Berichtssaison |
19.01.2023 23:09:00
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Logitech, VAT und Arbonia mit Gewinnwarnungen: Abwärtstrend im Anmarsch?
Die Berichtssaison ist noch jung und hat bereits Sorgenfalten bei Anlegern hinterlassen. Nachdem Grossunternehmen wie Logitech, VAT und Arbonia vor einer schwächeren Geschäftsentwicklung warnten, fürchten einige Beobachter den Beginn einer Serie.
• Verpatzter Beginn der Berichtssaison
• Warnsignal für weiteren Verlauf?
In den kommenden Wochen legen Unternehmen auf der ganzen Welt ihre Geschäftsberichte offen. Auch börsennotierte Schweizer Firmen werden ihre Bücher öffnen und über Umsatz und Gewinn im abgelaufenen Quartal berichten. Den Auftakt in die Berichtssaison kann man aber getrost als verpatzt bezeichnen. Ist das ein schlechtes Omen für den weiteren Verlauf?
Logitech schockt mit Gewinnwarnung
Der Computerzubehörhersteller Logitech hat Anleger mit einem schwachen Weihnachtsquartal enttäuscht. Die Erlöse gingen vorläufigen Schätzungen zufolge zwischen 22 und 23 Prozent zurück, zudem erlitt das Unternehmen einen Gewinneinbruch.
Für besondere Verunsicherung sorgte dabei aber eine Gewinnwarnung: "Aufgrund der schwächer als erwartet ausgefallenen Ergebnisse für das dritte Quartal und der unsicheren Lieferfähigkeit im Zusammenhang mit dem aktuellen Corona-Ausbruch in China reduzieren wir unseren Ausblick für das Gesamtjahr", so Logitech-Chef Bracken Darrell in der Mitteilung. Anleger reagierten enttäuscht, denn die jüngste Gewinnwarnung war bereits die dritte Reduktion der Konzernziele innerhalb eines Jahres.
VAT zieht mit schwachem Ausblick nach
Auch der Vakuumventilhersteller VAT zog mit einer für Anteilseigner enttäuschenden Nachricht nach: Angesichts einer Abschwächung des Marktumfeldes sowie der Handelsbeschränkungen zwischen den USA und China sowie den Herausforderungen in der Lieferkette rechnet das Unternehmen für 2023 mit einem schwächeren Geschäftsverlauf.
Besonders im Halbleiterbereich werde dieser spürbar werden: "Die zyklische Abschwächungen in der Halbleiterindustrie dauern in der Regel zwei bis vier Quartale", so VAT-Sprecher Michel Gerber.
Anders als Logitech konnte VAT die Aktionäre aber immerhin noch mit einer robusten Geschäftsentwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 versöhnen: Nach ersten ungeprüften Zahlen wuchs der Umsatz um 27 Prozent auf 1,14 Milliarden Franken, die EBITDA-Marge soll bei rund 35 Prozent liegen. Damit erzielte VAT ein Rekordjahr.
Arbonia wird ebenfalls vorsichtiger
Als drittes heimisches Unternehmen hat direkt zum Start der Berichtssaison auch der Bauzulieferer Arbonia für das Geschäftsjahr 2022 eine Gewinnwarnung ausgesprochen. Der Konzern sprach wegen der hohen Kosten von einem herausfordernden Jahr und rechnet mit einer Marge von unter 10 Prozent. Arbonia rechnet zwar mit einem organischen Umsatzwachstum von 5 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken, die hohen Ausgaben für Material- und Logistikkosten, die Materialknappheit, stark ansteigende Energiekosten, gestiegene Zinsen und auch der starke Schweizer Franken hätten das Ergebnis aber belastet.
Anleger in Sorge um Fortgang der Berichtssaison
Der schwache Auftakt in die Berichtssaison lässt Sorgen unter Anlegern wachsen, dass noch mehr heimische Unternehmen schwache Zahlen vorlegen und die Geschäftsentwicklung in der Zukunft weniger optimistisch beurteilen könnten. Das könnte die Stimmung unter Schweizer Anlegern nachhaltig belasten, nachdem jüngst angesichts einer abflauenden Zinsangst und einer verbesserten Einschätzung der Konjunkturaussichten Entspannungssignale kamen.
Dennoch: Inflationssorgen schwelen weiter am Markt, das durch die Notenbanken regulierte Zinsniveau wird zudem einen deutlichen Einfluss auf die Konsumentwicklung haben. Wichtiger für die Aktienmärkte werde sein, dass das Zinsniveau dann nicht zu lange so hoch bleibe, zitiert Cash Remo Rosenau, den Research-Leiter bei der Helvetischen Bank. "Sonst hätte der Markt wohl wieder Korrekturbedarf, und die oft gehegte Erwartung, dass das zweite Halbjahr an den Aktienmärkten besser werden könnte, würde sich dann kaum bewahrheiten." Zudem gebe es einen Punkt, der für die Unternehmen noch wichtiger werde: Die Konsumneigung: "Diese wird 2023 ein Hauptthema sein und die Unternehmen sehr unterschiedlich betreffen."
Ein erhöhtes Risiko sieht der Experte insbesondere für Firmen, "mit starkem Europa-Exposure".
Dennoch sollten Anleger wohl aus dem enttäuschenden Auftakt nicht auf den grundsätzlichen Zustand von Schweizer Unternehmen schliessen. Zu individuell sind die Geschäftsfelder von Firmen etwas aus dem SMI. Dennoch bleiben die Konjunkturaussichten unsicher, zu gross sind die Risikofaktoren und die Gemengelage aus Folgen des Ukraine-Krieges, weiter hoher Inflation und unkalkulierbaren Nachwehen der COVID-19-Pandemie. "Qualität ist wichtig, und profitieren werden jene Firmen, welche mit Schwierigkeiten, wie beispielsweise der sinkenden Konsumentenstimmung, besser umgehen können als andere", so Rosenau gegenüber "Cash" weiter.
Redaktion finanzen.ch
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