacific Chief Economist
Für Szenarien einer Erholung von der Pandemie blicken Beobachter nach China, schliesslich hat das Reich der Mitte offenbar das Schlimmste hinter sich, die Wirtschaft läuft wieder an. Die Industrieländer haben mehrere Monate Rückstand auf China und arbeiten noch an ihren Plänen für eine Lockerung der Eindämmungsmassnahmen, die die Wirtschaft abgewürgt haben.
Wer jedoch aus der chinesischen Erholung Prognosen für die Industriestaaten ableitet, der wird sich wahrscheinlich täuschen, denn für einen direkten Vergleich sind die wirtschaftlichen Strukturen zu verschieden. Daher erwarten wir in den Industrieländern einen sehr anderen Erholungsrhythmus. Sofern eine schwere zweite Welle ausbleibt, sollte die chinesische Wirtschaft bis Jahresende wieder ihre volle Kapazität erreicht haben. In den Industrieländern dürfte dieser Prozess drei bis vier Quartale mehr in Anspruch nehmen und bis Ende 2021 andauern.
Die Lage in China
Für die Entwicklung der Epidemie in China hatten wir drei Kernthesen formuliert. Als das chinesische Statistikamt am 17. April die Konjunkturdaten für das erste Quartal vorlegte, sahen wir zwei unserer Prognosen bestätigt:
Die Wirtschaft würde im ersten Quartal einbrechen... Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im Vergleich zum ersten Quartal 2019 um 6,8% zurückgegangen. ...und sich anschliessend sehr schnell erholen. Die Industrieproduktion ist im März um nur 1,1% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, im Januar/Februar lag der Rückgang dagegen bei 13,5%. (In China werden die Daten für Januar und Februar zusammengefasst, da das Mond-Neujahr nicht immer auf den gleichen Monat fällt.) Auch für unsere dritte These – eine langsame Rückkehr der Wirtschaft zur Normalität – finden sich klare Anzeichen in den Konjunkturdaten. Die Einzelhandelsumsätze sind im März um 15,8% gesunken und fielen damit nur geringfügig besser aus als die Zahlen der Monate Januar und Februar (-20,5%). Echtzeitinformationen, etwa Berichte über stornierte Exportaufträge oder rückläufige Volumen von Massengutfrachtern und Containerschiffen in chinesischen Häfen, sprechen für eine langsame Normalisierung.
Die Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie hatten im ersten Quartal den grössten wirtschaftlichen Einbruch seit den Dreissigerjahren zur Folge und könnte diesen sogar übertreffen. In den kommenden Monaten dürfte daher auch die Nachfrage nach chinesischen Gütern zurückgehen. Chinesische Fabriken könnten ihre Produktion schon bald wieder voll hochfahren, doch ohne Nachfrage aus dem Ausland haben sie kaum einen Anlass dazu.
Warum die Industrieländer anders funktionieren
Aus drei Gründen erwarten wir in den Industrieländern eine andere Konjunkturerholung als in China: Erstens ist nicht jedes andere Land so energisch gegen den Ausbruch vorgegangen wie China, das die erste Welle durch landesweite Lockdowns relativ schnell unter Kontrolle bringen konnte. Zweitens ist China immer noch die „Fabrik der Welt“. Die Industrie hat in der chinesischen Wirtschaft noch immer eine dominante Position. Der kontaktintensivere Dienstleistungssektor wird sich in China ebenso langsam erholen wie in anderen Ländern, wo er jedoch sehr viel grössere Bedeutung hat. Drittens hat China deutlich mehr Spielraum als die meisten Industriestaaten, um die Nachfrage durch Haushaltsmassnahmen anzukurbeln – zusätzlich zu den weltweiten Konjunkturpaketen, die den freien Fall der Wirtschaft vorerst aufhalten sollen.
China ist auf Stabilität bedacht
Allerdings weiss auch die chinesische Führung, dass Rettungsmassnahmen in der Grössenordnung wie zuletzt im Jahr 2008 teuer werden können. In den Augen vieler Beobachter hat China damals, während der Finanzkrise, die Welt gerettet, und auch in den Jahren 2015/2016 hat sich die Regierung gegen eine Konjunkturabkühlung gestemmt. Durch eine höhere Kreditaufnahme zur Stützung der Wirtschaft können jedoch insbesondere im Immobiliensektor Preisblasen entstehen. China nimmt dieses Risiko heute ernster denn je.
Oberste Priorität für die Führung haben wirtschaftliche und soziale Stabilität, daher erwarten wir eher Massnahmen wie einen Ausbau des sozialen Netzes und die Einführung einer Arbeitslosenversicherung sowie finanzielle Unterstützung für Unternehmen und private Haushalte. Vielleicht müsste China dafür weniger Wachstum in Kauf nehmen. Eigentlich waren wir in diesem Jahr von mindestens 6% ausgegangen, wie wären allerdings nicht überrascht, wenn die Regierung ihre Ziele senkt. Wir erwarten ein Wachstum im unteren einstelligen Bereich – und unter unseren ursprünglichen Prognosen vor Ausbruch des Coronavirus.
Die Welt braucht ein Zeichen der Hoffnung, dass eine Erholung nach der Krise möglich ist. China mag diese Hoffnung wecken, man sollte jedoch nicht darauf zählen, dass es die Welt retten wird.
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