Gegenbewegung |
18.03.2022 22:52:00
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Swisscom, Meyer Burger & Co: Diese Schweizer Aktien konnten zuletzt trotz Ukraine-Krieg und Zinsangst zulegen
Der Krieg in der Ukraine, Zinssorgen und hohe Inflationszahlen belasten auch die Schweizer Märkte. Dennoch konnten sich einige Aktien der negativen Marktentwicklung entziehen und in den letzten vier Wochen sogar deutliche Gewinne verbuchen.
• SMI auf Monatssicht unter Druck
• Ausnahmefälle widersetzen sich negativer Marktentwicklung
Ukraine-Krieg, Inflation und Zinserhöhungen belasten Märkte
Bereits seit einigen Wochen belasten der hohe Preisdruck und die Sorge vor einer Erhöhung des Leitzinses die Märkte. Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar verschärfte sich die Situation weiter, wobei bereits einige Tage zuvor Gerüchte um eine baldige Invasion die Runde machten und bei Anlegern für Verunsicherung sorgten. Auch wenn zwischenzeitlich wieder Erholungstendenzen am Markt erkennbar sind, für den Leitindex SMI ging es seit Jahresbeginn bereits um 6,32 Prozent abwärts, auf Monatssicht beläuft sich das Minus auf 0,11 Prozent (Stand vom 17. März 2022). Während Index-Schwergewichte wie Credit Suisse, Logitech, Swiss Re und UBS in den letzten vier Wochen ordentlich Federn lassen mussten, gab es doch auch einige Titel, die sich dem Abwärtstrend widersetzen konnten.
Lonza-Aktie profitiert von Kooperation und Wachstum - kaum Geschäft in Russland und Ukraine
So profitierte etwa die Lonza-Aktie vor wenigen Wochen, als bekannt wurde, dass der Pharmazulieferer mit dem australischen Biotech-Unternehmen HaemaLogiX zusammenarbeiten wird, um dessen Arzneimittelkandidaten KappaMab zu produzieren. Bereits zum vierten Quartal 2022 soll das Medikament der Nachrichtenagentur awp zufolge in Lonzas chinesischem Werk hergestellt werden. Im Geschäftsjahr 2021 verbuchte der Konzern mit Sitz in Basel ausserdem ein deutliches Wachstum. Laut Manuel Boeck vom Finanzportal "Cash" könnte die Lonza-Aktie ausserdem auch weiterhin von sinkenden Renditen bei US-Staatsanleihen profitieren, da dies ein vorteilhaftes Umfeld für Wachstumstitel sei.
Darüber hinaus dürften sich die Folgen der Sanktionen gegen Russland für Lonza in Grenzen halten. Gegenüber awp gab das Unternehmen an, Geschäftsbeziehungen in Russland und der Ukraine nur in "sehr begrenztem Umfang" zu pflegen. Das unternehmerische Risiko des Krieges dürfte damit niedrig ausfallen.
Auf Monatssicht legte die Lonza-Aktie an der SIX um 8,08 Prozent auf zuletzt 663,40 Franken zu.
"Roche beliefert Patienten, nicht Märkte": Roche-Aktie trotzt Russland- und Ukraine-Geschäft
Auch beim Pharma-Schwergewicht Roche lief es 2021 rund. Vor allem der Diagnostik-Bereich konnte sich aufgrund des Geschäfts mit COVID-Tests im vergangenen Jahr bewähren. Dennoch drückte der starke Frankenkurs den Gewinn des Unternehmens aus Basel. Im Geschäftsjahr 2022 dürfte der Verkauf von COVID-19-Medikamenten und -Diagnostika ausserdem zurückgehen, heisst es im Ausblick.
Im Gegensatz zu Lonza ist Roche aber sowohl in Russland als auch in der Ukraine stark vertreten. "Roche beliefert Patienten, nicht Märkte", hiess es von Unternehmensseite gegenüber awp. Daher schliesst der Konzern einen Rückzug aus den beiden Ländern generell aus. Derzeit sei eine Belieferung der Ukraine allerdings nicht möglich, so Verwaltungsratspräsident Christoph Franz im Interview mit der "Handelszeitung". Daher sei sowohl im russischen als auch im ukrainischen Geschäft mit Ausfallrisiken zu rechnen. Laut awp beschäftigt Roche in Russland derzeit 800 Mitarbeiter, der Standort generierte mit 630 Millionen Franken zuletzt ein Prozent des Umsatzes.
Roche-Genussscheine verteuerten sich an der SIX in den letzten vier Wochen um 4,26 Prozent auf 359,70 Franken.
Swisscom-Aktie begeistert Anleger als "Obligationenersatz"
Auch die Swisscom-Aktie konnte sich bisher dem Negativ-Trend widersetzen. Zwar gab es beim Jahresabschluss keine grossen Überraschungen, aber immerhin konnte sich der Telekommunikationskonzern gegenüber dem vorherrschenden Umsatzdruck in der Schweiz behaupten. "Ein weiteres solides Jahr", so die Einschätzung von Analysten der Grossbank Credit Suisse, die wenige Tage nach der Zahlenvorlage ihr Kreditrating mit "Mid A" bestätigten.
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine kann die Swisscom-Aktie laut "Cash" ausserdem als "Obligationenersatz" dienen. Erneut zahlte das Unternehmen eine Dividende von 22 Franken, die das Papier für Anleger attraktiv macht.
Auf Monatssicht stieg die Swisscom-Aktie im Schweizer Handel um 2,05 Prozent auf zuletzt 556,40 Franken.
Meyer Burger-Aktie durch Nachfrage nach alternativen Energiequellen angetrieben
Noch höher fiel das Plus in den vergangenen vier Wochen bei der Meyer Burger-Aktie aus. Im Februar konnte der Solartechniker einen Grossauftrag in Deutschland an Land ziehen: Mehr als 6'000 Photovoltaik-Module liefert das Berner Unternehmen für das neue "Europa-Park Stadion" des SC Freiburg.
Im Rahmen des Kriegs in der Ukraine und damit auch den Sanktionen gegen Russland, die unter anderem zu einer geringeren Abhängigkeit Europas von russischem Öl und Gas führen sollen, sind Anbieter von Erneuerbaren Energien gefragter denn je. Von dieser erhöhten Nachfrage nach alternativen Stromquellen dürfte Meyer Burger deutlich profitieren. Laut Marc Forster von Cash müsse sich der Konzern aber auch gegenüber Mitbewerbern aus China beweisen. Ausserdem sei die weitere Kursentwicklung stark davon abhängig, wie sich die Situation in der Ukraine entwickle. Als risikoarmes Investment eigne sich die Aktie daher nicht.
Nichtsdestotrotz stieg das Meyer Burger-Papier an der SIX auf Monatssicht um satte 35,08 Prozent auf 0,43 Franken. Die Vorlage der Zahlen für das Geschäftsjahr 2021 am 24. März dürften ausserdem weitere Impulse liefern.
u-blox-Aktie nach starken Geschäftszahlen und Lieferstopp nach Russland gefragt
Erst Anfang März vermeldete der Halbleiterhersteller u-blox seine Geschäftszahlen für das vergangene Jahr: Neben einer Umsatzsteigerung von fast einem Viertel auf 414,1 Millionen Franken, begeisterte der Konzern mit Sitz in Thalwil die Anleger mit der Ankündigung einer Dividendenzahlung. So will u-blox 1,30 Franken je Aktie bezahlen, nachdem 2020 verlustbedingt keine Dividende ausgezahlt wurde.
Darüber hinaus nutzte die Unternehmensleitung die Zahlenvorlage, um sich klar zur Situation in der Ukraine zu positionieren. So stelle der Chipproduzent alle Lieferungen nach Russland und Belarus ein, auch sei ein Export durch Kunden in die betreffenden Länder untersagt. Weiterhin verdeutlichte man, dass man nicht auf russische oder belarussische Lieferungen angewiesen sein und daher weder mit Forderungsausfällen, noch einem starken Umsatzeinbruch rechne.
Die Anleger feierten die Neuigkeiten und schickten die u-blox-Aktie bis zum Handelsschluss zweistellig ins Plus. In den letzten vier Wochen ging es für das Papier um 30,29 Prozent aufwärts auf zuletzt 84,95 Franken.
Bobst-Aktie nach starkem Geschäftsjahr gefragt - Anleger mit Dividenden entlohnt
Starke Geschäftszahlen haben zuletzt auch die Aktie des Verpackungsmaschinenherstellers Bobst angetrieben. So vermeldete der Mexer Konzern Ende Februar einen Anstieg des operativen Gewinns um mehr als das Doppelte auf 99 Millionen Franken. Bobsts Reingewinn konnte sich gar verfünffachen. Aufgrund des freudigen Betriebsergebnisses will man die Aktionäre mit einer Dividende von 2,00 Franken je Aktie entlohnen, darüber hinaus ist auch eine Sonderdividende von 6,00 Franken angedacht.
Unternehmensangaben zufolge betreibt Bobst seit 1998 auch eine Niederlassung in Moskau. Dazu, ob es dort zu Einschränkungen kommt und wie es mit dem Standort weitergeht, hat das Unternehmen sich aber noch nicht geäussert.
Bobst-Aktien sprangen in den letzten vier Wochen um 32,05 Prozent auf 95,80 Franken.
Redaktion finanzen.ch
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