Inflation im Blick |
08.02.2022 23:00:00
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Riesiger Zinsschritt gefordert: Bill Ackman hält einen Fed-Schock für nötig
Die Inflationsentwicklung zwingt die US-Notenbank zur Anpassung ihrer Geldpolitik. Fondsmanager Bill Ackman fordert die Währungshüter zu einem radikalen Schritt auf.
• Bill Ackman fordert grosse Zinsanpassung als "Marktschock"
• Notenbanker müssen Vertrauen wieder herstellen
Der Preisdruck wird zunehmend stärker: Um die Folgen der Geldentwertung in den Griff zu bekommen, wird die Federal Reserve ihre Geldpolitik straffen und die Politik billigen Geldes, mit der die Folgen der Corona-Krise abgemildert werden sollten, hinter sich lassen. Inzwischen diskutiert man am Markt nicht mehr darüber, ob die Fed den Leitzins anheben wird, sondern wie viele Zinsschritte wohl zu erwarten sind. Während im November noch zwei Leitzinsanpassungen ins Visier genommen wurden, war zum Jahresende schon von drei möglichen Zinsschritten die Rede. Inzwischen machte sich der Chef der regionalen Notenbank von St. Louis, James Bullard, gegenüber dem Wall Street Journal sogar für vier Zinsanpassungen im Jahr 2022 stark. Geht es nach ihm, erfolgt der erste Zinsschritt im März.
Ackmann fordert Schock für die Märkte
Der milliardenschwere Hedgefonds-Manager Bill Ackman hofft ebenfalls darauf, dass die Währungshüter bereits im März Leitzinsanpassungen vornehmen werden, seiner Ansicht nach sollte die Fed dabei aber keine kleinen Schritte gehen. Die Federal Reserve könne daran arbeiten, ihre Glaubwürdigkeit wiederzuerlangen, wenn sie die Leitzinsen in einem ersten Schritt überraschend gleich um 50 Basispunkte anheben würde, so der Experte jüngst in einem Twitter-Beitrag. Dies werde den Markt schockieren und beeindrucken, glaubt Ackman und setzte nach, dass die Währungshüter auf diesem Weg ihre Entschlossenheit beim Thema Inflation unter Beweis stellen würden. Die Fed verliere aktuell den Inflationskampf und hinke hinterher.
whether 3 to 4 would therefore be enough. The @federalreserve could work to restore its credibility with an initial 50 bps surprise move to shock and awe the market, which would demonstrate its resolve on inflation. The Fed is losing the inflation battle and is behind where it
- Bill Ackman (@BillAckman) January 15, 2022
Seiner Ansicht nach hätten die Währungshüter am Markt an Glaubwürdigkeit verloren, was wiederum ihre Fähigkeit beeinträchtigen könne, die Inflationserwartungen zu beeinflussen. Dies könnte wiederum die Marktstimmung belasten, schrieb Ackman weiter: "Der Elefant im Raum ist der Verlust der wahrgenommenen Glaubwürdigkeit der Fed als Inflationsbekämpfer und ob 3 bis 4 [Zinserhöhungen] daher ausreichen würden".
Weniger Zinsschritte nötig?
Würde die Fed dem Vorschlag von Bill Ackman folgen, könnten die Währungshüter gleichzeitig zwei Fronten entschärfen. Ein drastischer Zinsschritt könnte den Märkten das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der US-Notenbank zurückgeben. Darüber hinaus wären in diesem Szenario weniger Zinsschritte insgesamt nötig, glaubt Ackman: "Eine anfängliche Bewegung um 50 Basispunkte hätte den reflexiven Effekt, die Inflationserwartungen zu senken, was die Notwendigkeit aggressiverer und wirtschaftlich schmerzhafterer Schritte in der Zukunft mildern würde. Nur ein Gedanke", twitterte der Hedgefonds-Manager weiter.
Notenbanker lange Zeit beschwichtigend
Beobachter werfen den Währungshütern weltweit bereits seit geraumer Zeit Untätigkeit vor. Die Europäische Zentralbank EZB hatte trotz deutlich gestiegener Inflation lange Zeit von einem "vorübergehenden Effekt" gesprochen, erst zum Jahresende schlugen die europäischen Währungshüter andere Töne an. "Unsere Inflation ist hartnäckiger und - sagen wir mal - nicht so vorübergehend wie wir erwartet hatten", so EZB-Vizechef Luis de Guindos im Dezember. Für 2022 rechnet EZB-Chefin Lagarde allerdings bereits wieder mit Entspannung an der Inflationsfront. "Wir erwarten, dass die Inflationstreiber im Laufe dieses Jahres nachlassen werden", so die EZB-Vorsitzende beschwichtigend.
Unterdessen ist die Inflationsrate in den USA auf 7,0 Prozent gestiegen - die höchste Rate seit Juni 1982. In der Eurozone zogen die Verbraucherpreise Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat zufolge im Dezember im Schnitt um 5,0 Prozent an - das war der höchste Anstieg seit Beginn der Aufzeichnungen von Eurostat im Jahr 1997.
Während die Fed Zinserhöhungen für 2022 fest einplant und in Ländern wie Tschechien, Russland und Grossbritannien bereits Zinsanpassungen vorgenommen wurden, geht die EZB das Thema weiter verhalten an. Die Leitzinsen in der Eurozone könnten nach Einschätzung des Chefs der niederländischen Notenbank, Klaas Knot, Anfang 2023 steigen.
Redaktion finanzen.ch
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