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07.06.2019 10:10:37

Schroders: Amazon, der Klima-Champion?

Simon Webber
Leitender Portfoliomanager

Amazon bringt man normalerweise nicht mit dem Klimaschutz in Verbindung. Zwar ist E-Commerce in der Regel umweltfreundlicher als traditionelle Läden mit ihren Klimaanlagen, schnelle Warenlieferungen gehen jedoch mit hohen Kohlenstoffkosten einher. Wer hat nicht schon mal mit schlechtem Gewissen den Premiumversand genutzt? Ich ganz bestimmt. Möglicherweise gibt es dazu jedoch gar keinen Grund.

Wir sind der Ansicht, dass die Anstrengungen des Unternehmens, seinen Einfluss auf das Klima in den Griff zu bekommen, Früchte tragen werden. Der Klimawandel geht mit tiefgreifenden Veränderungen für Anleger einher. Grosse Aufmerksamkeit erregten zuletzt die grossangelegten Demonstrationen der Protestgruppe «Extinction Rebellion» in London und anderen Städten auf der ganzen Welt. Wir suchen weiterhin nach Unternehmen, die sich proaktiv an neue Gegebenheiten anpassen.

Von Cloud Computing bis zur Elektrifizierung der «letzten Meile» seiner Lieferungen - Amazon etabliert sich als zunehmend positive Kraft im Klimakampf.

Cloud Computing

Die Geschäftswelt ist inzwischen in hohem Grad von Datenzentren abhängig. Ihre Rechenleistung verbraucht riesige Mengen an Energie, und ihr Betrieb ist kostenintensiv. Cloud Computing (d. h. Daten werden nicht über einen lokalen Server, sondern über ein Netzwerk von Fernservern gespeichert, verwaltet und verarbeitet) kann die Effizienz von Datenzentren dramatisch steigern, wodurch sich sowohl die Kosten als auch die CO2-Emission reduzieren lassen.

Ein grosser Cloud-Anbieter wie Amazon erreicht in der Regel Server-Nutzungsraten von 65 % - bei lokalen Servern liegt die Nutzung mitunter bei nur 15 %. Würden Unternehmen auf Cloud Computing umsteigen, würden sie weniger als ein Viertel der Server vor Ort benötigen. Auch der Betrieb von Cloud-Servern ist effizienter. Hierfür sorgen hochmoderne Kühlsysteme und bessere Anlagen.

Da viele der grossen Cloud-Anbieter Energie aus erneuerbaren Quellen verwenden, ist der Elektrizitätsmix der Cloud um 28 % weniger kohlenstoffintensiv als der globale Durchschnitt.1

Die Kombination dieser Faktoren hat eine Reduktion der Kohlenstoffemissionen im Business-Computing von 88 % zur Folge. Die Nachfrage nach Datenverarbeitung wird weiter steigen. Der Skaleneffekt ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil im Cloud Computing - nicht nur aus kommerzieller Perspektive, sondern auch im Hinblick auf den Klimaschutz.

E für elektrisch?

Verschiedene Kennzahlen sprechen dafür, dass E-Commerce im Vergleich zu traditionellem Einzelhandel ein kohlenstoffarmes Modell ist.

Erstens sind der direkte Energieverbrauch und die CO2-Emission von Online-Händlern, die über einige wenige zentralisierte Verteilerzentren operieren, deutlich niedriger als bei traditionellen Einzelhändlern, deren Beleuchtung, Klimaanlagen und Beheizung von Verteilerzentren und Filialen sehr kostenintensiv sind.

Zweitens ist zu berücksichtigen, wie die Waren zum Kunden gelangen. Auch hier ist die Kohlenstoffemission des Online-Modells für verschiedene Lieferarten geringer. Grund dafür ist, dass jedes Lieferfahrzeug mehrere Pakete, die online bestellt wurden, liefert. Bei traditionellem Einzelhandel nehmen viele Menschen das Auto, um Filialen oder Shopping-Zentren zu erreichen.

E-Commerce-Unternehmen wie Amazon verwenden hochmoderne Technologien, um die Lieferdichte und Streckenplanung zu optimieren. Auch werden sie schneller auf Elektrofahrzeuge umsteigen als Verbraucher, da die Lieferwagen ohnehin oft zum Depot zurückkehren und somit für EV-Technologien prädestiniert sind.

Unternehmen mit grossen Lieferflotten, wie DHL, Fedex und der United States Postal Service, steigen bereits auf Elektrofahrzeuge um. Dieser Wechsel wird wesentlich schneller vorangehen als bei Verbrauchern. Dies ist zum Teil durch zunehmend strengere Emissionsauflagen bedingt. Im April führte London die strengsten Emissionsauflagen der Welt im Stadtzentrum ein, um toxische Luftverschmutzung zu reduzieren und die öffentliche Gesundheit zu schützen. Ausserdem werden Elektrofahrzeuge kostengünstiger im Gebrauch, was besonders wichtig ist, wenn das Fahrzeug ständig genutzt wird, wie das bei Lieferflotten der Fall ist.

Ein Beispiel hierfür ist DHL. Das deutsche Unternehmen hat sich dazu verpflichtet, innerhalb von nur sechs Jahren 70 % seiner «Letzten Meile»-Dienstleistungen über emissionsarme Fahrzeuge zu erbringen. Obwohl die eigene Lieferflotte von Amazon relativ klein ist, reduziert sich die Emission der Auslieferungen durch den Wechsel auf Elektrofahrzeuge in den Liefernetzwerken.

Bislang ist noch unklar, wie Amazon sein ehrgeiziges neues Ziel von 50 % kohlenstoffneutralen Lieferungen bis 2030 erreichen wird. Der Wechsel von Verbrennungsmotoren zu Elektrofahrzeugen wird in der professionellen und E-Commerce-Branche jedoch am schnellsten stattfinden. Wichtig ist auch, dass Unternehmen wie Amazon, die sich an globale Herausforderungen wie den Klimawandel anpassen, für die Zukunft besser aufgestellt sind.

Als Anleger, die in Klimaentwicklungen investieren, sehen wir über die Schlagzeilen hinaus, um eine kohlenstoffarme Zukunft anzuvisieren und die Unternehmen zu identifizieren, die sich aktiv mit dem Klimawandel auseinandersetzen. Durch diese Massnahmen ist Amazon bestens positioniert, um der Disruption standzuhalten, für die einige seiner Konkurrenten möglicherweise nicht gewappnet sind.

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