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Chancen bei hohem Risiko 28.11.2021 16:42:00

Strategen klären auf: Lohnt sich nach Evergrande noch der Einstieg in Asiens Junkbonds?

Strategen klären auf: Lohnt sich nach Evergrande noch der Einstieg in Asiens Junkbonds?

Die Schuldenkrise um den chinesischen Immobilienriesen Evergrande hält Anleger weiter in Atem. Auch wenn ein Zahlungsausfall bisher verhindert werden konnte, hat die Krise das Vertrauen von Investoren in den chinesischen Immobilienmarkt dennoch erschüttert. Sollten die niedrigen Preise nun genutzt werden, um bei asiatischen Junkbonds wieder einzusteigen? Das sagen Experten.

China Evergrande Group
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• Schuldenkrise rund um Evergrande noch nicht überstanden
• Ausverkäufe bei Junkbonds locken Chancenjäger an
• Strategen warnen vor hohem Risiko

Lange waren asiatische Junkbonds bei institutionellen Grossinvestoren der Geheimtipp, um hohe Renditen einzufahren. Insbesondere Ramschanleihen von chinesischen Immobilienentwicklern standen hoch im Kurs. So verlautete beispielsweise UBS-Stratege Hayden Briscoe noch im April 2019 gegenüber CNBCs Sendung "Street Signs": "Asiatische Hochzinsanleihen und insbesondere chinesische Immobilien-Wertpapiere waren in diesem Jahr unser grösster Call. Wir glauben weiterhin, dass sie noch Luft nach oben haben". Auch BlackRock zeigte sich in der Sendung "Squawk Box" damals optimistisch: "Wir sind jetzt schon einige Monate positiv gegenüber chinesischen hochverzinslichen Immobilien-Wertpapieren eingestellt" meinte damals Neeraj Seth.

Krise rund um Evergrande schlägt grosse Wellen

Die Euphorie dürfte sich in diesem Jahr jedoch schlagartig in Sorge gewandelt haben, als vor einigen Monaten die Probleme des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande plötzlich offensichtlich wurden. Dabei schockte das chinesische Konglomerat damit, seine Schuldenlast in Höhe von mehreren hundert Milliarden US-Dollar nicht mehr tragen und seine Zinsen nicht mehr bezahlen zu können. Ursächlich war unter anderem die Corona-Pandemie, welche die zuvor starke Nachfrage nach mehr Wohnraum in China kurzfristig wegbrechen liess sowie die durch die chinesische Regierung durchgesetzten Regeln der "drei roten Linien", die das Aufkommen einer Immobilienblase verhindern sollten.

Schlagartig bekam das Geschäftsmodell von Evergrande Risse und auch andere chinesische Immobilienentwickler kamen in die Bredouille, was natürlich Anleger im grossen Stil verschreckte. Doch auch wenn das Problem bisher nicht aus der Welt geschafft wurde, wagen sich die ersten Anleger bereits wieder an das Thema asiatische Junkbonds heran und sehen Chancen von den aktuell niedrigen Preisen profitieren zu können. Natürlich bestehen asiatische Hochzinsanleihen nicht nur aus chinesischen Immobilien-Bonds, sie machen aber einen grossen Teil davon aus und locken aufgrund des hohen Risikos mit satten Renditen. CNBC hat daher verschiedene Asienexperten zu dem Thema asiatische Ramschanleihen befragt.

Das meinen Strategen

So warnt Martin Hennecke von St. James’s Place Anleger davor, für das Investieren in asiatische Hochzinsanleihen Fremdkapital aufzunehmen. Dafür sei die Vorhersehbarkeit der Renditen bei einer Anlage in Junkbonds aktuell zu schwierig und eine solche Strategie könnte sich als "viel risikoreicher erweisen, als antizipiert". Hierfür seien der jüngste Ausverkauf von Asien-Bonds und die Zahlungsprobleme einiger grosser Immobilienentwickler gute Beispiele. Stattdessen sollten Anleger seiner Meinung nach auf eine globale Diversifizierung setzen, über alle Asset-Klassen hinweg. Dennoch gesteht Hennecke ein, dass es für Anleger schwierig sei, die hohen Renditen der Junkbonds vollständig zu ignorieren, weshalb "die Assetklasse von gut diversifizierten Portfolios nicht ausgeschlossen werden sollte".

Sandra Chow von CreditSights und Arthur Lau von PineBridge Investments empfehlen unabhängig voneinander, dass Anleger ganz genau auswählen sollten, welche Bonds sie in ihre Portfolios aufnehmen. So betont Lau, "wir können nicht genug unterstreichen wie wichtig die Titelauswahl ist, um Gewinner auszuwählen und Verlierer zu vermeiden". Schliesslich geht er davon aus, dass es kurzfristig zu weiteren Zahlungsausfällen im chinesischen Immobiliensektor kommen dürfte, auch wenn sich dies seiner Meinung nach nicht zu einer systemischen Krise entwickeln sollte.

Chow empfiehlt daneben eher, dass sich Anleger ausserhalb Chinas nach Junkbonds umsehen: "Hochzinsanleihen in Indonesien und Indien haben sich widerstandsfähiger und besser von Investoren gestützt gezeigt, die eine Diversifizierung ausserhalb Chinas oder des chinesischen Immobiliensektor suchen". In China selbst würde Chow eher "auf konservative Titel" setzen.

Daneben hält Wai Mei Leong von Eastspring Investments an den Chancen des chinesischen Immobilienmarkts für Anleger fest. Für sie ist die aktuelle Volatilität in ihrem Ausmass zwar beispiellos, dass es in dem Sektor immer wieder zu Schwankungen kommt, die insbesondere durch die Politik hervorgerufen werden, ist für sie jedoch keine Neuigkeit. Sie glaubt, dass die wachsende Mittelschicht Chinas, zusammen mit dem Trend hin zur Urbanisierung und der Entwicklung der Städte die Immobilienbranche weiter stütze.

Es zeigt sich, dass sich auch die Experten in Sachen asiatische Junkbonds nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen wollen, auf der anderen Seite jedoch fürchten, eine ertragsreiche Chance zu verpassen. Ob ein nicht unerhebliches Risiko im aktuellem Marktumfeld eingegangen werden sollte, muss letztlich jedoch jeder Anleger selbst entscheiden.

Redaktion finanzen.ch

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