Jahrestag |
15.10.2024 23:20:00
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2 Jahre Bullenmarkt: Endet nun der Aufwärtstrend oder hält er an?
Der Bullenmarkt für US-Aktien nähert sich seinem zweiten Jahrestag und zeigt trotz geopolitischer Spannungen und hoher Bewertungen kaum Anzeichen einer Verlangsamung. Experten sehen nun positive Signale für eine Fortsetzung des Marktes.
• Stratege sieht nur wenige Schwachstellen für den Bullenmarkt
• Historische Daten sprechen für Andauern des Bullenmarktes
Bullenmarkt der Aktien steht vor zweitem Geburtstag
Seit dem 12. Oktober 2022, als der S&P 500 seinen Tiefststand von 3'577,03 Punkten erreichte, hat der Index um mehr als 60 Prozent zugelegt. Diese raschen Gewinne übertrafen die Erwartungen vieler Finanzexperten, was dazu führte, dass Wall-Street-Unternehmen ihre Jahresendprognosen mehrfach anpassen mussten, um Schritt zu halten, wie von Market Watch berichtet.
Die Zahlen verdeutlichen einen Bullenmarkt, der trotz einer leichten Unruhe in den letzten drei Monaten kaum Anzeichen einer Verlangsamung zeigte. Der CBOE Volatility Index (VIX), oft als "Angstbarometer" der Wall Street bezeichnet, erreichte während eines globalen Marktrückgangs am 5. August seinen höchsten Stand seit März 2020. Doch der plötzliche Anstieg des VIX liess schnell nach, als die Aktienkurse wieder anzogen. Ein ähnlicher Rückgang ereignete sich in der ersten Septemberwoche, der jedoch verstärktes Kaufinteresse von Investoren auslöste, die die Gelegenheit nutzten, Aktien zu vergünstigten Preisen zu erwerben.
Seither hat der S&P 500 in den ersten drei Quartalen des Jahres seine beste Entwicklung seit Ende der 1990er Jahre gezeigt. Sollte er diese Gewinne bis zum Jahresende halten, wäre es das zweite Jahr in Folge, in dem der Index um 20 Prozent oder mehr zulegen würde - das erste Mal seit 1998, dass ihm ein solcher Erfolg gelingt.
Stratege: Bullenmarkt hat nur wenige "Schwachstellen"
Angesichts des Bullenmarktes teilt der erfahrene Stratege Jim Paulsen seine Einschätzung zur aktuellen Marktdynamik und den künftigen Entwicklungen gegenüber Yahoo Finance mit.
Paulsen zieht einen Vergleich zwischen traditionellen Bullenmärkten und der aktuellen Situation. Üblicherweise werden Bullenmärkte durch eine lockere Geldpolitik der Federal Reserve eingeleitet, um eine Rezession abzuwenden. Dies führt typischerweise zu fallenden Anleiherenditen, einer steigenden Geldmenge, zusätzlichen fiskalischen Anreizen und einem schwächeren Dollar. Paulsen erklärt: "Der Beginn eines Bullenmarktes ist nicht nur im Hinblick darauf, wie stark der Markt steigt, sondern auch im Hinblick auf die breite Beteiligung einer Vielzahl von Namen so fantastisch." Allerdings hebt der Experte ebenfalls hervor, dass sich der aktuelle Bullenmarkt von diesem Muster unterscheidet, da die Federal Reserve bis vor kurzem eine "strikte" Geldpolitik verfolgte.
"Es handelt sich um den einzigen Bullenmarkt in der Nachkriegsgeschichte, der während seiner gesamten Existenz unter der restriktiveren Geldpolitik der Fed stand", so Paulsen.
Obwohl der Bullenmarkt bereits seit zwei Jahren besteht, ist Paulsen der Meinung, dass noch "ziemlich viel" Spielraum bleibt, da der Markt keine "Schwachstellen" aufweise. Er betont insbesondere die "Langsamkeit auf dem Arbeitsmarkt" als Faktor, der für einige Zeit anhaltendes Wachstum ermöglichen könnte.
Das spricht dafür, dass der Bullenmarkt bei Aktien weiter andauern wird
Allerdings haben sich die Risiken für die fortlaufende Rally zuletzt deutlich verstärkt, wie MarketWatch weiter erklärt. US-Aktien sind im historischen Vergleich hoch bewertet und nähern sich ihrem Höchststand von Ende 2021. Zudem verschärfen sich die geopolitischen Spannungen, insbesondere durch den erneuten Konflikt zwischen Israel und dem Iran, was zu steigenden Rohölpreisen führt und Investoren beunruhigt.
Historische Daten zeigen jedoch, dass Bullenmärkte selten an "Altersschwäche" sterben, sondern durch externe Faktoren wie Rezessionen oder geldpolitische Änderungen beendet werden.
Ein Analystenteam von Ned Davis Research fand laut MarketWatch zudem heraus, dass es in der Vergangenheit seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zwölf Bullenmärkte gegeben hat, die länger als zwei Jahre dauerten. Sieben von ihnen erreichten auch das dritte Jahr, was zeigt, dass die Chancen für eine Fortsetzung des Marktwachstums gut stehen würden.
Laut Ned Davis Research betrug der durchschnittliche Anstieg der Aktienkurse über alle zwölf untersuchten Jahre hinweg 54,4 Prozent. Das zeigt, dass die Kursgewinne der letzten zwei Jahre im historischen Vergleich nicht aussergewöhnlich sind. Allerdings wird die Zukunft ungewisser. Bullenmärkte, die ihren dritten Geburtstag erreichten, erzielten bei Aktien im Durchschnitt einen Zuwachs von 13,3 Prozent im dritten Jahr. Diejenigen, die dies nicht schafften, verzeichneten hingegen einen Rückgang von 5,9 Prozent.
In der Analyse von Ned Davis Research zeigte sich in keinem Fall, dass ein Bullenmarkt aus reiner Altersschwäche endete. Jeder Rückgang wurde durch einen spezifischen Auslöser verursacht. Am häufigsten waren es Rezessionen, die dreimal im dritten Jahr Bullenmärkte beendeten. Ein weiteres Beispiel ist der Bullenmarkt, der im Oktober 1966 begann und von der Federal Reserve beendet wurde, als diese ihre Geldpolitik verschärfte, um eine Inflationswelle zu bekämpfen.
Das Team von Ned Davis Research ist optimistisch, dass der aktuelle Bullenmarkt das dritte Jahr erreichen könnte, sofern drei Bedingungen erfüllt werden. Erstens muss der disinflationäre Trend, der Ende 2022 begann, anhalten. Sollten die Anleger jedoch Anzeichen steigender Inflation erkennen, könnte das die Märkte destabilisieren. Zweitens muss die Fed eine sanfte Landung der US-Wirtschaft erreichen, indem sie ein moderates, aber positives Wachstum sicherstellt und die Inflation auf ihr Ziel von zwei Prozent senkt. Eine Rezession würde die Aktienkurse massiv einbrechen lassen. Drittens müssen die grossen US-Unternehmen ihre Gewinne weiter steigern, insbesondere die "Magnificent Seven", die durch den Aufschwung der künstlichen Intelligenz stark profitieren sollen, auch wenn das Wachstum ab Ende des Jahres langsamer erwartet wird.
Redaktion finanzen.ch
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