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Experten-Kolumne 05.10.2015 11:13:51

M&A-Boom: Folgen für High-Yield-Investoren

Kolumne

Der starke Anstieg von M&A-Aktivitäten europäischer Unternehmen innerhalb der letzten 18 Monate erregte grosse Aufmerksamkeit - und sorgte für auseinandergehende Meinungen.

Für einige ist es ein besorgniserregender Trend, der Erinnerungen an die Anfänge der Finanzkrise 2008 aufleben lässt. Andere hingegen sehen darin ein Zeichen für Optimismus auf Unternehmensseite und wachsendes Vertrauen in Europas wirtschaftliche Erholung, was beides für einen gesunden Marktausblick sprechen würde. Aus diesem Grund scheint es angemessen, einen Schritt zurück zu treten und zu evaluieren, was die aktuelle Situation für Europas High-Yield-Investoren bedeutet.

Sicherlich sollte jeder Trend hin zum "Re-Leveraging" genau beobachtet werden. Denn ein grösseres M&A-Volumen erhöht auch das potenzielle "Event Risiko", da die beteiligten Unternehmen fundamentale Änderungen vornehmen. Wir glauben, dass ein Anstieg in M&A-Aktivitäten einen positiven Einfluss auf den Markt haben dürfte, da es Möglichkeiten für Anleiheinvestoren eröffnet, insbesondere im High-Yield-Bereich, in dem solche Deals zu einem verbesserten Kreditprofil führen könnten. Ein Blick auf den heutigen High-Yield-Markt und die Anleihen, die von Unternehmen ausgegeben werden, zeigt auch ein anderes Umfeld als zur Vorkrisenzeit.

Unternehmensbilanzen fundamental verbessert

Der augenfälligste Unterschied ist, dass die Rahmenbedingungen, welche die ertragreichen europäischen Unternehmen stützen, heute viel besser sind als im Vorfeld der Finanzkrise von 2008. Die starken Wirtschafts- und Marktturbulenzen, die in der Zeit der Finanzkrise auftraten, drängten nicht nur die finanzschwächsten Unternehmen aus dem Markt, sondern veranlassten auch die anderen dazu, aktiv zu werden. So haben sich in den Jahren seit der Krise die Management-Teams darauf konzentriert, den Betrieb zu verschlanken, Schulden abzubauen, Kosten einzusparen und Cash zu akkumulieren. Insgesamt hat das dazu geführt, dass die Unternehmensbilanzen heute sehr viel besser aussehen als 2008, sie zeichnen sich aus durch grössere Cash-Reserven und - was sehr wichtig ist - durch ein verbessertes Verhältnis zwischen operativem Cash und Nettoverschuldung.

Ein weiteres Anzeichen für das heute robustere Unternehmensumfeld ist das verminderte Ausmass an Zahlungsausfällen bei europäischen Unternehmen, die hochverzinsliche Anleihen ausgeben. 2014 betrug die Ausfallrate 2.6 % des Gesamtvolumens, das liegt weit unter dem Langzeitmittel der Ausfallrate von 4.8 %.

Niedrige Finanzierungskosten treiben M&A Aktivitäten an

Die unmittelbaren Folgen der in den Jahren nach der Finanzkrise gelockerten Geldpolitik der weltweiten Zentralbanken waren richtungsweisend für die globalen Anleihe-Märkte. Für Unternehmen, die Anleihen ausgaben, führte das Umfeld mit niedrigen Zinsraten zu weitaus besseren Finanzierungskonditionen, was die Unternehmen in die Lage versetzte, Anleihen zu allzeittiefen Raten ausgeben zu können. Im Wesentlichen ist es dieser Umstand, der die M&A-Aktivitäten ankurbelte. Angesichts der merklich tieferen Kosten für Fremdkapital als noch im Vorfeld der Finanzkrise 2008 nutzen die Unternehmen die niedrigen Zinsraten für eine ganze Reihe von Vorhaben voll aus, auch für die Fremdfinanzierung von attraktiven Firmendeals. Für Anleger, die in Hochverzinsliche investieren, bietet sich ein spannendes und günstiges Umfeld.

Ganzheitlicher Investitionsansatz gefragt

Angesichts der sich ständig verändernden Wettbewerbsbedingungen und der Betriebsdynamik in den Branchen bleiben M&A-Aktivitäten ein nötiges und gesundes strategisches Mittel, das in unseren Augen das Potenzial hat, für Investoren Mehrwert zu generieren. Das Tempo, das in den vergangenen Jahren vorgelegt wurde, erhöht allerdings das Risiko für negative Ergebnisse für den Fall, dass Unternehmen ihre Bilanz zu stark überschulden und/oder erwartete Synergien falsch berechnen. In so einem Umfeld ist ein ganzheitlicher, gemeinschaftlich ausgearbeiteter Investitionsansatz, der global abgestimmt ist und sich auf die Erfahrung von Branchenspezialisten stützt, zentral. Nur so kann eine korrekte Analyse erfolgen, die so viele Sichtweisen wie möglich berücksichtigt. Dieser Fokus auf den Informationsvorsprung ist der Schlüssel, um die vielen Gelegenheiten wahrnehmen zu können, die sich in unseren Augen im hochverzinslichen europäischen Umfeld bieten, und gleichzeitig viele der möglichen Fallen umgehen zu können.

Mike Della Vedova - T. Rowe Price, European High Yield Portfolio Manager

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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