Profitabilitätsziel |
09.08.2023 14:36:00
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Delivery Hero-Aktie mit Kurssprung: Delivery Hero erwartet für 2023 höheren Umsatz
Der Essenslieferdienst Delivery Hero rechnet für 2023 mit deutlich mehr Erlös als bislang.
In den ersten sechs Monaten sei das operative Ergebnis (Ebitda) um fast 500 Millionen Euro gestiegen, im Gesamtjahr solle die Verbesserung bei rund 850 Millionen Euro liegen. "In Zeiten, wo andere Wettbewerber nicht wachsen, legen wir zu und werden profitabler", sagte der Manager. Mit Blick auf das laufende dritte Quartal soll sich an der Strategie nichts ändern. "Das Wachstum setzt sich fort, wir sind gut in den Juli reingekommen", sagte Thomassin.
Wie der MDAX-Konzern am Mittwoch in Berlin mitteilte, soll der sogenannte Segmenteumsatz gegenüber dem Vorjahr währungsbereinigt um 15 Prozent zulegen. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als bislang.
Der Bruttowarenwert (Gross Merchandise Value, GMV) soll weiter um fünf bis sieben Prozent zulegen. Damit ist alles gemeint, was Kunden bestellen. Auf Jahressicht will das Management eine operative Gewinnmarge (Ebitda-Marge) gemessen am Bruttowarenwert von mehr als 0,5 Prozent schaffen. Umsatz und Ebitda dürften in der zweiten Jahreshälfte deutlich anziehen.
Übersetzt heisst das: Die Nachfrage soll im Gesamtjahr wie erwartet steigen, während die Einnahmen, die Delivery Hero etwa mit Provisionen für die Vermittlung zwischen Restaurant und Kunden oder Liefergebühren macht, deutlich zulegen soll. "Wir haben in den vergangenen Quartalen Massnahmen wie AdTech und neue Gebühren eingeführt. Das alles führt zu einem verbesserten Umsatz", erklärte Thomassin. Gemeint sind etwa zusätzliche Servicegebühren, Werbemittel für Partnerrestaurants oder Verbesserungen von Provisionen und Liefergebühren.
Der Erlös des Lieferkonzerns setzte sich im vergangenen Jahr zu rund einem Drittel aus Provisionen sowie zu gut einem Viertel aus Liefergebühren zusammen. Beide Einnahmequellen zusammen machten 60 Prozent des Erlöses aus.
Bereits im zweiten Quartal habe der Konzern eine operative Marge von 0,2 Prozent erwirtschaftet, hiess es weiter. Zudem kletterte der Bruttowarenwert (GMV) um knapp drei Prozent auf fast 11,1 Milliarden Euro. Bei konstanten Wechselkursen wäre das Plus deutlich grösser ausgefallen. Der Segmenteumsatz sprang um ein Zehntel auf fast 2,6 Milliarden Euro hoch.
Mit dem Segmenteumsatz definiert Delivery Hero seinen Erlös, der unter anderem um Marketingausgaben wie Gutscheine und Rabatte bereinigt ist. Diese sind in der Branche üblich, damit Kunden nicht etwa auf Plattformen der Konkurrenten Just Eat Takeaway , Uber Eats oder beim zum US-Konzern Doordash gehörenden Wettbewerber Wolt bestellen.
Zu knabbern hat der Konzern weiter an seinem mit Abstand wichtigsten Segment Asien, indem Kunden seit Monaten immer weniger bestellen. Dadurch kann Delivery Hero auch weniger Provisions- und Liefereinnahmen kassieren. Thomassin zufolge liegt das aber auch daran, dass im Vorjahr aufgrund von Corona-Pandemie und daraus folgenden Lockdowns das Vergleichsniveau deutlich höher sei.
Der Vorstand versucht dem Umstand mit einer "erhöhten Marketingeffizienz" zu entgegnen: Künftig sollen nur noch besonders rentable Kunden mit Rabattaktionen angesprochen werden. Schnäppchenjäger dagegen werden nicht mehr angesprochen. Thomassin rechnet damit, dass das zweite Halbjahr entsprechend besser läuft.
Überraschend erwirtschaftete unterdessen das in der Vergangenheit als Sorgenkind betrachtete Geschäftsfeld rund um sogenannte Dmarts im Juni einen Bruttogewinn. Die kleinen Warenhäuser, aus denen Delivery Hero binnen kurzer Zeit Dinge des alltäglichen Gebrauchs ausliefern will, seien nach einer übereilten und zu ambitionierten Markteinführung "rationalisiert" worden. Heisst: Schlechter laufende Läden wurden geschlossen, sodass nur lukrative Standorte blieben.
Derzeit zählt Delivery Hero 982 Dmarts, im dritten Quartal sollen 50 neue hinzukommen. Unter dem Strich bleibt es aber bei einer Reduzierung. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum waren es weltweit noch 1125 Warenlager. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stiegen nun zudem Bruttowarenwert und Umsatz des Segmentes Integrated Verticals deutlich.
Delivery-Hero-CFO: Quick-Commerce ist wirtschaftlich machbar
Delivery Hero hat CFO Emmanuel Thomassin zufolge mit der positiven Entwicklung im zweiten Quartal bewiesen, dass das Konzept Quick-Commerce-Schnell-Liefergeschäft "auch wirtschaftlich funktioniert".
Er zeigte sich im Interview mit Dow Jones Newswires erfreut, dass die Dmarts - also konzerneigene kleine Lagerhäuser an strategischen Standorten für die Auslieferung - im Juni erstmals einen "Bruttogewinn" erzielt haben. Das beweise das grosse Potenzial des Quick-Commerce-Geschäftsmodells und zeige Skeptikern, dass es, wenn gut gemanagt, auch wirtschaftlich funktioniere. Der "Bruttogewinn" - nach Abzug von Liefer-, Filial- und Lieferkettenkosten sowie Werbeaktionen - war den Angaben zufolge getrieben durch Wachstum bei Volumina, Warenkorb sowie bessere Kosteneffizienz.
"Damit haben wir einen riesigen Schritt in Richtung Profitabilität auch für Dmart erreicht - und zwar früher als gedacht. Die Optimierung unseres Portfolios, die wir vor einem Jahr angefangen hatten, zahlt sich aus", sagte Thomassin.
Das Konzernsegment "Integrated Verticals"-Geschäft, in dem das Quick-Commerce-Schnell-Liefergeschäft aus lokalen Lagerhäusern (Dmarts) angesiedelt ist, hatte im zweiten Quartal insgesamt eine Bruttogewinnnmarge von währungsbereinigt minus 0,4 Prozent. Im Vorjahresquartal betrug die Marge minus 10,8 Prozent bezogen auf den Bruttowarenwert GMV, sie hat sich seitdem von Quartal zu Quartal stetig verbessert.
Vor einem Jahr hatte Delivery Hero eine Portfolio-Bereinigung bei seinen Dmarts angekündigt, um damit den Weg des Netzwerks in die Profitabilität zu beschleunigen. Thomassin hatte im Interview mit Dow Jones Newswires gesagt, es könnte auch zu Schliessungen kommen, das Sortiment sollte ausgeweitet und lokal an die Kundenbedürfnisse angepasst werden. Bis zum Jahresende 2022 könnten 50 bis 100 der damals 1.125 Dmarts weltweit geschlossen werden, die der Konzern an strategischen Standorten für die schnelle Auslieferung von Bestellungen eines kleinen Sortiments von Waren des täglichen Bedarfs eingerichtet hat, hatte Thomassin vor einem Jahr gesagt.
Ende Juni belief sich die Zahl der Dmarts auf 982. Laut Investorenpräsentation ist geplant, noch einmal 50 Dmarts im dritten Quartal zu schliessen. Im Schnitt offerieren diese mehr als 6.000 Artikel.
Thomassin sagte, Delivery Hero werde die Portfolioanpassung fortsetzen. Er hoffe, mit den Profitabilitätsverbesserungen des Segments auch die Skeptiker zu überzeugen, die bei Wettbewerbern eher Misserfolge sehen.
"Hoffentlich fangen die Leute an zu sagen, es könnte doch funktionieren", so Thomassin.
Im zweiten Quartal erreichte das Segment den weiteren Angaben zufolge einen Bruttowarenwert GMV von gut 542 Millionen Euro, währungsbereinigt ein Plus von 26 Prozent. Im Halbjahr wuchs der GMV auf rund 1,1 Milliarden Euro. Der Umsatz betrug im Quartal 516 Millionen Euro, im Halbjahr ebenfalls 1 Milliarde Euro.
Delivery Hero-Aktien steigen im XETRA-Handel zeitweise um 6,44 Prozent auf 39,66 Euro an.
BERLIN (awp international) / FRANKFURT (Dow Jones)
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