Debatte um Zinswende |
14.07.2024 17:39:00
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Fed-Vertreter beteuern: Geldpolitik funktioniert, nur nicht so schnell wie gewünscht
Spätestens seit sich die EZB im Juni dazu entschied, die Leitzinsen erstmals seit den Erhöhungen in 2022 wieder zu senken, wird gespannt gewartet, wann die US-Währungshüter nachziehen. Die Fed will jedoch nichts überstürzen und ist sich sicher: ihre Geldpolitik funktioniert.
• Fed-Vertreterin mahnt zur Geduld
• Inflation mit Abwärtstrend
Wann wird die US-Notenbank Fed die Zinsen wieder senken? Kaum eine Frage dürfte Anleger aktuell so beschäftigen. Im März 2022 hatte die US-Notenbank das Ende der Niedrigzinspolitik eingeläutet und die Leitzinsen in Reaktion auf die ausufernde Inflation gleich um mehrere hundert Basispunkte angehoben. Es folgten weitere Zinsschritte, bis die Zinsen schliesslich seit Juli 2023 in einer Spanne zwischen 5,25 Prozent und 5,5 Prozent verblieben.
Währungshüter anderer Nationen haben eine erneute Zinswende hingegen bereits eingeläutet. So hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Zinssatz mittlerweile sogar schon zweimal um jeweils 25 Basispunkte gesenkt. Im Juni zog dann auch das europäische Pendant, die EZB, mit einer Senkung nach.
Inflationsziel noch nicht erreicht
Doch die Fed liess sich bislang nicht aus der Ruhe bringen und hält weiterhin an ihrem Ziel fest, die Inflation auf ein Niveau von rund zwei Prozent zu drücken. Im Mai 2024 hat die Inflationsrate in den USA gegenüber dem Vorjahresmonat bei rund 3,3 Prozent gelegen und befand sich dabei auf dem gleichen Niveau wie noch im April. Die Kernrate betrug derweil 3,4 Prozent, was einem Rückgang um 0,1 Prozent im Vergleich mit dem Vormonat entspricht.
Fed-Vertreterin beteuert: Geldpolitik funktioniert
Auch im Rahmen des letzten Zinsentscheids Mitte Juni stellten die Währungshüter für 2024 lediglich eine Zinssenkung in Aussicht. Der jüngste Fortschritt in Richtung ihres Inflationsziels sei "bescheiden", hiess es dort. Und doch ist sich die Fed sicher, ihre Geldpolitik funktioniert. Das betonte einmal mehr Fed-Vertreterin von San Francisco Mary Daly im Interview mit CNBC. Kurz zuvor wurde der jüngste PCE-Preisindex aus den USA veröffentlicht und fiel im Rahmen der Erwartungen aus. So wurde eine Verlangsamung der Preisanstiege offenbart.
Für Daly sind die Daten ein weiterer Hinweis darauf, dass die Geldpolitik funktioniere und die Inflation sich Stück für Stück abkühle. Dies sei für Unternehmen und Haushalte eine Erleichterung. Es handele sich hierbei dementsprechend um gute Nachrichten, dennoch gebe es noch mehr zu tun: "Wir sind noch nicht fertig", fasste Daly zusammen.
Verlangsamung nicht so schnell, wie gewünscht
Auch die Nachfrage des Squawk Box-Moderators, ob die Geldpolitik möglicherweise noch nicht straff genug sei, setzt Daly entgegen, dass die Daten etwas anderes sagen würde: "Nun, wir bekommen Beweise dafür, dass sie straff genug ist. Es ist wirklich schwierig irgendwo hinzuschauen und nicht zu sehen, dass die Geldpolitik funktioniert. Wir sehen, dass sich das Wachstum verlangsamt, die Ausgaben, der Arbeitsmarkt, die Inflation sinkt. So funktioniert die Politik." Allerdings gibt die Fed-Vertreterin auch zu bedenken, dass die Verlangsamung der Teuerung für manche Menschen sicherlich nicht schnell genug erfolge: "Nun ist es so, dass das länger dauert, als wir es alle gerne hätten, aber das bedeutet nicht, dass es nicht funktioniert", so Daly.
Mit Blick auf den Rest des Jahres, insbesondere die anstehenden Zinssitzungen im September und November, bleibe die Fed weiter abhängig von den zur Verfügung stehenden Daten, betont die Fed-Vertreterin. "Jetzt gerade schaue ich mir Szenarios an. Wenn die Inflation hartnäckiger bleibt, als wir es gerne hätten, oder langsamer zurückkommt, als wir es erwarten, dann müssen wir natürlich länger auf einem höheren Niveau bleiben. Das ist unser Ziel. Wenn sich die Inflation jedoch reduziert, wie sie es Ende letzten Jahres getan hat und der Arbeitsmarkt weiter intakt bleibt oder strauchelt, dann können wir unsere Politik in Reaktion darauf anpassen." Letztlich sei es dementsprechend zu früh, um hier Voraussagen treffen zu können, fasst Daly zusammen.
Kritiker sehen Geldpolitik als nicht restriktiv genug
Auf der anderen Seite gibt es kritische Stimmen, die suggerieren, dass die Geldpolitik der Fed keinen wirklichen Einfluss auf die Wirtschaft zeigen würde, berichtet MarketWatch. Während die Fed davon ausgeht, dass die "neutrale" Zinsrate bei knapp unter drei Prozent liegt, glauben Kritiker, dass diese deutlich höher liege und auch eine Debatte um Zinssenkungen verfrüht sei. Dabei stellen sie in Frage, dass die Geldpolitik schon restriktiv genug sei, um die Nachfrage zu drosseln. So verweisen jene Skeptiker auf den florierenden Aktienmarkt sowie andere Finanzierungsmöglichkeiten, die zeigen würden, wie locker die Politik tatsächlich sei.
Diesen kritischen Stimmen begegnet die Fed jedoch geschlossen. So betonte Chicago-Fed-Präsident Austan Goolsbee erst kürzlich, dass die Notenbank ein historisches Mass an Abwärtsdruck auf die Wirtschaft ausübe, wie ihn MarketWatch wiedergibt.
Am Markt sorgten derweil Aussagen des Fed-Chefs Jerome Powell im Rahmen der EZB-Konferenz in Portugal für gute Stimmung. So zeigte sich der Chef-Währungshüter zufrieden damit, dass die Inflation nach ihrem Anstieg zu Beginn des Jahres wieder eine Abwärtstendenz zeige. Anleger hoffen vor diesem Hintergrund, dass während der Zinssitzung im Juli bereits die Grundlage für eine erste Zinssenkung im September gelegt werden könnte. Nun bleibt abzuwarten, ob die Fed diesen Hoffnungen gerecht werden wird.
Redaktion finanzen.ch
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