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Gravierende Probleme 20.11.2019 17:52:00

Wirecard-Aktie fällt: Offenbar kein Testat für singapurische Tochter - Wirecard: Keine Unregelmässigkeiten

Wirecard-Aktie fällt: Offenbar kein Testat für singapurische Tochter - Wirecard: Keine Unregelmässigkeiten

Der wegen seiner Bilanzierungspraktiken in der Kritik stehende Zahlungsdienstleister Wirecard muss sich gegen weitere negative Berichterstattung verteidigen.

Wirecard
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Die Singapur-Tochter des DAX-Konzerns hat für das Jahr 2017 kein eigenes Testat von Wirtschaftsprüfern erhalten, wie das Unternehmen am Mittwoch Informationen aus einem Bericht des "Handelsblatts" vom Vorabend bestätigte. Dies zeigten Dokumente im Register der singapurischen Finanzaufsicht Acra, berichtete das "Handelsblatt" (Mittwochausgabe). 2017 sei das letzte geprüfte Jahr des Wirecard-Ablegers im asiatischen Stadtstaat.

Die Prüfer schrieben dem Bericht zufolge: "Wir können weder die Angemessenheit, Vollständigkeit und Richtigkeit des Jahresabschlusses feststellen, noch können wir den Umfang möglicher Anpassungen abschätzen, die (...) erforderlich sein könnten."

Die Prüfer von EY machten für gravierende Probleme bei der Bilanzprüfung der Tochter unter anderem die Untersuchungen der Finanzaufsicht CAD zu Bilanzfälschungsvorwürfen verantwortlich. Zudem habe man "keine ausreichenden Erklärung für bestimmte Buchhaltungsunterlagen und Transaktionen erhalten?.

Wirecard: Keine Unregelmäßigkeiten in Singapur

Wirecard hat nach eigenen Angaben alle Veröffentlichungspflichten ordnungsgemäß eingehalten. Das Fehlen des Testats der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young (EY) für die Richtigkeit der Jahresbilanz 2017 der Tochter in Singapur sei auf das Fehlen von Dokumenten aufgrund der Ermittlungen in dem Land zurückzuführen. Der lokale Abschluss sei jedoch im Rahmen der Möglichkeiten ordentlich geprüft worden, schreibt der Konzern und reagiert damit auf einen Bericht des Handelsblatts. In dem Bericht sei suggeriert worden, dass Unregelmäßigkeiten Ursache für das Fehlen des Testats seien.

Der lokale Abschluss für 2017 wurde nach lokalem Rechnungslegungsstandard (SFRS) geprüft, so das Unternehmen weiter. Aufgrund der Einschränkungen durch die Ermittlungen in Singapur seien Dokumente teilweise nicht zugänglich gewesen, sodass sich der lokale Prüfer kein abschließendes Prüfungsurteil habe bilden können.

Für die Prüfung des Konzernabschlusses nach IFRS waren diese Einschränkungen nicht relevant, wie Wirecard weiter schreibt. Die von EY erteilten uneingeschränkten Bestätigungsvermerke zu den Konzernabschlüssen und Konzernlageberichten für 2017 und 2018 blieben daher davon unberührt. Und für die Wirecard-Gruppe sei der Konzernabschluss nach IFRS maßgebend.

An der Börse sorgte der Bericht für Unruhe.

An der Börse sorgte der Bericht für neuen Druck auf die Papiere des Zahlungsdienstleisters, der vergangenes Jahr im September in den deutschen Leitindex aufgestiegen war. Die Aktie, die seit Monaten unter Vorwürfen um Bilanzierungspraktiken leidet, verlor zum XETRA-Handelsstart 5,73 Prozent auf 114,30 Euro. Zum Ertönen der Schlussglocke stand sie noch 3,30 Prozent tiefer bei 117,25 Euro. Rund um den DAX-Aufstieg war die Aktie noch bis zu 199 Euro wert gewesen.

Wirecard steht seit geraumer Zeit unter Beschuss, vor allem die britische "Financial Times" ("FT") veröffentlicht rund um das Unternehmen aus Aschheim bei München seit längerem kritische Berichte. Ende Januar sorgte ein Artikel zu Unregelmässigkeiten und möglichen Scheinbuchungen in Singapur dafür, dass der Aktienkurs binnen gut einer Woche um fast die Hälfte abstürzte. Wirecard musste nach der Prüfung durch eine beauftragte Anwaltskanzlei kleinere Buchungsfehler wegen "Qualitätsmängeln" einräumen, sah sich aber vom Vorwurf systematischer Falschbuchungen entlastet.

Dennoch könnten sich in Singapur Mitarbeiter strafbar gemacht haben, die Behörden im Land ermitteln noch. In Deutschland gehen die Staatsanwaltschaft München und die Finanzaufsicht Bafin dem Verdacht nach, dass Wirecard einer von Spekulanten orchestrierten Aktion zum Opfer gefallen sein könnte, mit der sogenannte Leerverkäufer an sinkenden Aktienkursen verdienen wollen - wie es auch schon in der Vergangenheit der Fall war. Nach Ansicht des Unternehmens könnten Verantwortliche der "FT" mit den Shortsellern unter einer Decke stecken, Wirecard geht rechtlich gegen die Zeitung vor. Diese wiederum sieht sich nach eigens in Auftrag gegebenen Untersuchungen von diesem Vorwurf entlastet.

Wirecard hat nach neuerlichen Vorwürfen in der britischen Wirtschaftszeitung zu angeblichen Scheinbuchungen bei Töchtern in Dubai und Irland eine Sonderprüfung der Bilanzen eingeleitet, neben dem regulären Wirtschaftsprüfer EY durchleuchten nun auch die Spezialisten von KPMG die Bücher des Unternehmens. Laut Finanzchef Alexander von Knoop dauert die Sonderprüfung bis voraussichtlich Ende des ersten Quartals 2020. Danach sollen die Ergebnisse in einem Bericht veröffentlicht werden.

"Wir gehen davon aus, dass die erneute unabhängige Prüfung dazu führt, alle weiteren Spekulationen endgültig zu beenden", sagte Aufsichtsratschef Wulf Matthias dazu. Vorstandschef Markus Braun zeigte sich zuletzt überzeugt, dass durch die Untersuchung das Vertrauen in das Geschäft gestärkt werde. Schon jetzt könne Wirecard nach eigenen Untersuchungen sagen, dass alle in den Unternehmensberichten von 2016 bis 2018 verbuchten Kundenbeziehungen und die Umsatzerfassung korrekt seien, sagte er vor zwei Wochen bei der Vorlage von Quartalszahlen.

/he/edh

ASCHHEIM/DÜSSELDORF (awp international)

FRANKFURT (Dow Jones)

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Bildquelle: Wirecard AG,Anton Garin / Shutterstock.com,Pavel Kapysh / Shutterstock.com

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