In Personalunion |
16.12.2022 17:21:00
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VW-Aktie gefragt: Blume will Chef von Volkswagen und Porsche bleiben - VW-Aktionäre erhalten Sonderdividende wegen Porsche-IPO
Vor der ausserordentlichen Hauptversammlung von Volkswagen macht Konzernchef Oliver Blume deutlich, dass er Porsche dauerhaft in Personalunion führen will.
"Porsche weiter zu führen, war für mich eine Grundbedingung bei der Entscheidung den Vorstandsvorsitz des Volkswagen Konzerns zu übernehmen", sagte er der FAZ. "Wenn ich die richtigen Entscheidungen auf Konzernebene treffen will, muss ich operativ in einer Marke arbeiten, eng an den Technologien, den Prozessen und den Menschen." Anlegerschützer sehen in der Doppelfunktion eine Gefahr von Interessenkonflikten. Blume hingegen betone, solche seien bis heute nicht aufgetreten. Die gewählte Konstellation sei "sehr sinnvoll".
Für Cariad kündigte er an, die Kernkompetenzen zu schärfen, die Integration der Software in die Produkte der Marken zu überarbeiten und sie für die Kooperation mit starken Partnern zu öffnen. Ex-VW-Chef Herbert Diess wollte Bündnisse nur begrenzt zulassen, um unabhängig zu bleiben. Blume hingegen betone, der Konzern könne nicht alles selbst machen. "Wenn es gute Lösungen am Markt gibt, dann muss ich sie nicht noch mal selbst entwickeln, sondern bin mit einem bewährten Partner schneller."
VW-CEO will Konzernmarken auf Profitabilität trimmen
Der neue Volkswagen-Chef Oliver Blume will den Konzern mit seinen zwölf Marken stärker auf Profitabilität trimmen. "An oberster Stelle steht die finanzielle Robustheit", sagte der Manager anlässlich der ausserordentlichen Hauptversammlung in Berlin laut Redetext. Ziel sei ein effizienterer Einsatz des Kapitals, der Fokus auf Rendite und Netto Cashflow solle geschärft werden. "Dabei geht es auch darum, die einzelnen Marken resilienter aufzustellen und die Schwelle, ab der sie Gewinn machen - den sogenannten Breakeven-Punkt - weiter abzusenken."
Das sei ein Ziel des "10-Punkte-Planes", in dem die Prioritäten für die nächsten Monate skizziert seien. Auf einem Kapitalmarkttag im zweiten Quartal 2023 sollen erste Ergebnisse hierzu präsentiert werden, wie Blume in Aussicht stellte.
Grundsätzlich sei VW "finanziell gut aufgestellt". Die Umsatzerlöse würden 2022 voraussichtlich um 8 bis 13 Prozent über denen des Vorjahres liegen, die operative Marge soll am oberen Ende des Korridors von 7 bis 8,5 Prozent liegen.
Während des Aktionärstreffens soll über die Ausschüttung der Sonderdividende an die VW-Aktionäre aus den Einnahmen aus dem Porsche-Börsengang abgestimmt werden. Das Votum gilt als Formsache, da deutlich mehr als die Hälfte der stimmberechtigten Aktien bei den Familien Porsche und Piech sowie dem Land Niedersachsen und Katar liegt.
VW-Chef: Tempo bei E-Autos hoch halten - 'neuer Management-Stil'
Volkswagen will den Ausbau seines Angebots an batteriebetriebenen Elektroautos (BEV) trotz Rückschlägen in der begleitenden Software-Entwicklung und Problemen in China beschleunigen. Konzernchef Oliver Blume nannte die "schnelle Umsetzung unserer BEV-Strategie" am Freitag auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung in Berlin einen der zentralen Punkte und wesentlichen Werttreiber, die er in den nächsten drei Jahren konsequent angehen werde.
Bei E-Fahrzeugen war die Konkurrenz für die Wolfsburger zuletzt deutlich gewachsen - nicht nur durch anhaltende Erfolge des US-Rivalen Tesla , auch durch neue Anbieter auf dem wichtigsten Automarkt China. "In diesem Jahr werden wir die Auslieferungen von E-Fahrzeugen dort voraussichtlich verdoppeln", sagte Blume.
Es gebe bei VW "einen neuen Management-Stil, basierend auf Leistung, Teamgeist und Umsetzung", so Blume. Unter seinem Vorgänger Herbert Diess hatte es insbesondere im Verhältnis zum Betriebsrat häufig gekracht.
Kernthema der Sonderhauptversammlung war der Porsche-Börsengang Ende September. Ein Achtel der Anteile am operativen Geschäft des Stuttgarter Sport- und Geländewagenbauers werden seither am Finanzmarkt gehandelt. Die Volkswagen-Führung hatte empfohlen, eine separate Ausschüttung von 49 Prozent der Brutto-Gesamterlöse aus dem Börsengang der Porsche-Vorzugsaktien und dem Verkauf von einem Viertel der Porsche-Stammaktien an die Dachgesellschaft Porsche SE zu zahlen. Pro Papier wären das laut vorgegebener Planung 19,06 Euro.
Diskutiert werden dürfte auch über die Wertentwicklung an der Börse. Während die Marktkapitalisierung der Porsche AG mittlerweile auf über 93 Milliarden Euro stieg, lag die VW AG zuletzt bei gerade einmal knapp 80 Milliarden Euro. Die Wolfsburger sind jedoch nach wie vor der Ansicht, dass mittelfristig ein deutlicher Wertzuwachs gelingen kann. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch sagte, der Kursanstieg bei Porsche betrage inzwischen 18 Prozent. "Wir freuen uns."
VW-Aktionäre erhalten Sonderdividende wegen Porsche-IPO
19,06 Euro extra pro Aktie - diese Summe bekommen die Anteilseigner von Volkswagen aus dem Gesamterlös des Börsengangs der Tochter Porsche. Doch trotz der Sonderdividende waren am Freitag zur ausserordentlichen Hauptversammlung in Berlin nicht alle Anleger komplett zufrieden.
Die Dominanz des Porsche/Piëch-Clans, die Doppelrolle von Oliver Blume als neuer Konzern- und gleichzeitiger Porsche-Chef, Höhe und Zahlungstermin der zusätzlichen Ausschüttung aus der Ausgabe von Vorzugsaktien und dem Verkauf von Stammaktien der Porsche AG : Das waren nur einige strittige Punkte in der Aussprache zwischen der Spitze des Wolfsburger Autobauers und Aktionären. Auch die Lage von Deutschlands grösstem Unternehmen in China - mit erstarkender Elektrokonkurrenz und Berichten über Menschenrechtsverletzungen - kam auf die Agenda.
Dabei sollte das eigentliche Thema, das Absegnen der Dividende, der einzige offizielle Tagesordnungspunkt sein. Am Ende gab es doch fast keine Voten dagegen. Zustimmung: mehr als 99,99 Prozent.
Zu der komplexen Konstruktion für den grössten deutschen Börsengang seit der Telekom 1996 gehörte neben der Ausgabe der Vorzugsaktien - sie spülten VW 9,1 Milliarden Euro in die Kasse - auch, dass 25 Prozent plus eine Stammaktie an die PSE gehen. Der VW-Hauptaktionär will so eine Sperrminorität bei zentralen Beschlüssen bei Porsche bekommen.
Die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte Holding gab dafür 10,1 Milliarden Euro aus. Mancher sieht das als Zementierung ihrer Macht und als eine Art Selbstbedienungsgeschäft, denn die PSE kann mit der jetzt beschlossenen Dividende zumindest einen Teil der Kosten wieder direkt einspielen. Ein grosser Batzen soll nach den bisherigen Plänen allerdings auch über Schulden finanziert werden.
Etliche kleinere Aktionäre witterten eine "unzulässige Begünstigung" der VW-Grosseigner PSE, Niedersachsen und Katar. Auch bei den öffentlich gehandelten Vorzugsaktien machten vor allem Grossanleger einen Stich: Sie erhielten über 94 Prozent der knapp 114 Millionen Papiere. Viele Privatanleger gingen leer aus.
Nicht alle in Berlin plädierten für eine üppigere Ausschüttung. So fand die Sparkassen-Fondstochter Deka den vorgeschlagenen Wert "viel zu hoch". VW brauche sein Geld jetzt primär für den weiteren Umbau in Richtung E-Mobilität und Digitalisierung. Das sieht auch Greenpeace so: "In einem historischen Branchenumbruch eine milliardenschwere Sonderdividende auszuschütten, während Volkswagen Konkurrenten hinterherläuft, ist eine kurzsichtige Entscheidung", sagte der Finanzexperte der Umweltorganisation, Mauricio Vargas. Nicht nur Tesla, auch chinesische Anbieter preschen voran. VW konnte seinen Elektroauto-Absatz zuletzt aber wieder deutlich ausbauen.
Ein Dauerbrenner, der mit dem Porsche-Börsengang und der Ablösung des umstrittenen VW-Chefs Herbert Diess durch Blume neue Aktualität hat, ist die Vermischung von Funktionen im riesigen Konzerngeflecht. Der Wirtschaftsprofessor Christian Strenger, früherer Leiter der Fondsgesellschaft DWS und Mitgründer der Kommission Deutscher Corporate Governance Kodex, sieht "signifikante Interessenkonflikte".
Der Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Ulrich Hocker, fragte Blume: "Bleiben Sie bei der Doppelrolle? Oder ist das eine Übergangslösung?" Es könne nicht sein, für Porsche und den Konzern dauerhaft zwei Vollzeitjobs auszufüllen. Blume betonte: "Nach vier Monaten kann ich sagen: Es funktioniert." Zudem habe er Mandate in Aufsichtsräten niedergelegt, etwa bei der Tochter Seat.
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger pochte darauf, dass die Sonderdividende noch im Dezember fliesst - und nicht erst im Januar, wie vom Grossaktionär Niedersachsen gewünscht. Sie begründete dies mit möglichen steuerlichen Nachteilen, zum Beispiel bei der Gegenrechnung von Verlusten aus dem Vorjahr.
Ministerpräsident Stephan Weil machte als Mitglied des VW-Aufsichtsratspräsidiums klar, dass er bei seiner Linie bleibt. "Es wurde relativ früh Einvernehmen zwischen allen Beteiligten erzielt, dass die Dividende Anfang des Jahres (2023) ausgezahlt werden soll", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Das Geld aus dem Börsengang sei für eine stabile Standortpolitik wichtig, weil "VW jetzt wieder die Möglichkeit hat, aus einer starken Kasse zu investieren, damit auch zukünftig in Niedersachsen moderne Produktionsstätten stehen".
Der fürs Geschäft unerlässliche Standort China hingegen ist für VW wegen der Fabrik in der Uiguren-Region Xinjiang zunehmend ein heikles Terrain. Landeschef Ralf Brandstätter sagte: "Wir setzen uns über die ganze Lieferkette für die Einhaltung der UN-Standards für Wirtschaft und Menschenrechte ein." Rechtsvorstand Manfred Döss entgegnete auf Nachfragen der Aktionäre: "Ich darf Ihnen versichern, dass Integrität und Compliance einen hohen Wert im Volkswagen-Konzern haben."
Via XETRA steigt die VW-Aktie zwischenzeitlich um 0,61 Prozent auf 134,38 Euro.
FRANKFURT (Dow Jones) / BERLIN/WOLFSBURG (awp international)
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22.11.24 | Volkswagen Market-Perform | Bernstein Research | |
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11.11.24 | Volkswagen Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
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