Trotz Ukraine-Krieg |
22.03.2022 23:16:00
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Diese Schweizer Unternehmen bleiben in Russland aktiv
Die Zahl der Unternehmen, die sich aus Russland zurückziehen, wächst stetig. Andere Unternehmen bleiben auf dem russischen Markt aktiv, schränken ihr Angebot jedoch ein.
• Wie wichtig ist der russische Markt für die Schweiz?
• Schweizer Unternehmen sind vorsichtig
Die Liste der internationalen Unternehmen, die Russland vollständig den Rücken kehren, wird immer länger und umfasst alle Branchen. Andere Konzerne halten eine grundsätzliche Versorgung für die russische Bevölkerung aufrecht, schränken sonst aber ihre Tätigkeiten ein, wie etwa der Lebensmittelkonzern Danone, der nur noch frische Milchprodukte und Säuglingsnahrung vertreiben will, "um den essenziellen Nahrungsmittelbedarf der örtlichen Bevölkerung weiterhin zu decken".
Die Universität Yale hat eine Liste der Unternehmen erstellt, die bis dato in Russland tätig waren und sie in vier Kategorien unterteilt: withdrawal (vollständige Einstellung der Geschäftstätigkeit), suspension (Rückkehroptionen werden offen gehalten), scaling back (Reduzierung der Aktivitäten), digging in (bleiben trotz Ausstiegsforderungen). Die Liste wird fortlaufend aktualisiert und enthält mehrere hundert Unternehmen.
Auch zahlreiche Schweizer Unternehmen ziehen sich aus dem russischen Markt zurück, auch wenn ein Rückzug aus dem Russland-Geschäft für viele Konzerne Umsatzeinbussen bedeutet. Allerdings ist Russland für die meissten Schweizer Unternehmen ein nachrangiger Markt, der maximal fünf Prozent der Unternehmensumsätze ausmacht. Einige Schweizer Unternehmen bleiben jedoch Russland aus unterschiedlichen Gründen treu - trotz Reputationsrisiken.
Diese Schweizer Unternehmen stellen ihr Russland-Geschäft ein
Laut der Nachrichtenagentur awp stellen die folgenden Schweizer Unternehmen ihre Tätigkeit in Russland ein:
Der Technologiekonzern ABB hat 2021 zwischen 1 und 2 Prozent seines Umsatzes im russischen Markt erwirtschaftet, das sind ca. 30 bis 60 Millionen Franken, und beschäftigt dort ca. 750 Mitarbeitende.
Der Ostschweizer Zugbauer Stadler Rail beschäftigt im Weissrussland 1'200 Mitarbeitende. In Russland und der Ukraine hat das Unternehmen nach eigenen Angaben weder Fabriken noch Aufträge.
Der Winterthurer Maschinenbauer Burckhardt Compression erwirtschaftet bis zu 5 Prozent seines Gesamtumsatzes von 659 Millionen Franken 2020/2021 auf dem russischen Markt. Inzwischen werden keine Neuaufträge aus Russland mehr angenommen.
Der Zement- und Baustoffkonzern Holcim wird seine Kapitalinvestitionen in Russland auszusetzen, er beschäftigt über 1'000 Mitarbeitende in Russland, der Umsatz liegt bei unter 1 Prozent des Gesamtumsatzes von knapp 27 Milliarden Franken.
Clariant erwirtschaftet in Russland etwa 2 Prozent des Jahresumsatzes von gut 4 Milliarden Franken. Die Firma beschäftigt in Russland 54 Mitarbeitende, stellte die Tätigkeiten dort inzwischen jedoch ein.
Lindt hat eine russische Tochtergesellschaft mit rund 120 Mitarbeitenden und stellt seine Lieferungen nach Russland komplett ein. In Russland wird weniger als 1 Prozent des Konzernumsatzes von 2021 4,6 Milliarden Franken erwirtschaftet.
Der Lebensmittelkonzern Orior liefert nicht mehr nach Russland, 2021 wurden ca. 2 Millionen Franken in Russland erwirtschaftet.
Zurich zeichnet in Russland keine neuen Versicherungsverträge mehr, auch die Erneuerung von bestehenden Verträgen sei eingestellt, das Geschäftsportfolio "verschwindend klein".
Swiss Re zeichne weder mit russischen noch mit weissrussischen Kunden Neugeschäft und erneuere auch keine auslaufenden Kontrakte. Bestehende Geschäftsbeziehungen werden überprüft.
Swiss Life ist in Russland operativ nicht tätig. Geringe Risiken ergeben sich höchstens im Anlageportfolio.
Diese Schweizer Unternehmen sind weiter in Russland tätig
Laut der Nachrichtenagentur awp sind diese Schweizer Unternehmen weiterhin in Russland tätig:
Der Maschinenbauer Bucher hält seine zwei Standorte in Russland mit insgesamt 150 Mitarbeitenden und 40 Millionen Aktiven. Ein Rückzug aus Russland sei trotz möglicher vorübergehender Einstellung nicht geplant.
Der Winterthurer Autozulieferer Autoneum wolle sein Werk mit ca. 90 Mitarbeitenden abhängig vom Hauptkunden offenhalten, der Umsatz liegt unter 0,3 Prozent von 1,7 Milliarden Franken Gesamtumsatz.
Der Sanitärtechnikkonzern Geberit bleibt vorerst im Russlandgeschäft. In der Ukraine hat der Konzern 590 Mitarbeitende, in Russland 70. Der Anteil des Gesamtumsatzes von zuletzt ca. 3,5 Milliarden Franken liegt bei ca. 2 Prozent.
Novartis beschäftigt in Russland ca. 2'000 Mitarbeitende und stellt Medikamente für die russische Bevölkerung her, Umsätze sind nicht bekannt. Man stelle den Zugang der Patienten zu Medikamenten weltweit in den Vordergrund, so der Konzern.
Roche beschäftigt in Russland 800 Mitarbeitende und erwirtschaftet ca. 1 Prozent des Umsatzes, 2021 ca. 630 Millionen Franken. Man beliefere Patienten, nicht Märkte, sagte der Konzern gegenüber awp.
Der Pharmazulieferer Lonza gab lediglich an, nur in geringem Umfang auf dem russischen Markt aktiv zu sein.
Der Lebensmittelriese Nestlé beschäftigt in Russland ca. 7'000 Mitarbeitende und hat dort sechs Fabriken. Es werden nur noch Grundnahrungsmittel und wichtige Produkte ausgeliefert und aus Russland exportiert, keine Premium-Produkte wie Nespresso oder S. Pellegrino.
Emmi will weiterhin Grundnahrungsmittel nach Russland importieren, der Umsatz auf dem russischen Markt liegt bei unter 0,1 Prozent des Gesamtumsatzes des Unternehmens.
Die UBS hat nur ein "begrenztes" direktes Engagement auf dem russischen Markt, die russische Tochtergesellschaft, OOO UBS Bank, hielt Ende 2021 Nettovermögensverwerte von 51 Millionen US-Dollar. Per 3. März lag das Exposure der UBS aus der Abhängigkeit von russischen Assets als Sicherheiten für Lombardkredite und andere besicherte Finanzierungen im Global Wealth Management bei rund 0,2 Milliarden Dollar. Weitere Risiken sollen abgebaut werden.
Die Credit Suisse verfügt ebenso über ein anteilig geringes Kreditvolumen in Russland, Ende 2021 netto 848 Millionen Franken. Das Kreditengagement sei minimal. Die CS beschäftigt dort 125 Mitarbeitende, das Nettovermögen der russischen Tochtergesellschaften beziffert die CS zudem auf 195 Millionen Franken. Die Bank stellt ihr Russland-Geschäft auf den Prüfstand.
SchokoladenproduzentBarry Callebaut und Flughafenshop-Betreiber Dufry wollen ebenfalls weiter in Russland aktiv sein.
Redaktion finanzen.ch
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