Ungünstiger Verkauf? |
12.06.2020 22:05:00
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Warren Buffett trennt sich von Airlines-Beteiligungen: Hat sich die Börsenlegende verzockt?
Beim virtuellen Berkshire-Jahrestreffen Anfang Mai gab Warren Buffett bekannt, dass sich seine Investment-Holding von allen Airlines-Aktien getrennt habe. Ein Schritt, den US-Präsident Donald Trump jüngst kritisierte. Doch war Buffetts Entscheidung wirklich falsch?
• Airlines-Aktien mit kräftigem Kurssprung seit Mitte Mai
• Buffett entging durch Verkauf eine Milliardensumme
Starinvestor Warren Buffett sorgte vor einigen Wochen einmal mehr für einen Paukenschlag an der Börse. Das Orakel von Omaha zog die Aufmerksamkeit der Anleger jedoch nicht durch eine geglückte Übernahme oder eine besonders große Investition auf sich, sondern durch einen Anteilsverkauf im großen Stil: Anfang April wurde bekannt, dass seine Investmentholding Berkshire Hathaway die Beteiligung an Delta Air Lines und Southwest Airlines deutlich reduziert und insgesamt rund 15 Millionen Aktien verkauft hat.
Beim Jahrestreffen der Investmentholding Anfang Mai, das aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr virtuell stattfand, legte Buffett dann noch einmal nach und verkündete, dass Berkshire sich von allen Airlines-Aktien getrennt habe, da sich die Welt durch die Corona-Krise für Fluggesellschaften verändert habe und Berkshire "keine halben Sachen macht". Tatsächlich ist das Geschäft der Airlines aufgrund der weltweiten Reisebeschränkungen massiv eingebrochen und viele Unternehmen der Branche kämpfen - zum Teil mit Hilfe staatlicher Unterstützung - ums Überleben. Der Starinvestor schmiss daher neben Delta Air Lines und Southwest Airlines auch die Aktien von United Airlines und American Airlines aus seinem Depot. US-Präsident Donald Trump kritisierte diese Entscheidung Ende vergangener Woche als Fehler. Liegt er mit dieser Einschätzung womöglich richtig?
Airline-Aktien starteten ab Mitte Mai durch
Zumindest beim Ausstiegszeitpunkt hat der Starinvestor dieses Mal offenbar kein glückliches Händchen gehabt. Zwar ging es bei den Aktien von United Airlines, American Airlines, Delta Air Lines und Southwest Airlines noch weiter bergab, nachdem sich Buffett von seinen Anteilen getrennt hat, doch nachdem die Papiere Mitte Mai ihren bisherigen Tiefstpunkt der Corona-Krise erreichten, legten sie kräftig zu. United Airlines, Delta Air Lines und American Airlines konnten ihren Kurs seit dem 15. Mai sogar verdoppeln. Hätte Buffett an seinen Beteiligungen festgehalten, hätte er an dieser Kursrally ordentlich verdient. Laut Berechnungen von "Investor's Business Daily" wäre das ehemals von Berkshire Hathaway gehaltene United-Aktienpaket zwischen dem 15. Mai und dem 6. Juni um knapp 500 Millionen US-Dollar im Wert gestiegen. Die Beteiligung an American Airlines hätte 400 Millionen US-Dollar an Wert hinzugewonnen, bei Southwest Airlines wären es rund 770 Millionen US-Dollar mehr gewesen und an seinen Delta-Aktien hätte Buffett durch die Rally sogar rund 1 Milliarde US-Dollar verdient - wenn er sie behalten hätte. Insgesamt hätten Buffetts Airlines-Beteiligungen in den letzten drei Wochen laut "Investor's Business Daily" 2,7 Milliarden Dollar hinzugewonnen.
Diese Berechnungen sind jedoch nur mit Vorsicht zu betrachten, da sich Buffett bereits Anfang Mai von allen entsprechenden Titeln getrennt und somit einen Teil der Kursverluste vermieden hat, die nun durch die Rally wieder aufgeholt wurden. Jedoch zeigt sich auch beim Blick auf die Performance der Fluggesellschaften seit 1. Mai - in etwa der Zeitpunkt des vollständigen Anteilsverkaufs - ein deutlicher Wertzuwachs: Hätte Buffett seine Airlines-Beteiligungen erst Ende der vergangenen Woche abgestoßen, hätte er laut "Investor's Business Daily" nun 1,9 Milliarden US-Dollar mehr in der Tasche.
Analyst: Vollständige Flughöhe bei Airlines-Aktien noch nicht erreicht
Allein die vergangene Woche sei die beste Woche für Airline-Aktien überhaupt gewesen, schreibt "CNBC" mit Blick auf den U.S. Global Jets ETF. Der Indexfonds, der die Luftfahrt-Branche abbildet, konnte in der vergangenen Woche mit einem Performance-Plus von 33 Prozent den höchsten Wochengewinn seit seinem Bestehen verbuchen. Doch den Airlines-Aktien ist der Schwung offenbar noch längst nicht ausgegangen, denn auch zum Start in die neue Woche konnten die ehemals von Buffett gehaltenen Titel kräftig zulegen: Für United Airlines ging es am Montag an der NASDAQ um weitere 14,82 Prozent nach oben, American Airlines legten um 9,25 Prozent zu, während Papiere von Delta Air Lines an der NYSE um 8,23 Prozent und Southwest Airlines um 6,31 Prozent stiegen.
Auch Analyst Craig Johnson von Piper Sandler glaubt, laut "CNBC", an weiteres Kurspotenzial bei der durch die Corona-Krise gebeutelten Branche. "Es gibt [...] immer noch ein nettes Aufwärtspotenzial von hier aus", sagte er am Freitag in einem Interview mit dem US-Sender. Der Analyst glaubt, dass der U.S. Global Jets ETF seinen Boden gefunden hat und nun wieder auf seinen gleitenden Durchschnitt der letzten 200 Tage zusteuert. Dieser liegt laut Johnson bei 25 US-Dollar. Verglichen mit dem Schlusskurs des ETFs vom vergangenen Freitag, der bei rund 20 US-Dollar lag, ergibt sich somit für die Luftfahrtbranche ein Aufwärtspotenzial von 25 Prozent. "Während wir mehr Bestätigung dafür bekommen, dass es einen Impfstoff geben kann und mehr Beweise, dass dieser kommt, werden diese Airlines weiter abheben", so Johnson.
Hat sich Buffett bei den Airlines tatsächlich verzockt?
Hat sich Buffett bei seinem Ausstieg aus den US-Fluggesellschaften also tatsächlich so sehr geirrt? Das glaubt - neben Trump - auch Frank Holmes. Er ist CEO des Unternehmens U.S. Global, das den bereits genannten U.S. Global Jets ETF herausgibt. "[Buffett] ist menschlich und er hat sich die Airlines entgehen lassen", sagte Holmes laut "Investor's Business Daily". Andere Investoren hätten hingegen eine zyklische Analyse der Branche vorgenommen und entschlossen, dass Fluggesellschaften momentan "eine gute Wette" seien.
Doch was für Investoren, die jetzt erst in Airlines-Aktien einsteigen, eine gute Wette sein mag, muss es noch längst nicht für Warren Buffett sein, der seine Beteiligungen bereits vor ein paar Jahren aufgebaut hat. Denn die Airlines zeigen aktuell zwar Anzeichen einer Erholung, allerdings sind sie noch meilenweit vom Vorkrisenniveau entfernt. Mit Blick auf die Performance seit Jahresstart liegen die Aktien von United Airlines, American Airlines, Delta Air Lines und Southwest Airlines immer noch tief im Minus. Eine vollständige Erholung des Geschäfts - sofern sie denn überhaupt möglich ist - dürfte wohl noch Jahre dauern und der Weg dahin mit noch unvorhersehbaren Risiken verbunden sein. Man kann Buffett daher momentan höchstens vorwerfen, dass er die Airlines-Aktien zu einem ungünstigen Zeitpunkt verkauft hat. Hätte er noch ein paar Wochen länger gewartet, hätte er nun mindestens 1,9 Milliarden US-Dollar mehr in der Tasche - die er aber angesichts seines Cash-Berges von 137 Milliarden US-Dollar wohl kaum nötig hat. Ob sich seine Entscheidung langfristig als klug oder unklug erweist, lässt sich wohl erst nach dem vollständigen Ende der Corona-Krise bewerten.
Redaktion finanzen.ch
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