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Adrian Künzi 27.03.2013 12:24:39

Sackgasse "Nullzinsen" – es gibt Auswege!

Kolumne

Die expansive Geldpolitik der Industrienationen sorgt dafür, dass die überschuldeten Staaten am Geldtropf (noch) überleben. Anleger sollten sich allerdings bewusst sein, dass wir uns in einer künstlichen Welt befinden.

Der Patient ist faktisch sterbenskrank. Anleger kennen die Schattenseiten der expansiven Geldpolitik: Aufgrund von Tiefstzinsen verzeichnen nominelle Anlagen wie Staatsanleihen inflationsbereinigt bereits seit Jahren negative Realrenditen. Das heisst, dass die Teuerung nicht mit dem Zinsertrag ausgeglichen werden kann und die Kaufkraft entsprechend sinkt – der Sparer wird schleichend "enteignet", ohne dass es wirklich auffällt.

Wer heute sein Vermögen in zehnjährige deutsche Staatsanleihen investiert, verliert an Kaufkraft. Dies gilt für nahezu alle Staatsanleihen der wichtigen Währungsräume. Der Anleger, dem nach Abzug der Inflation im vermeintlich sicheren festverzinslichen Bereich also weniger bleibt, wird auf der Suche nach Rendite nahezu gezwungen, die Risikoleiter weiter hinaufzuklettern. Erstklassige Dividendenpapiere für Investoren mit längerem Zeithorizont sind eine vielversprechende Anlagealternative. Klar, die – teilweise starken – Wertschwankungen von Aktien schrecken ab. Aber: Wie viele Unternehmer berechnen jedes Jahr den Wert ihrer Firma? Und wie viele Immobilienbesitzer eruieren jährlich die Wertent-wicklung ihres Hauses? Es braucht etwas Mut, Aktien ebenfalls als langfristige Investition zu betrachten.

Dennoch: Zahlreiche Anleger können oder wollen aus Risikoüberlegungen nicht überproportional in Aktien investiert sein. Dies dürfte mit ein Grund sein, weshalb sowohl private Anleger als auch institutionelle Investoren wie Verwalter von Pensionsgeldern derzeit wieder vermehrt strukturierte Anlageprodukte nutzen, um gezielt Risiken zu reduzieren. Kapitalschutz- oder Renditeoptimierungsprodukte bieten aufgrund von Barrieren einen Schutz vor Kursverlusten. Zu letzterer Kategorie zählen Barrier Reverse Convertibles. Ein solches Zertifikat bietet heute beispielsweise bei einem Sicherheitspuffer von 40 Prozent ein moderates Aktienrisiko und einen ansprechenden Coupon in Höhe von 4 bis 5 Prozent. Der Kurs der Aktie muss also während der Laufzeit des Produktes mehr als 40 Prozent fallen, damit der Anleger nicht mehr das Nominal zurückerhält.

Während sowohl Aktien als auch strukturierte Anlageprodukte einen Aus-weg aus dem Anlagenotstand bieten, ist den beiden Anlageklassen eins nicht gemein: Deren Beliebtheit. Bei den Anlegern am meisten gefragt sind Aktien, gefolgt von Immobilien und Wohneigentum. Weit abgeschlagen folgen strukturierte Anlageprodukte. Das ausstehende Volumen der struk-turierten Produkte im Schweizer Markt ist mit 177 Milliarden Schweizer Franken aber nach wie vor beachtlich, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Anzahl der Banken, die zur Erhebung des Marktvolumens in der Schweiz beigezogen wurden seit 2005 von 122 auf 77 gesunken ist.

Fakt ist jedoch, dass strukturierte Anlageprodukte heute gerade noch etwa vier Prozent in den Portfolios aller in der Schweiz verwalteten Vermögen ausmachen, während es 2007 – also vor der Krise – noch knapp sieben Prozent waren. Kein Vertrauen, zu komplizierte Produkte – so die häufigsten Argumente für den Rückgang.

Standen vor der Krise die Chancen der Anlageprodukte einseitig im Vordergrund, sind es heute deren Risiken. Ereignisse wie der Kollaps von Lehman Brothers führten dem Markt einen Imageschaden zu. Strukturierte Anlageprodukte sind Schuldverschreibungen; fällt also der Emittent aus, ist das Geld verloren. Eine gesunde Bilanz der Gegenpartei ist deshalb essentiell. Nebst einem sicheren Emittenten ist vor allem die kompetente Beratung ein entscheidender Faktor. Es ist an der Zeit, neben den Risiken auch die Chancen wiederzuentdecken: Die grosse Flexibilität der Produkte ermöglicht Auswege aus der Sackgasse "Nullzinsen".

Dr. Adrian Künzi, CEO Notenstein Privatbank

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