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Expertenkolumne 18.02.2025 15:24:59

AXA Investment Managers: Innerpolitischer Wahlkampf in Deutschland

AXA Investment Managers: Innerpolitischer Wahlkampf in Deutschland

Innerpolitischer Wahlkampf in Deutschland: Eurozone aussen vor / Zukunft der Währungsunion in Gefahr? / Irrationale US-Zollpolitik.

Ausgewählte Statements:

" Wir zweifeln nach wie vor an der Bereitschaft Berlins, die EU nach den Wahlen in eine engere Integration zu führen."

Innerpolitischer Wahlkampf in Deutschland: Europäische Projekte vorerst aussen vor

"Der Wahlkampf in Deutschland ist weitgehend innenpolitisch getrieben. Für europäische Projekte blieb bis hierhin nicht viel Raum. Vermutlich wird Berlin kaum auf die Ausweitung der grossen europäischen Programme drängen, auch wenn der politische Fokus auf die Nationalebene nach der Wahl etwas nachlassen dürfte."

"Während der Koalitionsverhandlungen dürfte wahrscheinlich zunächst ein politisches Vakuum entstehen, während Europa vorerst von den Friedensgesprächen über die Ukraine ausgeschlossen ist. Die können schwerwiegende Auswirkungen auf die Zukunft der Währungsunion haben."

"Strategischen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Mitgliedstaaten dürften die Einrichtung von mehr europäischen Programmen erschweren. Die Festlegung einer klaren, gemeinsamen Energiestrategie in der EU ist nicht einfach, und dasselbe gilt vermutlich auch für gemeinsame Verteidigungsprojekte."

Wahlkampf in Deutschland: Energiepolitik als Knackpunkt für künftige Koalition

"Die potenziell an Koalitionsgesprächen beteiligten Parteien haben alle eine zunächst ausgabenfreudige Ausgangshaltung, was eine Einigung auf eine Reform der Schuldenbremse wahrscheinlich macht - ohne dass es dafür unbedingt einer parlamentarischen Mehrheit bedarf."

"Einige der wichtigsten makroökonomischen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft werden aus dem Wahlpampf weitgehend herausgehalten: die hohen Energiekosten und das Fehlen einer klaren Energiepolitik. Beides trägt zur derzeitigen misslichen Lage Deutschlands bei und die öffentliche Diskussion zu diesem Themawürde sich wahrscheinlich als schädlich für die Stabilität der künftigen Koalition herausstellen.

US-Kerninflation steigt unerwartet stark an

"Im Januar ist die US-Kerninflation unerwartet stark gestiegen. Möglicherweise waren dabei noch einige Saisoneffekte im Spiel, aber seit Ende letzten Sommers steigen die Preise in den USA wieder schneller."

"Die Preissteigerungen bemerken auch die Verbraucher: In der Umfrage der University of Michigan sind die Inflationserwartungen der Privathaushalte verblüffend stark gestiegen."

"Die Kombination aus einer höheren Inflationserwartungen und einem robusten Arbeitsmarkt sollte die Fed alarmieren."

Hartnäckige Inflation in den USA

"Wie die US-Verbraucher die Wirtschaft einschätzen, hängt auch von ihrer politischen Einstellung ab, aber ihr Vertrauen ist heute schwächer als zu Beginn der ersten Amtszeit Trumps - selbst das der Republikaner."

"Die Inflation erweist sich als hartnäckiger als erhofft und die Haushalte merken das auch. Eigentlich sollte diese Erkenntnis für mehr Vorsicht bei Handelszöllen sorgen. Stattdessen scheint das Weisse Haus mit der Ankündigung zu gegenseitigen Zöllen noch nachzulegen."

Europäischer Aktienmarkt reagiert positiv

"Der europäische Aktienmarkt hat positiv auf die Aufnahme von Gesprächen zwischen den USA und Russland reagiert. Darin dürfte sich die Überzeugung widerspiegeln, dass europäische Unternehmen vom Wiederaufbau der Ukraine profitieren werden, während die europäische Wirtschaft wieder Zugang zu relativ billigem russischen Gas erhalten könnte."

Kurzzusammenfassung

Im Januar ist die US-Kerninflation unerwartet stark gestiegen. Möglicherweise waren dabei noch einige Saisoneffekte im Spiel, aber seit Ende letzten Sommers steigen die Preise in den USA wieder schneller. Das bemerken auch die Verbraucher: In der Umfrage der University of Michigan sind die Inflationserwartungen der Privathaushalte verblüffend stark gestiegen. Wie die US-Verbraucher die Wirtschaft einschätzen, hängt auch von ihrer politischen Einstellung ab, aber uns ist aufgefallen, dass ihr Vertrauen heute schwächer ist als zu Beginn der ersten Amtszeit Trumps - selbst das der Republikaner. Dies würde bedeuten, dass die Administration trotz des guten Abschneidens des Präsidenten in politischen Meinungsumfragen schon jetzt "unter Beobachtung" steht. Dies kann als Aufruf zu mehr Vorsicht bei den Zöllen gelesen werden, aber angesichts der Ankündigung gegenseitiger Zölle scheint das Weisse Haus noch nachlegen zu wollen. Allerdings sollte man auch nicht vergessen, dass das Handelsministerium sechs Wochen Zeit hat, zu einer solchen Politik Stellung zu beziehen. Dies schafft etwas Spielraum für eine Deeskalation, aber vermutlich belastete schon allein die Unsicherheit die Entscheidungen der Unternehmen.

Wir betrachten die zusätzlichen Gefahren für die Globalisierung. Die "Klubbildung" der Weltwirtschaft zu Gruppen von Ländern, die ähnliche Werte oder Sicherheitsbedenken teilen, mit einigen "Verbindungsgliedern", die diese Klubs miteinander verknüpfen, wirkte wie eine schwächere, aber immer noch funktionsfähige Version der "Weltwirtschaftsordnung". Aber jetzt erweisen sich diese Klubs als instabil, und die Verbindungsländer könnten unter strengeren Ursprungsregeln leiden. Möglicherweise bildet sich aber ein hybrides Modell heraus, mit einer lockeren Allianz aus Ländern, die weiterhin die traditionellen multilateralen Regeln hochhalten und neben den miteinander rivalisierenden Blöcken existieren.

Blanchard und Pisani-Ferry rufen die EU auf, diese Allianz anzuführen. Aber dazu müssen die EU-Länder erstmal ihre Solidarität untereinander beweisen. Die Wahlen in Deutschland am 23. Februar sind ein Prüfstein. Das Ergebnis ist noch unklar, und wir betrachten einige mögliche Szenarien. Wir zweifeln nach wie vor an der Bereitschaft Berlins, die EU nach den Wahlen in eine engere Integration zu führen. Zudem wird während der Koalitionsverhandlungen wahrscheinlich zunächst ein politisches Vakuum entstehen, während Europa vorerst von den Friedensgesprächen über die Ukraine ausgeschlossen ist. Und die können schwerwiegende Auswirkungen auf die Zukunft der Währungsunion haben.

von Gilles Moëc, Chefökonom der AXA Group und Leiter der AXA IM Research-Abteilung

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Bildquelle: AlexLMX / Shutterstock.com

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