Nach Kursrallye |
27.04.2022 22:36:00
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Experte warnt vor Investment in Berkshire Hathaway-Aktie: Darum ist das Buffett-Papier aktuell kein Kauf
Während für die meisten Unternehmen das laufende Jahr bislang unter schlechten Vorzeichen stand, konnte Warren Buffetts Investmentvehikel Berkshire Hathaway 2022 von Rekord zu Rekord eilen. Nun werden jedoch erste Stimmen laut, die am weiteren Potenzial der Berkshire Hathaway-Aktie zweifeln.
• "Real Money"-Kolumnist Paul Price sieht Potenzial der Aktie vorerst ausgereizt
• Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt deutlich über dem langjährigen Durchschnitt
Warren Buffet konnte sich in den vergangenen Monaten über eine enorme Performance seines Investmentvehikels Berkshire Hathaway freuen. Während der breite US-Index S&P 500 in den vergangenen Monaten erhebliche Abschläge verkraften musste, liegen die Papiere von Berkshire Hathaway auf Jahressicht bislang mit 12,32 Prozent im Plus (Stand: Schlusskurs vom 25. April 2022).
Warum performen die Berkshire Hathaway-Aktien so stark?
Die Anleger gehen scheinbar davon aus, dass Buffetts solide wirtschaftendes und breit aufgestelltes Unternehmen vergleichsweise stabil durch die Inflationsperiode und den Ukraine-Krieg kommt. Zudem verfügt Berkshire Hathaway über Versicherungen wie GEICO oder Beteiligungen an Banken wie Bank of America, die allesamt von Leitzinserhöhungen profitieren dürften. Auch die steigenden Energiepreise könnten grossen Berkshire-Positionen wie Occidental Petroleum in die Karten spielen. Ausserdem zeigt sich der 91-jährige Buffett nach einigen eher verhaltenen Jahren am Kapitalmarkt momentan wieder deutlich kauffreudiger. So kaufte das "Orakel aus Omaha" kürzlich neben grossen Anteilen an Occidental Petroleum ebenfalls das Versicherungsunternehmen Alleghany sowie ein grosses Aktienpaket vom Computer- und Druckerhersteller HP.
Die Berkshire Hathaway-Papiere gelten somit für viele Anleger als die ultimative Lebensversicherung in stürmischen Börsenzeiten, als ein Fels in der Brandung. Jedoch kommt angesichts der enormen Kursgewinne der letzten Jahre unweigerlich die Frage auf, ob sich ein Neueinstieg bei dem amerikanischen Vorzeigeunternehmen weiterhin lohnt.
"Real Money"-Kolumnist sieht derzeit geringe Chancen bei Berkshire Hathaway
Zumindest der Kolumnist Paul Price von "Real Money" zweifelt daran, dass sich ein Engagement in Berkshire Hathaway kurz- bis mittelfristig auszahlen werde. Price mahnt angesichts der überschwänglichen Medienberichte zu Berkshire Hathaway zur Vorsicht: "Mediensprecher lieben es, von Aktien zu schwärmen, die gerade stark gestiegen sind. Anstatt zu hinterfragen, ob die Aktien dadurch teuer oder überteuert werden, versuchen sie normalerweise, die Kursbewegungen zu rechtfertigen." Price erinnere dieses Vorgehen an Sherlock Holmes‘ Kritik, dass viele Menschen dazu tendierten, Fakten zu verdrehen, um sie an Theorien anzupassen - anstelle einer Beurteilung der Fakten ausgehend von bewährten Theorien. Zwar räumt Price ein, dass der jüngste Kursanstieg von Berkshire Hathaway durchaus begründet sein könnte, jedoch müsse dabei stets eine unvoreingenommene Analyse der Fundamentaldaten erfolgen. Wie sehen also die einschlägigen Kennziffern von Berkshire Hathaway aus?
Buffett empfiehlt für die Bewertung von Berkshire das Preis-Buchwert-Verhältnis (KBV)
Üblicherweise wird zum Vergleich der Bewertung eines Unternehmens das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) herangezogen. Dabei wird der derzeitige Kurswert je Aktie durch den Reingewinn des Unternehmens je Aktie dividiert. Doch Warren Buffett hält diese Kennziffer für sein Investmentunternehmen Berkshire Hathaway für äusserst problematisch, da die vielen darin enthaltenen Versicherungsunternehmen eine hohe Volatilität der Gewinne aufweisen. Als eine aussagekräftigere Bewertungskennzahl empfiehlt Buffett in seinen alljährlichen Aktionärsbriefen stattdessen das substanzorientierte Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Beim KBV wird der aktuelle Aktienkurs durch den Buchwert (die Summe aller Sach- und Finanzanlagen sowie immateriellen Vermögensgegenstände) je Aktie dividiert.
KBV von Berkshire Hathaway stieg in den letzten Monaten erheblich an
Bei genauerer Betrachtung des KBV von Berkshire Hathaway fällt auf, dass die jüngste Kursrally die Bewertung der Holdinggesellschaft deutlich erhöhte. So lag das durchschnittliche KBV von Berkshire Hathaway zwischen 2011 und 2021 bei 1,25, so das Finanzportal "TheStreet". Das bedeutet, dass die durchschnittliche Marktkapitalisierung von Berkshire Hathaway 1,25 höher war als der zusammengerechnete Buchwert aller Unternehmen, die Berkshire Hathaway entweder vollständig (wie GEICO, See’s Candy oder Nebraska Furniture Mart) oder zumindest teilweise (wie Apple oder Coca-Cola) besitzt. Wie Price in "Real Money" betont, lag diese wichtige Kennziffer zum Zeitpunkt des bisherigen Rekordhochs, bei dem die Berkshire Hathaway-Aktie am 29. März 2022 bei 362,10 US-Dollar notierte, bei 1,95. Somit liegt der Börsenwert von Berkshire Hathaway momentan fast zweimal so hoch wie der Buchwert der Holding. Laut Price sei das KBV nun "absurd" hoch, doch eine genauere Betrachtung relativiert diese Einschätzung. Das KGV von Berkshire Hathaway beträgt ungefähr neun, was erheblich unter dem Durchschnitt der S&P 500-Unternehmen (circa 22) liegt. Darüber hinaus liegt das durchschnittliche Kursziel der Analysten für Berkshire Hathaway bei 363,95 US-Dollar und somit höher als der derzeitige Aktienpreis. Überdies sind die meisten Experten voll des Lobes für die finanzielle Solidität, die starken Zukäufe und das hervorragende Konzept von Buffetts Holdinggesellschaft.
Auch wenn das bullenstarke Konglomerat Berkshire Hathaway somit keineswegs als überbewertet bezeichnet werden kann, ist die Mahnung von Paul Price gewiss hilfreich. Denn wie sagte schon die Börsenlegende André Kostolany: "Einer Strassenbahn und einer Aktie darf man nie nachlaufen. Nur Geduld: Die nächste kommt mit Sicherheit." Und tatsächlich scheint es die Berkshire Hathaway-Aktie nach dem starken Lauf in den ersten drei Monaten des Jahres zuletzt ruhiger angehen zu lassen. In den vergangenen Wochen konnte die Investmentholding aus Omaha nämlich keine Höchststände mehr verzeichnen.
Redaktion finanzen.ch
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