Pressemitteilung |
07.11.2024 09:30:36
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Nachhaltige Fonds: Biodiversität als neue Herausforderung
Nach Jahren rasanten Wachstums stehen nachhaltige Fonds aktuell im Gegenwind. Nicht so in der Schweiz: hier setzen speziell die Retailbanken auf grüne Produkte. Das Thema «Biodiversität» ist allerdings kaum besetzt. Das zeigt eine neue Studie der Hochschule Luzern.
Nachhaltige Fonds seit Jahren erstmals im Gegenwind
In den vergangenen zwölf Monaten ist das Angebot nachhaltiger Fonds in der Schweiz um 161 Fonds gewachsen (+ 7 Prozent). Mit 2'325 Fonds können Kundinnen und Kunden heute aus dreimal so vielen Produkten wählen wie 2020. Der Markt steht allerdings im Gegenwind: Anlegerinnen und Anleger bevorzugen heute bei Neuanlagen nachhaltige Fonds nicht mehr grundsätzlich vor konventionellen Fonds. Tendenzen einer Marktsättigung könnten ein Grund dafür sein - oder auch Performancebedenken: Über viele Jahre hinweg rentierten nachhaltige Strategien gut, seit 2022 hat sich das jedoch geändert (Abbildung 1). Nachhaltige Fonds sind oft weniger exponiert gegenüber fossilen Energieträgern und Rüstungsgütern, je nach Marktsituation und Investorenpräferenz kann das ein Vor- oder Nachteil sein.
Schweizer Retailbanken setzen auf grüne Produkte
Die Studie zeigt, dass Schweizer Retailbanken überproportional stark auf nachhaltige Anlagen setzen (Abbildung 2). Sie bieten ihren Kunden 490 eigene Publikumsfonds an, von denen mehr als die Hälfte klar als nachhaltig positioniert sind. Anders als im Gesamtmarkt (12 Prozent) fliessen bei den Schweizer Retailbanken 87 Prozent der neu investierten Gelder in die Nachhaltigen. «Die Entwicklung ist ein Indiz dafür, dass nachhaltige Fonds in Kundenberatung und Vertriebsstrategie bei Schweizer Retailbanken aktuell eine sehr hohe Priorität geniessen», erklärt Co-Studienautor Prof. Dr. Manfred Stüttgen. «Die Umsetzung der neuen Selbstregulierung der Schweizerischen Bankiervereinigung zu nachhaltigen Anlagen seit Anfang 2024 dürfte dieser Entwicklung einen deutlichen Schub verliehen haben», so Stüttgen weiter.
Biodiversität und Naturkapital: finanzielles Risiko oder Anlagechance?
Ein neues Thema für nachhaltige Fonds ist Biodiversität. Die Hälfte aller Nachhaltigkeitsfonds in der Schweiz prüft Unternehmen darauf, ob sie sich nachteilig auf Gebiete mit schutzwürdiger Biodiversität auswirken. Bei konventionellen Fonds tun dies lediglich 21 Prozent (Abbildung 3). Investorinnen und Investoren wollen für die Übernahme von Biodiversitätsrisiken zunehmend entschädigt werden. Spezifische Informationen zu solchen Risiken sind darum wünschenswert. Besonders betroffen von Biodiversitätsschäden sind Unternehmen aus Branchen mit intensiver Landnutzung wie der Nahrungsmittelindustrie, der Land- und Forstwirtschaft, der Fischerei oder der Rohstoffabbau.
Die Herausforderung für Vermögensverwalter sowie Investorinnen und Investoren liegt in der Messung von Biodiversitätsrisiken, der Verfügbarkeit geeigneter Daten und deren Interpretation. «Bis heute gibt es noch keine etablierten Messkriterien für den Verlust der biologischen Vielfalt durch Unternehmen», sagt Brian Mattmann, Co-Autor der Studie. «Biodiversitätsdaten und die dahinterliegenden Modelle sind äussert komplex, was ihre Nutzung bei Finanzanlagen zu einer Herausforderung macht», so der HSLU-Dozent.
Ein Nischensegment von rund vier Prozent der 2'235 nachhaltigen Fonds selektiert seine Anlagen mit Blick auf die Zukunftschancen rund um das Thema «Biodiversität». Im Fokus stehen Investitionen in Unternehmen mit innovativen Produkten und Lösungen aus den Bereichen Kreislaufwirtschaft, saubere Wasserversorgung, Abfall- und Plastikvermeidung, nachhaltige Forstwirtschaft und Infrastruktur. Von den gesamthaft 257 Anbietern nachhaltiger Fonds erschliesst dieses Segment bisher aber erst eine Minderheit (siehe verschiedene Anbieter-Rankings).
IFZ Sustainable Investments Studie 2024
Die jährlich erscheinende IFZ Sustainable Investments Studie der Hochschule Luzern untersucht nachhaltige Investmentfonds mit öffentlicher Vertriebszulassung in der Schweiz. Der Fokus liegt dieses Jahr speziell auf nachhaltigen Fonds und Biodiversität. Die Studienergebnisse werden am Sustainable Investments Day vorgestellt, der in diesem Jahr am 07. November 2024 in Zürich stattfindet.
Am 21. November 2024 präsentieren wir die Studie zudem online an einem Webinar: Anmeldung
Die 304-seitige «IFZ Sustainable Investments Studie 2024. Nachhaltige Fonds und Biodiversität» kann unter ifz@hslu.ch für 190 Franken als Booklet bestellt werden.
Eine digitale Version der Studie und Rankings der verschiedenen Fondsanbieter steht auf der Website der HSLU zur Verfügung.
Anhang:
- Abbildung 1: Performancevergleich nachhaltiger Indizes mit einem konventionellen Index
- Abbildung 2: Neugeldzuflussraten nachhaltiger und konventioneller Fonds von Schweizer Retailbanken
- Abbildung 3: Der Anteil nachhaltiger und konventioneller Publikumsfonds, die nachteilige Biodiversitätswirkungen von Unternehmen in ihren Portfolios berücksichtigen
Kontakt für Medienschaffende:
Hochschule Luzern
Prof. Dr. Manfred Stüttgen
Tel.: +41 41 757 67 31, E-Mail: manfred.stuettgen@hslu.ch
Hochschule Luzern
Dr. Brian Mattmann
Tel.: +41 41 757 67 91, E-Mail: brian.mattmann@hslu.ch
Abbildung 1: Performancevergleich nachhaltiger Indizes mit einem konventionellen Index
Ab 2022 waren die globalen Finanzmärkte u.a. aufgrund des Ukraine-Kriegs veränderten Marktbedingungen ausgesetzt. Seither hat sich die Performancesituation zugunsten konventioneller Anlagen verändert (rechte Abbildung). Insbesondere Unternehmen aus den Bereichen fossile Energie und Rüstung profitieren - Branchen und Unternehmen, gegenüber denen nachhaltige Anlagen tendenziell weniger exponiert sind.
Abbildung 2: Neugeldzuflussraten nachhaltiger und konventioneller Fonds von Schweizer Retailbanken
Bei Publikumsfonds von Schweizer Retailbanken ziehen nachhaltige Fonds im Vergleich zu konventionellen Fonds deutlich mehr Neugeld an.
Abbildung 3: Der Anteil nachhaltiger und konventioneller Publikumsfonds, die nachteilige Biodiversitätswirkungen von Unternehmen in ihren Portfolios berücksichtigen
Nachhaltige Publikumsfonds prüfen Biodiversitätskriterien bei ihren Portfoliounternehmen deutlich öfters als konventionelle Publikumsfonds.
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