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Die goldene Stunde 08.07.2024 15:44:25

Inflationsziel der Zentralbanken nicht so schnell erreichbar

Kolumne

Der Juni stand ganz im Zeichen des Abwartens, ob es den Industriestaaten gelingen würde, die Inflation weiter zu bremsen und in Richtung der geforderten maximal zwei Prozent zu senken. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed sind weit davon entfernt. Besser ist die Situation in der Schweiz mit einer Jahresteuerung von 1,4 Prozent im Mai. Obwohl die Zinssenkung in den USA ausbleibt, befindet sich der Goldpreis auf Rekordhöhe und brilliert mit einer stolzen Jahresperformance.

Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH veröffentlichte am 17. Juni ihre vierteljährliche Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz. Die Prognose bleibt praktisch unverändert. Das Bruttoinlandsprodukt soll im laufenden Jahr um 1,2 Prozent steigen, für 2025 werden 1,8 Prozent erwartet. 2023 betrug die Steigerung 1,1 Prozent. Die KOF erwartet steigende Investitionen und Konsumausgaben in den wichtigen europäischen Exportmärkten Deutschland, Frankreich und Italien in der zweiten Jahreshälfte als Impuls für die schweizerische Exportwirtschaft. In der Schweiz rechnet man mit steigenden Wohnbau- und Ausrüstungsinvestitionen sowie einer positiven Entwicklung der Konsumausgaben.

Bessere Aussichten für Schweizer Exportwirtschaft

Damit sollte auch das Phänomen der «zweigeteilten» Wirtschaft zu Ende gehen. Bisher hatte sich der Inlandsmarkt positiver entwickelt als die Exportwirtschaft. Positiv sollte sich auch die niedrigere Inflation in der Schweiz auswirken. Sowohl die Entwicklung im April als auch im Mai sei unter den Annahmen der Konjunkturforschungsstelle gelegen. Daher erwartet man nunmehr mit 1,3 Prozent eine um 0,3 Punkte geringere Inflation für 2024 und nur noch 1 Prozent in 2025.

Die Schweizerische Nationalbank SNB hat im Juni den Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr gesenkt.

Der Landesindex der Konsumentenpreise ist im Mai im Vergleich zum April um 0,3 Prozent gestiegen. Die Teuerung beträgt gegenüber Mai 2023 +1,4 Prozent. Höhere Preise für Wohnungsmieten und für Pauschalreisen ins Ausland sind Quelle des Anstiegs. Auch der Preisanstieg bei diversen Gemüsen sowie Benzin wird angeführt. Billiger wurden Heizöl und ausländische Rotweine.

Die Tourismusausgaben in der Schweiz und im Ausland übertrafen 2023 die Rekordwerte von 2019: Wie das Bundesamt für Statistik am 28. Juni bekanntgab, haben ausländische Gäste im Vorjahr in der Schweiz Einnahmen von 18,4 Milliarden Franken erbracht, das sind um 12,4 Prozent mehr als 2022. Die Schweizer haben 2023 im Ausland 20,2 Milliarden Franken ausgegeben. Das sind um 11,9 Prozent mehr als 2022.

Die Tourismusausgaben in der Schweiz sind 2023 gegenüber dem Vorjahr um über 12 Prozent gestiegen.

Die Schweizerische Nationalbank hat mit 21. Juni den Leitzins nach dem 21. März zum zweiten Mal in diesem Jahr um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Die Neue Zürcher Zeitung führt diesen Beschluss auf die Senkung der Zinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) zurück und die Absicht, den Kurs des Schweizer Franken zum Euro stabil zu halten.

Inflation in Europa geht nur langsam zurück

Die Europäische Zentralbank (EZB) begann am Meeting vom 6. Juni mit der Lockerung der Geldpolitik. Die Leitzinsen werden vom höchsten Stand seit der Einführung der Währungsunion um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Als Grundlage dieser Entscheidung wird das Sinken der Inflationsrate um mehr als 2,5 Prozentpunkte genannt und erwartet, dass sich die Verlangsamung der Inflation fortsetzen werde. Aber der Preisdruck bleibe stark, betont man am Sitz der EZB in Frankfurt. Höhere Lohnabschlüsse würden dafür sorgen, dass die Inflation bis weit in das Jahr 2025 über dem Zielwert von zwei Prozent bleiben werde.

Für 2024 rechnet man unter diesen Bedingungen bei der EZB mit 2,5 Prozent durchschnittlicher Preissteigerung, 2,2 Prozent 2025 und erst 2026 mit 1,9 Prozent. Das Wirtschaftswachstum sollte nach letzten Annahmen 2024 um 0,9 Prozent steigen, 2025 erwartet man dann 1,4 Prozent und 2026 1,6 Prozent.

Laut der Europäischen Zentralbank (EZB) wird die Inflation bis weit in das Jahr 2025 über dem Zielwert von zwei Prozent liegen.

Die Inflationsrate ist in Europa zuletzt im Mai wieder leicht höher gelegen als zuvor im April. Mit 2,7 Prozent ist es aber tatsächlich nur geringfügig mehr als die 2,6 Prozent zuvor. Im Euro-Raum liegt die Inflationsrate im Mai bei 2,6 Prozent gegenüber 2,4 Prozent im April.

US-Notenbank Fed belässt Leitzins unverändert

Der lange erwartete 12. Juni mit der Sitzung des Open Market Comittees der US-Federal Reserve Board verlief nach grossen Hoffnungen noch zu Jahresbeginn ohne Beschluss einer Zinssenkung. In einer Stellungnahme verweisen die offiziellen Aussendungen zunächst darauf, dass sich die Wirtschaftstätigkeit «weiterhin im soliden Tempo» entwickelt habe. Die Arbeitslosenquote sei niedrig geblieben, die Zahl der Arbeitsplätze stark gestiegen. Die Inflationsrate sei im vergangenen Jahr zurückgegangen, in den «letzten Monaten gab es bescheidene weitere Fortschritte in Richtung des Inflationsziels von 2 Prozent.»

Die US-Notenbank Fed beliess den Leitzins im Juni unverändert. Die Zentralbank übt sich in Durchhalteparolen.

Aber - bei aller positiver Beurteilung anderen Kriterien - seien «die wirtschaftlichen Aussichten ungewiss» und der Ausschuss widme den Inflationsrisken «weiter grosse Aufmerksamkeit». Für die Unterstützung seiner Ziele habe der Ausschluss beschlossen, die Leitzinsen gleich zu belassen. Das nächste Meeting gibt es am 30./31. Juli, aber erst am 17./18. September tagt der Ausschuss mit einer neuerlichen Beurteilung der wirtschaftlichen Situation - da ist dann frühestens ein Beschluss zur Veränderung der Leitzinsen zu erwarten.

Die Verbraucherpreise in den USA sind im Mai gegenüber dem Vormonat leicht gestiegen.

In den USA ist der Verbraucherpreisindex zuletzt im Mai mit 3,4 Prozent wieder höher als mit 3,3 Prozent im April gelegen. Der Internationale Währungsfonds rechnet für die USA für das Gesamtjahr 2024 mit einer Inflationsrate von 2,9 Prozent bei einem BIP-Wachstum von 2,7 Prozent.

Goldpreis mit satter Jahresrendite von 21 Prozent

Der Goldpreis setzte seine Preis-Rallye auch im Juni fort. Nach 1'788 Franken je Feinunze am 29. Februar stieg der Goldpreis konstant an. Am 1. Mai erreichte er mit 2'102 CHF Franken - trotz einer kurzfristigen Abschwächung - ein neues Niveau, dem ein neuerlicher Anstieg am 1. Juni folgte: 2'112 Franken. Am 26. Juni lag der Goldpreis bei 2'079 Franken. Gegenüber Ende Juni des Vorjahres entspricht das einer Performance von +21 Prozent. Der Silberpreis lag Ende Juni mit 26.19 Franken um 29,7 Prozent über dem Vorjahreskurs.

Das World Gold Council brachte am 18. Juni interessante Erläuterungen heraus zu den vermehrten Goldkäufen von Zentralbanken. So hätten die Zentralbanken 2023 den zweithöchsten Zukaufwert nach 2022 verzeichnet, 1'037 Tonnen nach 1'082 Tonnen im Jahr davor. Eine aktuelle Umfrage aus April 2024 zu den Central Bank Gold Reserves lässt erkennen, dass 29 Prozent der befragten Zentralbanken beabsichtigen, ihre Goldreserven in den nächsten zwölf Monaten zu erhöhen.

In Zeiten geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten ist Gold ein begehrtes Anlageprodukt.

Grösster Goldkäufer war im letzten Jahr die Peoples Bank of China. Im April sind allerdings die Goldkäufe der chinesischen Zentralbank deutlich zurückgegangen: Nach 160'000 Feinunzen im März und 390'000 Feinunzen im Februar kaufte die PBOC im April nur noch 60'000 Unzen zu.

Die Peoples Bank of China drehte als Grösster Goldkäufer die Zukäufe des gelben Edelmetalls im April zurück.

Laut offizieller Statistik vom 7. Juni teilt die chinesische State Administration of Foreign Exchange mit, dass die Goldbestände im Mai unverändert geblieben sind, also keine neuen Zukäufe getätigt worden sind. Der Bestand beträgt demnach 72,8 Millionen Unzen, das sind umgerechnet 2'264,33 Tonnen.

Beobachter nehmen an, dass die Zukäufe der Peoples Bank of China erst wieder einsetzen werden, wenn der Goldpreis sein Rekordhoch verlässt. David Tait, CEO des World Gold Council, wird von Reuters mit der Bemerkung zitiert, «sie warten nur ab und schauen zu. Wenn die Preise auf das Niveau von 2'200 US-Dollar je Unze fallen, werden sie wieder einsteigen».

Die chinesische Zentralbank mag derzeit etwas zögerlich sein. Im Grundsatz sollte man bei Gold aber nie anlassbezogen investieren. Man sollte bei seiner Strategie bleiben, die ja langfristig ist. Ein steigender Goldpreis sollte nicht als Hindernis, sondern als Bestätigung der Wertbeständigkeit von Gold gesehen werden. Die kontinuierliche Nachfrage nach diesem Edelmetall, selbst in unsicheren Zeiten, zeigt seine anhaltende Attraktivität. Investitionen in Gold bieten eine sichere Möglichkeit, Vermögen zu bewahren und langfristig zu vermehren, unabhängig von kurzfristigen Preisschwankungen.

In diesem Sinne wünsche Ihnen für diese Woche, dass Sie für Ihre Investitionsentscheide stets eine solide Basis finden und auch solide Investitionsformen.

Mit goldenen Grüssen

Christian Brenner

Zum Autor

Christian Brenner, Geschäftsführer philoro SCHWEIZ AG
Christian Brenner hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit 2017 Geschäftsführer des inhabergeführten Familienunternehmens philoro sowie Verwaltungsrat der philoro Global Trading, der philoro North America und der philoro International Holding. Zuvor hatte er 2011 bis 2019 als Geschäftsführer der philoro EDELMETALLE GmbH in Deutschland agiert. Er ist zudem als Gastdozent an der Universität St. Gallen (HSG) tätig und Mitglied mehrerer Handelsausschüsse der IHK.


Bildquelle: Philoro, Philoro, Philoro, Philoro

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