Experten-Kolumne |
19.12.2014 14:32:14
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Vorsorge: Jahresrück- und Ausblick
Kolumne
Die Ergebnisse der Kapitalmärkte in 2014 werden es vielen Vorsorgeeinrichtungen erlauben, zusätzliche Wertschwankungsreserven zu bilden und auch die Kapitalien oberhalb der gesetzlich festgelegten 1.75 Prozent zu verzinsen.
Gurus und professionelle Schwarzseher sind regelmässig und prominent in den Medien vertreten und lassen uns wissen, dass die nächste Katastrophe bald kommen wird. Da es alle Arten von Voraussagen gibt, ist sicher, dass sich irgendeine erfüllen wird. Es wird der Eindruck erweckt, dass die Zukunft vorhersehbar ja planbar ist und mit geschickten Anlagestrategien diese negativen Ereignisse vermieden werden können.
So haben Finanzprodukte, die anstelle der Rendite primär ein Risikobudget steuern, Konjunktur, da eine Glättung der Ergebnisse ohne starke Reduktion der Renditen in Aussicht gestellt wird. Hier tritt nun eine erste Ernüchterung ein, da vielfach zwar die Abschwünge gemildert, jedoch auch die Aufschwünge versäumt wurden. So haben Vorsorgeeinrichtungen teilweise ihre Verluste im Oktober 2014 reduziert, aber auch im November 2014 den Aufschwung verpasst.
Installierter Pessinismus in der Vorsorgebranche
Unabhängig von der detaillierten Zukunftsentwicklung hat sich ein Pessimismus in der Vorsorgebranche installiert, der dazu führt, dass vielerorts nur noch Renditen von 2 bi 2.5 Prozent erwartet werden. So schlagen die Zinssenkungen direkt auf die Zukunftserwartungen durch, da substantielle Änderungen der Asset Allocation kaum in Betracht gezogen werden. In so einer Konfiguration sinkt der "ökonomische" Deckungsgrad, worunter verstanden wird, die Verpflichtungen mit der tiefen erwarteten Rendite abzuzinsen und ins Verhältnis zum Wert der Aktiva zu stellen. Oftmals verschwinden damit die Wertschwankungsreserven und es wird deshalb empfohlen, die Altersguthaben nur gering zu verzinsen.
Neben diesem Mainstream-Denken gibt es einige Vorsorgeeinrichtungen, die ihre Asset Allocation überprüfen und vor allem Zinspapiere drastisch reduzieren. Dies, da eine riesige Umverteilung vom Sparer zum Kreditnehmer erfolgt und zu Lasten der Pensionskassen. Sofern eine Fortführung der Politik des billigen Geldes erwartet wird, kann es wohl kaum sinnvoll sein, in derartige Produkte zu investieren.
Doch wohin mit den Mitteln, die nicht mehr in Obligationen investiert sind? Da bleiben wohl primär die Aktien, die vielerorts als überbewertet angesehen werden. Es erfordert also Mut, aus langfristiger Sicht heute in Aktien zu investieren.
Wichtig ist, dass in diesem Falle genug Wertschwankungsreserven zur Verfügung stehen. Eine derartige Strategie adressiert sich an Pensionskassen, die ausfinanziert sind. Allerdings ist zu sehen, dass hier ein ökonomischer Deckungsgrad mit einem höheren Zinssatz berechnet werden kann, was automatisch Reserven schafft.
Die Alternative zur Reduzierung der Ertragserwartungen aufgrund tiefer Zinsen besteht also darin, durch Veränderung der Asset Allocation höhere Renditen und damit auch Risiken mit einem grösseren Risikopuffer als Absicherung anzustreben.
Langfristig dürfte wohl diese zweite Variante höhere Erträge liefern. Die unvermeidbaren höheren Schwankungen sollten durch eine substantielle Wertschwankungsreserve so abgefedert werden, dass regelmässige Verzinsungen der aktiv Versicherten möglich sind. Jedoch ist ebenfalls anzumerken, dass Wertschwankungsreserven ja durch eine Minderverzinsung gebildet werden. Insofern ist der Payback für den Versicherten eher lang. In einer Phase äusserst geringer Marktzinsen, die eine Verzerrung der Risikoprämien darstellen, wird jedoch eine solche Strategie ökonomisch begünstigt und dadurch schneller belohnt.
Olaf Meyer: Stiftungsratspräsident Profond Vorsorgeeinrichtung
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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