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Nach Zinsanhebung 07.07.2022 22:38:00

Hohe Inflation: Besteht die Gefahr eines umgekehrten Währungskriegs?

Hohe Inflation: Besteht die Gefahr eines umgekehrten Währungskriegs?

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat Mitte Juni ziemlich überraschend ihren Leitzins angehoben. Kommt es nun zu einem umgekehrten Währungskrieg der internationalen Notenbanken?

Schweizerische Nationalbank
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• Inflationsdruck wächst auch in der Schweiz
• SNB vollzieht Kurswechsel
• Droht nun ein umgekehrter Währungskrieg?

Erstmals seit fünfzehn Jahren hat die SNB die Zinsschraube wieder etwas angezogen und ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf nun nur noch minus 0,25 Prozent erhöht. Zwar hatten Marktteilnehmer mit einer baldigen Straffung der Geldpolitik gerechnet, trotzdem überraschten die Währungshüter sowohl mit dem Zeitpunkt als auch im Ausmass des Zinsschritts.

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Die Währungshüter begründeten ihren Beschluss mit dem mittlerweile auch in der Schweiz aufkommenden Inflationsdruck. So lag die Teuerungsrate der Schweiz im Mai mit 2,9 Prozent deutlich über dem SNB-Ziel von 2 Prozent. Angesichts dieser Entwicklung signalisierte die SNB, dass in absehbarer Zukunft noch weitere Zinserhöhungen nötig werden könnten.

Kursänderung der internationalen Notenbanken

Der Schweizer Franken gilt bei internationalen Investoren als sicherer Hafen, also als besonders krisenrobuste Währung. Doch seit der Finanzkrise war das Anlegerinteresse und folglich auch die Aufwertung der Währung so gross, dass sich die Schweizerische Nationalbank nach Kräften bemühte, den Franken zu schwächen, weil ein starker Franken schweizerische Produkte im Ausland teurer macht und daher für die exportorientierte Wirtschaft ein Fluch war. Dabei setzte die SNB neben dem weltweit tiefsten Leitzins auch auf Devisenmarktinterventionen. So hat die Nationalbank allein im Jahr 2021 für 21,1 Milliarden Franken Fremdwährungen gekauft.

Bereits am 18. Dezember 2014 führte die SNB Negativzinsen ein und belastete Guthaben auf ihren Girokonten, die einen bestimmten Freibetrag überstiegen, mit minus 0,25 Prozent. Im Januar 2015 senkte sie schliesslich den Leitzins gleichzeitig mit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses auf das rekordtiefe Niveau von minus 0,75 Prozent.

Mit ihrer jetzigen Zinswende vollzog die SNB also einen radikalen Kurswechsel. Doch damit steht sie nicht allein. So hat angesichts der ausufernden Inflation die US-Notenbank bereits im Frühjahr die Zinswende eingeleitet und inzwischen schon drei Mal ihren Leitzins angehoben - zuletzt um ganze 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) hinkt zwar etwas hinterher, jedoch hat auch sie für Juli eine Leitzinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte signalisiert. Diese wäre dann ihre erste Erhöhung seit über einem Jahrzehnt.

Warum der Sinneswandel?

Nach Angaben von SNB-Präsident Thomas werden ergänzend zu Zinserhöhungen nun sogar Devisenverkäufe in Erwägung gezogen, um einen starken Franken herbeizuführen. Doch warum haben die Notenbanken der Schweiz, USA, Eurozone und weitere nun plötzlich Interesse an einer Stärkung der eigenen Währung?

Der Sinneswandel der Währungshüter dürfte darin begründet liegen, dass sich die derzeit hohe Inflation durch eine starke Landeswährung bekämpfen lässt, weil sie die Gefahr einer importierten Inflation vermindert. Von einer importierten Inflation spricht man, wenn hohe Preisniveausteigerungen im Ausland durch Importe auch in das Inland übertragen werden, z.B. wenn auf internationalen Rohstoffmärkten etwa für Mineralöl die Preise steigen und die inländischen Unternehmen ihre gestiegenen Produktionskosten als Preiserhöhungen weitergeben.

Gegenüber "cash" erklärte Karsten Junius, Chefökonom bei der Bank J. Safra Sarasin: "Wir haben nun eine Situation, in der eine starke Währung hilft, die binnenwirtschaftlichen Probleme der einzelnen Länder zu lösen". Allerdings sei eine stärkere Währung nur solange hilfreich, wie der Arbeitsmarkt im Gleichgewicht und die Inflation zu hoch sei. "Wir werden daher solange Zinserhöhungen und stärkere Währungen bekommen, bis die höheren Zinsen und Wechselkurse die inländische Produktion und Arbeitskräftenachfrage zu stark dämpfen", sagte Junius weiter.

Umgekehrter Währungskrieg?

Einige Marktteilnehmer sprechen angesichts des Kurswechsels der Notenbanken bereits von einem "Reverse Currency War" - also von einem umgekehrten Währungskrieg - in dem die Notenbanken darum kämpfen, die eigene Währung zu stärken, statt wie bisher zu schwächen.

Für Junius sei die neue Stossrichtung der Notenbanken jedoch nichts Aussergewöhnliches, berichtet "cash". Schliesslich sei der Wechselkurs einfach ein Preis, der interne und externe Ungleichgewichte in zwei Währungsräumen wieder ausgleichen könne. "Damit haben wir einen Preis für mehrere Probleme in unterschiedlichen Ländern, was logischerweise zu Zielkonflikten führen kann. Und diese Zielkonflikte sind das, was wir als Währungskriege bezeichnen."

Junius, der zu den wenigen Ökonomen zählt, die den SNB-Zinsschritt im Juni vorausgesagt hatten, geht zwar davon aus, dass die SNB noch weitere Zinserhöhungen beschliessen wird. Doch angesichts des "schwindenden Konjunkturmomentums" werde der Trend zu stärkeren Währungen "nicht mehr Jahre dauern", so der Experte.

Thomas Gitzel will derweil laut "cash" nicht von einem Währungskrieg sprechen. Nach Meinung des Chefökonoms der VP Bank sind starke Währungen nämlich "Ausdruck einer soliden und starken Volkswirtschaft". Und weiter: "Dies richten aber die Währungsmärkte von alleine, hierzu bedarf es keinerlei Interventionen".

Redaktion finanzen.ch

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