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10.07.2016 08:00:00
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Emerging Markets sind wieder reizvoll
Emerging-Markets-Aktien haben sich erstaunlich schnell vom Brexit-Schock erholt. Zahlreiche Anleger setzen darauf, dass die aufstrebenden Volkswirtschaften weiterhin von der lockeren US-Geldpolitik profitieren.
Von Wolfgang Hagl
Viel Zeit zum Durchatmen bleibt den Sportfans nicht, wenn am Sonntag mit dem grossen Finale in Paris die Fussball-Europameisterschaft zu Ende geht. Bereits am 5. August wird in Rio de Janeiro das Feuer der Olympischen Sommerspiele entzündet. Anschliessend kämpfen mehr als 10'000 Athleten aus 206 Ländern in 42 Disziplinen um Gold, Silber und Bronze. Der brasilianische Aktienmarkt zeigt vor dem Megaevent eine aufsteigende Formkurve: 2016 legte der Bovespa Index bis dato um mehr als 40 Prozent zu. Allerdings kommt in der Rally weniger eine kollektive Vorfreude auf die Olympiade zum Ausdruck, sondern vielmehr steht die Erholung der seit Jahren nach unten tendierenden Benchmark in einem direkten Zusammenhang mit der generellen Aufbruchstimmung in den Emerging Markets. Während die Börsen-Zwischenbilanz in vielen Industrienationen tiefrote Vorzeichen trägt, kommt von den aufstrebenden Volkswirtschaften ein markantes Lebenszeichen.
China: Horrorszenarien bewahrheiten sich nicht
Das wiederentdeckte Interesse an den lange Zeit gescholtenen Aktien dieser Länder hat mehrere Ursachen. Von zentraler Bedeutung ist China. Anfang Jahr herrschte in Bezug auf das grösste Schwellenland enorme Verunsicherung - nicht selten war von einer harten Landung der Wirtschaft im roten Riesenreich die Rede. Derartige Negativszenarien sorgten sowohl an den lokalen Börsen als auch weltweit für starke Rückschläge. Bis dato haben sich die schlimmsten Befürchtungen jedoch nicht bewahrheitet. Vielmehr traut der Internationale Währungsfonds (IWF) China im laufenden Jahr ein ordentliches Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent zu. Entsprechend zeichnet sich bei den Aktien im Reich der Mitte eine zaghafte Erholung ab.
Rückenwind bekommen die Emerging Markets auch von den Rohstoffmärkten. Insbesondere der jüngste Ölpreisanstieg spielt so manchem Schwellenland in die Hände. Beispielsweise generiert Russland die Hälfte seiner Steuereinnahmen aus dem Energiesektor. Ein Übriges tat die US-Geldpolitik. Im vergangenen Jahr forcierte die Aussicht auf steigende Renditen im Dollarraum noch die Kapitalabflüsse aus den Emerging Markets. Zwar machte die Fed im Dezember Ernst, indem sie die Zinswende einleitete, doch seither hat sich die US-Notenbank mit einer weiteren Straffung deutlich mehr Zeit gelassen als erwartet.
Brasilien - ab 2017 soll es aufwärts gehen
Nach dem überraschenden Votum der Briten für den EU-Ausstieg nahm die Wahrscheinlichkeit für einen raschen Zinsanstieg noch einmal ab. 10-jährige US-Treasuries tauchten auf ein Rekordtief von 1,32 Prozent. Entsprechend schnell haben sich Schwellenländer-Aktien vom Brexit-Schock erholt. Der MSCI Emerging Markets Index machte die anfänglichen Verluste innert weniger Tage wett. Laut Michael Wang, Stratege beim in London ansässigen Hedge Fund Amiya Capital LLP, könnte es sein, dass die Aufholjagd zu schnell und zu weit gegangen ist. Gleichwohl traut er den aufstrebenden Nationen eine anhaltende Outperformance zu. Begründung: «Sie sind im Moment nicht die Quelle der Unsicherheit.»
Frei von Sorgen sind die Schwellenländer allerdings noch lange nicht. Beispiel Brasilien: Die grösste Volkswirtschaft Südamerikas steckt in einer schweren Rezession. 2015 schrumpfte das Bruttoinlandprodukt um 3,8 Prozent. Für das Jahr der Olympiade rechnet der IWF nicht mit einer Besserung. Vielmehr prognostiziert die Institution nochmals ein Minuswachstum wie im Vorjahr. Erst für die Zeit ab 2017 wird davon ausgegangen, dass die brasilianische Wirtschaft allmählich in die Gänge kommen wird. Ein solches Szenario schreibt sich auch Übergangspräsident Michael Temer auf die Fahnen. Allerdings steht der Nachfolger der suspendierten Regierungschefin Dilma Rousseff vor einer wahren Herkulesaufgabe. Neben einer Vereinfachung des Steuersystems fordern Ökonomen den Abbau der Bürokratie sowie Investitionen in die Infrastruktur.
Indien: Die Wirtschaft läuft
Derweil lässt die indische Regierung mit kapitalmarktfreundlichen Reformen aufhorchen. Im Juni hat Premierminister Narendra Modi angekündigt, die Obergrenzen für ausländische Direktinvestitionen in mehreren Branchen zu erweitern oder ganz aufzuheben. Schon jetzt zeigt sich die drittgrösste Volkswirtschaft Asiens in einer soliden Verfassung. Vor allem der Konsum - von Januar bis März haben die Verbraucherausgaben um 8,3 Prozent zugenommen - schiebt die Konjunktur an. Insgesamt expandiert das Bruttoinlandprodukt auf dem Subkontinent im abschliessenden Quartal des Fiskaljahres 2015/16 (per 31. März) um 7,9 Prozent und damit stärker als von Experten erwartet. Diese Zahlen sorgen an der Börse in Mumbai für Kauflaune. Dem MSCI India Index ist der Ausbruch aus einem im vergangenen Jahr lancierten Abwärtstrend gelungen. Geht es nach den Analysten aus dem Wealth Management der UBS, werden sowohl die Wirtschaft als auch der Aktienmarkt des rund 1,3 Milliarden Einwohner zählenden Landes in Form bleiben. Ihr makroökonomisches Szenario begründen die Experten mit einer Reihe von positiven Indikatoren. Unter anderem habe Indien zuletzt einen Anstieg der Nutzfahrzeugnachfrage sowie des Ölverbrauchs verzeichnet. Darüber hinaus haben die UBS-Analysten steigende Unternehmensgewinne auf dem Zettel.
Für Anleger, die auf ein anhaltend positives Momentum setzen möchten, hat die Grossbank eine passende Investmentlösung parat. An der SIX ist ein Tracker-Zertifikat (ISIN CH0278269417) auf den MSCI India Index kotiert. Die UBS ruft für das Open-End-Produkt eine Managementgebühr von 1,80 Prozent p.a. auf. Zwar ist der Basiswert in zehn verschiedenen Sektoren positioniert und deckt damit knapp 85 Prozent des indischen Aktienmarktes ab, gleichwohl bleiben länderspezifische Risiken. Wer diese dämpfen möchte, kann über den MSCI Emerging Markets Index einen deutlich breiteren Ansatz wählen. In der bekanntesten Benchmark für diese Anlageklasse sind mehr als 800 Unternehmen aus 23 Schwellenländern enthalten. Chinesische Papiere geben mit einem Anteil von knapp einem Viertel den Ton an. Mit Südkorea (15 Prozent) und Taiwan (12 Prozent) bringen es zwei weitere Länder auf prozentual zweistellige Gewichtungen. Neben der relativen Stärke spricht die Bewertung für den Index. Laut Bloomberg zeigt der MSCI Emerging Markets Index auf der Basis der für die kommenden zwölf Monate erwarteten Ergebnisse ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von weniger als 12. Gegenüber dem MSCI World Index ergibt sich daraus ein Bewertungsabschlag von annähernd einem Viertel.
Emerging Makets-ETFs: Anleger greifen zu
Exchange Traded Funds (ETFs) auf den MSCI Emerging Markets Index verzeichneten zuletzt hohe Mittelzuflüsse. Das gilt insbesondere für ein passives Produkt (ISIN IE00B0M63177) von iShares. Zuletzt «lugte» dieser Indexfonds beim verwalteten Vermögen über die Schwelle von 4 Milliarden US-Dollar. Damit hatte sich das Volumen des ETFs im bisherigen Jahresverlauf um einen Fünftel erhöht. Offenbar schreckt die relativ hohe Verwaltungsgebühr - iShares behält 0,75 Prozent p.a. ein - Anleger nicht ab. Obwohl sich Amundi bei einem Produkt (ISIN FR0010959692) auf den MSCI Emerging Markets mit 55 Basispunkten weniger zufriedengibt, verwalten die Franzosen in diesem Fonds aktuell «nur» rund 1,4 Milliarden Dollar. Gebührenfrei können sich Anleger den bekannten Index im Zertifikatemantel ins Portfolio holen. Die UBS handelt an der SIX seit mehr als vier Jahren einen Tracker (ISIN CH0186288913) auf den MSCI Emerging Markets Index.
Egal, ob ETF oder strukturiertes Produkt: Wegen der bestehenden Risiken in diesem Bereich ist es ratsam, den Einsatz zu begrenzen. Insbesondere könnte es sein, dass die US-Notenbank mit einer geldpolitischen Straffung das Comeback der Emerging Markets ausbremsen wird. Hinzu kommt die Gefahr, dass die Brexit-Sorgen auf die Schwellenländer überschwappen. Zudem bestehen konjunkturelle Unwägbarkeiten. Diesbezüglich mahnt vor allem Olympiagastgeber Brasilien zur Vorsicht.
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