Nahost-Konflikt im Blick |
04.12.2023 23:42:00
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Ölpreisentwicklung 2024: Das erwartet ein Experte für das schwarze Gold im Neuen Jahr
Bewegte sich der Ölpreis 2023 eher unruhig, dürfte sich spätestens Anfang 2024 eine Stabilisierung des beliebten Rohstoffs einstellen, glaubt Darwei Kung von der DWS. Dennoch gebe es zahlreiche Risikofaktoren.
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• Angebot und Nachfrage im Fokus
Geopolitische Konflikte bewegen Ölpreis
Der Ölpreis war 2023 von starken Schwankungen geprägt. Einer der Hauptgründe für den volatilen Markt: geopolitische Konflikte. Nicht nur belastete der fortwährende Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine die Märkte für das schwarze Gold aufgrund der Sanktionen gegen den Aggressor, mit dem Israel-Krieg kam ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzu. Denn der Iran, einer der weltweiten Hauptölproduzenten, gilt als wichtiger Finanzierer der islamistischen Terrorgruppe Hamas. Ausserdem grenzt der Staat an die Meeresenge von Hormus, wo etwa 20 Prozent der globalen Öllieferungen vonstattengehen, wie "Capital" schreibt. Marktteilnehmer sorgen sich also vor einer Eskalation des Konflikts, der den Zugang zu Rohöl dramatisch beeinflussen könnte.
Nahost-Konflikt im Blick
Auch Darwei Kung, Head of Commodities and Natural Resources der Deutsche Bank-Tochter DWS, beobachtet die Lage im Nahen Osten mit Sorge. "Im Moment sind wir eindeutig davon abhängig, dass die Länder des Nahen Ostens in der Lage sind, weiterhin die zugesagten Mengen zu produzieren", so der Experte gegenüber "MarketWatch". "Sollte es zu einer Eskalation des Konflikts zwischen der Hamas und Israel kommen, die auf andere Länder des Nahen Ostens übergreift und entweder die Produktion oder den Transport von Öl aus dem Golf oder dem Roten Meer verhindert, dann würde dies zu einer Verknappung des Öls führen."
Geldpolitik gibt den Ton an
Darüber hinaus war der Ölpreis im Jahr 2023 vor allem von der Geldpolitik der Notenbanken beeinflusst, so Kung. So haben die US-Währungshüter der Fed den Leitzins 2022 erstmals in diesem Zyklus angehoben und auch im darauffolgenden Jahr weiter in die Höhe getrieben. Andere Notenbanken folgten dem Beispiel der US-Notenbank. Dieses Vorgehen habe das wirtschaftliche Wachstum in vielen Volkswirtshaften gebremst, wodurch auch der Druck auf den Ölpreis zugenommen hat, wie der Experte gegenüber MarketWatch ausführte.
US-Produktion über Erwartungen
Erwähnenswert sei ausserdem, dass die US-Produktion für Flüssigerdöl 2023 deutlich über den Erwartungen gelegen habe. So wurde zwischen 2022 und 2023 eine Ölproduktion von 300.000 bis 400.000 Barrels pro Tag veranschlagt, tatsächlich dürfte sich die Produktionsmenge im Schnitt an 1,3 Millionen Barrels pro Tag annähern. Hier habe vor allem die Produktionssteigerung in den USA dem Aufbau des Ölangebots geholfen.
Darüber hinaus konnten die Ölgiganten Chevron und ExxonMobil die Umsatzerwartungen des Marktes Kung zufolge nicht erfüllen - wenn auch nur knapp. In den folgenden Quartalen dürften die Unternehmen mit zufriedenstellenden Einnahmen und Dividendenzahlungen zu kämpfen haben und dabei womöglich auch an ihren Kapitalausgaben schrauben. Aber auch der britische Konkurrent BP traf im Jahr 2023 auf einige Herausforderungen, wie der DWS-Analyst erklärte. Nicht nur taten sich bei einem Windprojekt des Ölkonzerns Probleme auf, auch mit seinen Plänen zu erneuerbare Dieselgewinnung habe es Schwierigkeiten gegeben.
Nachfragerisiken bleiben bestehen
Risikofaktoren sind Kung zufolge nach wie vor aber nicht nur auf der Angebotsseite, sondern auch bei der Nachfrage zu sehen. "Die Nachfrage ist nach wie vor ein schwieriges Thema", so der Stratege weiter. "Auch wenn China eine ganze Menge Öl gekauft hat, glauben wir, dass ein grosser Teil davon tatsächlich in die Lagerbestände geflossen ist. Ob die chinesische Wirtschaft weiter wachsen kann oder nicht, wird sich sehr stark auf die Nachfrage auswirken. Ausserhalb Chinas sind die Zinssätze eindeutig höher, was bedeutet, dass die zusätzliche Nachfrage wahrscheinlich auch langsamer sein wird." Neben dem Angebot an Öl werde sich also auch die Nachfrage nach dem Rohstoff auf dessen Preis auswirken, wie Kung schlussfolgerte.
Warten auf OPEC-Obergrenzen
Im Blick bleibt auch die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), die 2022 eigenen Angaben zufolge einen Anteil von 80 Prozent an den weltweiten Rohölreserven hielt. 67 Prozent der OPEC-Ölreserven befinden sich ausserdem im Nahen Osten. "Es wird sehr interessant zu sehen, wie die OPEC-Länder ihre Obergrenzen im nächsten Jahr (2024) anpassen, um Ländern, die mehr produzieren können, und Ländern, die Schwierigkeiten haben, ihre Quote zu erfüllen, entgegenzukommen", erklärte Kung gegenüber dem Portal.
Besiegelt E-Mobilität das Schicksal des Ölpreises?
Als Hauptverwendungszweck von Öl identifizierte Kung den Transport, ob nun von Gütern oder Menschen. Dementsprechend entfalle ein Grossteil des Bedarfs an Öl auch auf Personenkraftwagen. Sollte die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in diesem Bereich zunehmen, dürfte dies sich auch auf den Ölpreis auswirken. "Sollten sich die Verbraucher für die Nutzung von Elektrofahrzeugen entscheiden, wird dies zu einer höheren Nachfrage nach Stromerzeugung als nach Öl führen", so der Experte. "Die meisten Menschen diskutieren darüber, wann der Höhepunkt der Ölnachfrage erreicht sein wird, und ob es 2030 oder 2040 sein wird, hängt davon ab, wie schnell die Infrastruktur für die Energieversorgung und den Ersatz des Fahrzeugbestands aufgebaut werden kann."
Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage erwartet
Auch wenn der Ölpreis 2023 grösstenteils von einem ständigen Auf und Ab geprägt war, dürfte sich Ende 2023, spätestens aber Anfang 2024 eine Stabilisierung ergeben, wie Kung prognostizierte. Als Grund dafür sieht der DWS-Analyst, dass sich Angebot und Nachfrage angleichen werden. Für das zweite Halbjahr 2024 rechnet er jedoch mit einem wieder anziehenden Wirtschaftswachstum, was die Nachfrage nach Öl wieder antreiben werde. Dementsprechend dürfte dann spätestens Ende 2024 wieder ein Angebotsdefizit herrschen, was den Preis für Erdöl weiter treiben dürfte.
Redaktion finanzen.ch
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