Geldpolitik im Blick |
14.10.2024 18:04:00
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Starker US-Arbeitsmarkt treibt Renditen: Kommt in den USA jetzt keine Zinssenkung mehr?
Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg kürzlich erstmals seit August wieder über die Marke von vier Prozent. Hintergrund waren starke Daten vom US-Arbeitsmarkt, die neue Fragen zur zukünftigen Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve aufwarfen.
• Starker US-Arbeitsmarkt dürfte zukünftige Geldpolitik der Fed beeinflussen
• Weitere grosse Leitzinssenkung unwahrscheinlich - Experten bringen sogar Zinsanstieg ins Spiel
Die Rendite von 10-jährigen US-Staatsanleihen stieg am 7. Oktober erstmals seit August wieder über die die Marke von vier Prozent, die laut "MarketWatch" für eine gesunde Wirtschaft steht. Auch die Rendite für Papiere mit zweijähriger Laufzeit kletterte über diese Schwelle. Den Grund für den Anstieg lieferten überraschend starke US-Arbeitsmarktdaten. So war der Beschäftigungszuwachs ausserhalb der Landwirtschaft im September mit 254.000 neuen Stellen unerwartet stark ausgefallen. Laut "FORTUNE" sei dies sogar das schnellste Stellenwachstum seit sechs Monaten gewesen, das zudem noch von einer sinkenden Arbeitslosigkeit und höheren Löhnen begleitet wurde. Insgesamt signalisierten die Zahlen eine unerwartete Stärke der US-Wirtschaft - und liessen Anleger ihre Erwartungen an die weitere Geldpolitik der US-Notenbank Fed überdenken sowie ihre Anleihenportfolios entsprechend umschichten.
US-Arbeitsmarkt boomt - Was bedeutet das für die Zinspolitik der Fed?
Die starke Entwicklung des US-Arbeitsmarktes im September führte zu Spekulationen unter Anlegern, dass die Fed womöglich weniger Spielraum für Zinssenkungen haben könnte als bislang angenommen, was die Renditen der langlaufenden US-Staatsanleihen nach oben trieb. "Die Aussichten auf ein 'No-Landing'-Ergebnis in Bezug auf die US-Wirtschaft haben sich nach dem starken Arbeitsmarktbericht verbessert und es lässt sich intuitiv daraus schliessen, dass die Anleger ihre Erwartungen hinsichtlich kurzfristiger Zinssenkungen durch die Fed deutlich zurückgeschraubt haben", kommentierten die Strategen Ian Lyngen und Vail Hartman von BMO Capital Markets laut "MarketWatch". Ein "No-Landing"-Szenario beschreibt dabei eine Situation, in der die US-Wirtschaft nicht nur eine Rezession vermeiden kann, sondern sogar wächst, wodurch inflationäre Faktoren bestehen bleiben und die Federal Reserve kaum Spielraum für Zinssenkungen hat.
Wie "MarketWatch" berichtet, stieg zusammen mit den Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen auch die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkungspause durch die Fed im November von zuvor 2,6 Prozent auf 14 Prozent. Auch laut den BMO-Strategen würden die Marktteilnehmer nun davon ausgehen, dass der Weg zu tieferen US-Zinsen nicht stabil verlaufen, sondern es irgendwann zu einer Pause bei den Zinssenkungen durch die Fed kommen werde. Die meisten Marktteilnehmer würden laut "MarketWatch" allerdings immer noch weitere Senkungen der US-Leitzinsen im November und Dezember um jeweils 25 Basispunkte erwarten - allerdings sei die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem weiteren grossen Zinssenkungsschritt von 50 Basispunkten kommen werde, durch die Arbeitsmarktdaten drastisch gesunken. "Eine Senkung um 50 Basispunkte dürfte jetzt ausser Frage stehen", sagte auch Tracy Chen, Portfoliomanagerin bei Brandywine Global Investment Management, laut "FORTUNE".
Muss die Fed die Leitzinsen in naher Zukunft bereits wieder anheben?
Laut "FORTUNE" lieferte der US-Arbeitsmarktbericht auch den Kritikern Munition, die bereits zuvor vor einer Diskrepanz warnten zwischen den Zinssenkungen der Fed und den Aktienmärkten auf Rekordhochs, dem soliden Wirtschaftswachstum und der Inflation, die noch nicht wieder den von der Fed angestrebten Zielwert erreicht hat. Zu diesen Kritikern gehört etwa auch der bekannte Ökonom Mohamed El-Erian, der laut der Nachrichtenseite davor warnte, dass die "Inflation noch nicht tot" sei. Auch George Catrambone, Leiter für festverzinsliche Wertpapiere bei DWS Americas, sagte laut "FORTUNE", dass der Markt mit seiner Erwartung von aggressiven Zinssenkungen in den USA womöglich falsch liegen könnte. "Was passieren könnte, ist, dass die Fed entweder keine weiteren Zinssenkungen vornimmt oder die Zinsen tatsächlich wieder erhöhen muss", so Catrambone angesichts der jüngsten Daten.
"Die Fed hat in ihrem Doppelmandat die Bedeutung des Arbeitsmarkts hervorgehoben, was im vergangenen Monat zu der massiven Zinssenkung geführt hat, und jetzt haben wir den Beweis, dass der Arbeitsmarkt in bester Verfassung ist", sagte auch Baylor Lancaster-Samuel, Chefanlagestratege bei Amerant Investments Inc., gegenüber dem Nachrichtenportal. "Das fällt definitiv in die Kategorie 'Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst'"
Renditen der US-Staatsanleihen: Suche nach neutralem Niveau
Michael Reynolds, Vizepräsident für Anlagestrategie bei Glenmede, erklärte gegenüber "MarketWatch", dass die Renditeveränderung bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen nun ein Versuch sei, herauszufinden, auf welchem Niveau sich die US-Zinsen letztlich einpendeln würden. "Es gibt viele gegenläufige Strömungen - darunter einen Arbeitsmarkt, der sich gut schlägt und einigen der pessimistischen Befürchtungen [...] trotzt, und eine Wirtschaft, die robust bleibt - mit Auswirkungen darauf, wie weit die Fed [mit ihren Zinssenkungen] geht und wo die Fed ein neutrales Niveau sieht", so Reynolds.
Insgesamt könnte sich das Erreichen einer angestrebten "weichen Landung" der US-Wirtschaft also schwieriger gestalten als bisher angenommen. Ein Szenario ohne Landung wird zunehmend wahrscheinlicher - und damit eine Phase, in der die Zinsen in den USA doch noch etwas länger höher bleiben.
Redaktion finanzen.ch
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