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Unterschiedliche Intentionen 03.06.2020 22:01:00

Gold oder Silber? Welcher Anleger in welches Metall investieren sollte

Gold oder Silber? Welcher Anleger in welches Metall investieren sollte

Silber gilt als kleiner Bruder von Gold. Doch performanceseitig hat das Edelmetall die Nase vorn - was insbesondere daran liegen dürfte, dass Goldinvestoren andere Ziele verfolgen als Silber-Anleger.

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• Silber hinkt Gold in Sachen Performance hinterher
• Goldinvestoren mit anderen Intentionen als Silber-Anleger
• Marktumfeld lässt alle Anleger auf Preisanstiege hoffen


Silber hat verglichen mit Gold noch deutliches Nachholpotenzial: Während der Goldpreis in den letzten zwölf Monaten rund ein Drittel zugelegt hat, ging es für Silber im gleichen Zeitraum nur um rund 20 Prozent nach oben. Dabei sehen die Preistendenzen durchaus ähnlich aus: Nach einer monatelangen Seitwärtsentwicklung verursachte die Corona-Krise im März einen deutlichen Preiseinbruch sowohl bei Silber als auch bei Gold, von dem sich beide Metalle in den Folgewochen wieder erholen konnten. Doch während Gold seine Verluste bereits komplett wieder ausgeglichen hat und aktuell sogar höher notiert als vor dem Corona-bedingten Crash, rennt Silber seinem 12-Monats-Hoch aus dem September noch deutlich hinterher.

Marktbedingungen sprechen für Gold und Silber

Dass Gold dem kleinen Bruder Silber performancetechnisch den Rang abläuft, dürfte insbesondere damit zu begründen sein, dass Anleger beim Investieren in die beiden Metalle durchaus unterschiedliche Intentionen verfolgen.

Gold gilt als Krisenmetall, viele Anleger nutzen es als sicheren Hafen, wenn die Luft an den Aktienmärkten dünner wird oder die Märkte in Turbulenzen geraten. Auch unsichere Wirtschaftsaussichten haben Anleger seit jeher in Goldanlagen getrieben. All diese Bedingungen finden Investoren aktuell vor: Nach dem Ende des längsten Bullenmarktes in der Geschichte haben viele Indizes eine beeindruckende Erholungsbewegung eingeleitet. Das wiederum hat Sorgen um mögliche Überbewertungen am Parkett ausgelöst, die bereits vor dem Auftreten der Pandemie viele Anleger an den Finanzmärkten umgetrieben haben. Hinzu kommt, dass die Weltwirtschaft die Folgen globaler Lockdown-Aktivitäten wohl längst nicht so schnell wegstecken dürfte, wie es die Erholung am Aktienmarkt zu indizieren scheint. Im Gegenteil: Die US-Notenbank hat erst jüngst ein düsteres Bild für die US-Wirtschaft gezeichnet, auch die deutsche Wirtschaft ist in eine Rezession gerutscht.

Gold hält man langfristig…

Weltweit stemmen sich Zentralbanken mit einer wahren Liquiditätsflut gegen die Folgen der Krise und pumpen Milliarden über Milliarden in die Wirtschaft. Während die Rezessionsauswirkungen dadurch im besten Fall abgemildert werden dürften, bringt der Geldregen der Währungshüter andere Probleme mit sich: Er fördert massiv die Geldentwertung. Schon seit jeher sind Inflationssorgen eines der wichtigsten Argumente für Goldanleger. Denn das Edelmetall gilt als wertstabil. Die Goldvorkommen sind auf natürliche Weise begrenzt, während Fiat-Geld in unbegrenzter Menge nachgedruckt werden kann. Viele Anleger, die ihr Vermögen mindestens erhalten wollen, investieren daher bevorzugt in Gold.

… mit Silber handelt man

Auch für Silber gelten die aktuellen Marktbedingungen als Kaufanreiz, wenn auch in deutlich abgeschwächter Form. Denn - wie bei Gold - sind auch die Silbervorkommen physisch begrenzt, die vorhandenen Ressourcen werden irgendwann aufgebraucht sein. Das unterscheidet auch Silber von Fiatgeld, das theoretisch in unbegrenzter Menge neu gedruckt werden kann. Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Metallen: Silber ist als Industriemetall stark industriell nachgefragt. Viele Industriezweige liegen aber Corona-bedingt aktuell noch brach, was die Nachfrage nach Silber zuletzt einbrechen ließ, während Gold als Inflationsschutz zeitgleich ohne Nachfrageeinbußen davon kam und stattdessen sogar stärker nachgefragt wurde. Dass Silber jüngst eine deutlichere Erholungsrally eingeläutet hat, dürfte also auf die Hoffnung vieler Anleger zurückzuführen sein, dass die Wirtschaft - nach dem Ende der ersten Corona-Welle - in vielen Ländern wieder hochgefahren wird und somit auch viele Industriezweige, die Silber benötigen, wieder in die Produktion einsteigen werden. Das bestätigte auch der Geschäftsführer von RBC Wealth Management gegenüber dem kanadischen Edelmetallhändler Kitco: "Silber wird ein bisschen besser abschneiden als bisher", so George Gero. "Silber wurde wegen seiner industriellen Komponente zurückgehalten. Mit der Wiedereröffnung vieler Volkswirtschaften wird die industrielle Komponente zum Rücken- statt zum Gegenwind."

Preisanstiege bei beiden möglich

Anleger, die in Silber investieren, setzen also eher auf eine Erholung der Wirtschaft und wetten auf eine höhere Nachfrage nach dem Metall von industrieller Seite, die dann dem Silberpreis auf die Sprünge hilft. Silber als Inflations- oder Vermögensschutz dürfte hingegen nur für einen kleinen Teil der Investoren eine Rolle spielen, möglicherweise für diejenigen, denen Gold mit einem Preis von über 1'700 US-Dollar je Feinunze inzwischen zu teuer geworden ist, während Silber mit einem Preis von rund 17 US-Dollar deutlich erschwinglicher scheint.

"Gold is to hold and silver is to trade", heißt es in einem Bericht von Kitco News. Das aktuelle Marktumfeld lässt Investoren beider Metalle auf Preissteigerungen hoffen.

Redaktion finanzen.ch

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