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Experten-Kolumne 18.02.2025 09:30:05

Candriam Emerging-Market-Debt-Ausblick 2025: Neues Jahr, neue Dynamik?

Candriam Emerging-Market-Debt-Ausblick 2025: Neues Jahr, neue Dynamik?

"Schwellenländeranleihen verzeichneten 2024 ein weiteres hervorragendes Jahr. Staatsanleihen in Hartwährung erzielten eine Gesamtrendite von 6, 54 Prozent. Renditespreads von +6,69 Prozent glichen den Rückgang von -0,14 Prozent bei US-Staatsanleihen mehr als aus.

Bei Staatsanleihen der Emerging Markets (EM) war es mit einer Rendite von 13,0 Prozent das Jahr der Hochzinsanleihen. Das Segment der notleidenden Schuldtitel war weiterhin der wichtigste Renditetreiber und erwirtschaftete mehr als die Hälfte der Rendite der Anlageklasse EM-Staatsanleihen.

Die neue Trump-Regierung in den USA stellt mit der wahrscheinlichen Wiedereinführung von Zöllen und konfrontativen Handelstaktiken eine potenzielle Quelle für Volatilität dar. Der EM-Hartwährungsmarkt beendete das Jahr 2024 mit historisch hohen Renditen und engen Spreads. Auch wenn die Risikobilanz aufgrund dieser hohen Spreads weiterhin sehr unausgewogen ist, sind wir durch das grundsätzlich solide Bild vieler Schwellenländer und die sehr niedrigen zu erwarteten Ausfallraten optimistisch gestimmt.

US-Zinssätze und der Dollar

Das globale makroökonomische Umfeld dürfte trotz der starken Aufwertung seit den US-Wahlen Anfang November eine anhaltende US-Dollarstärke begünstigen. In der zweiten Amtszeit von Präsident Trump könnten sogar die Höchststände des US-Dollars während der Präsidentschaft von Paul Volcker in den 1980er Jahren erreicht werden.

Die Aussicht auf umfassende und substanzielle US-Zölle schwächt die Aussichten für das globale Wirtschaftswachstum, insbesondere in den Schwellenländern, die von Trumps Handelspolitik am stärksten betroffen sein dürften. Wir rechnen mit einem Rückgang der Portfolio- und Direktinvestitionen in den Schwellenländern und einer noch stärkeren Umschichtung von Kapital in US-Dollar-Anlagen.

EM-Zinssätze und Wechselkurse

Der starke US-Dollar ist letztlich ein Gegenwind für die Performance der Schwellenländerwährungen. Die wichtigste Voraussetzung für die Performance von Lokalwährungen ist, dass die Federal Reserve die Leitzinsen deutlich senkt, das heisst über die aktuellen Markterwartungen hinaus. Dies dürfte nur dann der Fall sein, wenn die Notenbank davon überzeugt ist, dass die Inflation in der Nähe ihres Ziels verankert bleibt. Das ist angesichts der komplexen Risikolandschaft aus Geopolitik, höheren Zöllen, mangelnder Haushaltsdisziplin in den USA und starkem US-Wachstum eher unwahrscheinlich. Da das Jahr 2025 mit ziemlicher Sicherheit von Unsicherheiten in Bezug auf diese Themen geprägt sein wird, müssen Anleger in Schwellenländerwährungen agil sein und ihre Positionen je nach Entwicklung der Lage anpassen. Idiosynkratische Währungssituationen wie bei der türkischen Lira, dem ägyptischen Pfund, der nigerianischen Naira oder dem dominikanischen Peso können sich in diesem Umfeld für Anleger als wertvoll erweisen.

Das Argument für den Kauf von Schwellenländeranleihen ist zumindest etwas klarer, selbst wenn die Volatilität anhält. Die ausländische Positionierung in den Zinsmärkten der Schwellenländer ist gering, die realen Renditen sind hoch, und wir glauben, dass die meisten Zentralbanken die Zinsen weiter senken werden, wenn auch nur schrittweise. Märkte wie Brasilien, Kolumbien, die Tschechische Republik und die Philippinen bieten unserer Meinung nach derzeit attraktive Risikoprämien für Schwellenländeranleihen.

Steigende Haushaltsdefizite

Die fiskalische Disziplinlosigkeit wird von den Märkten wahrscheinlich unterschätzt, insbesondere die strukturellen Risiken, die von den Industrieländern ausgehen. Insbesondere die USA weisen ein aussergewöhnlich hohes Defizit auf, was angesichts des derzeitigen Wirtschaftswachstums umso bemerkenswerter ist. Wenn die zweite Trump-Administration ihre Versprechen einlöst, Einkommens- und andere Steuern zu senken, dürften diese Massnahmen die Haushaltslücke weiter vergrössern.

Die Verschuldung in den USA und weltweit wird wahrscheinlich weiter zunehmen und der Anteil der Staatseinnahmen, der für den Schuldendienst aufgewendet werden muss, wird in gleichem Masse steigen. Während dies in Zeiten des Wirtschaftswachstums und einer lockeren Geldpolitik relativ unproblematisch sein mag, könnten die Märkte weniger bereit sein, den USA und anderen Ländern erschwingliche Finanzmittel zur Verfügung zu stellen, sobald sich die Wirtschaft wieder abschwächt.

In?ation

Neben den möglichen Auswirkungen der lockeren Geldpolitik und der US-Zölle könnten auch geopolitische Spannungen die Inflation anheizen. Darüber hinaus sind die Zentralbanken weltweit nach wie vor damit konfrontiert, dass die Dienstleistungsinflation in vielen Märkten etwas zähflüssig erscheint, während die Arbeitsmärkte, insbesondere in den USA, relativ robust bleiben.

Der wichtigste De?ationsimpuls könnte von China ausgehen. Sollten die US-Zölle deutlich angehoben werden, könnte sich das chinesische Wirtschaftswachstum weiter verlangsamen und die Auswirkungen könnten durch das chinesische Konjunkturprogramm nicht vollständig kompensiert werden. Diese Dynamik hat erhebliche Auswirkungen auf die Schwellenländer, da ein grosser Teil der weltweiten Nachfrage nach Metallen und anderen Rohstoffen auf China entfällt. Die Rohstoffexporteure der Schwellenländer sind von einer Verlangsamung bedroht und könnten daher einen Teil des niedrigeren chinesischen Inflationsniveaus ‚importieren‘. Dies könnte sich beispielsweise auf Kupferexporteure wie Chile und Sambia auswirken. Unabhängig davon würden geringere chinesische Exporte in die USA wahrscheinlich dazu führen, dass billigere Importe auf andere Märkte umgelenkt werden, insbesondere in die benachbarten asiatischen Länder. Auch Europa, das bereits mit einem schwachen Wirtschaftswachstum zu kämpfen hat, könnte von der chinesischen De?ationsdynamik in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die Kombination dieser Faktoren könnte zu einer Beschleunigung der bisher beobachteten Trends führen - gedämpfte Inflation bei handelbaren Gütern, aber anhaltende Inflation bei Dienstleistungen. Dies könnte die Zentralbanken weltweit vor ein Dilemma stellen und das Potenzial für geldpolitische Fehler erhöhen.

Portfolio-Positionierung

Angesichts der wahrscheinlichen Ziele der US-Regierung, insbesondere in Bezug auf den Handel, rechnen wir mit höheren langfristigen Zinsen und einem insgesamt stärkeren Dollar. Daher gehen wir bei unseren Engagements in Schwellenländern selektiv vor und bevorzugen Laufzeiten unter 10 Jahren, insbesondere in Ländern mit hohen US-Dollar-Spread-Kurven. Wir halten an unserer negativen Einschätzung Chinas fest, gewichten die Währung unter und behalten unsere starke Untergewichtung in US-Dollar-Kreditstrategien bei. Wir bevorzugen Länder, in denen die Haushaltsdisziplin voraussichtlich beibehalten wird."

Von Christopher Mey, Head of Emerging Market Debt, and Kroum Sourov, Fund Manager

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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