Nach italienischem Vorbild |
08.10.2020 23:31:00
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Deutsche Bank vergibt Millionenkredit an Käsehersteller - und nimmt italienischen Käse als Kreditsicherheit an
Die Deutsche Bank vergab kürzlich einen Millionenkredit an den Käsehersteller Ambrosi - und erhielt im Gegenzug 125'000 Käselaibe als Sicherheit. Was aus deutscher Sicht ungewöhnlich klingen mag, ist dagegen in Italien kein neues Konzept.
• Unterstützung in Corona-Krise
• Italienische Regionalbank bietet Konzept bereits deutlich länger an
Deutsche Bank vergibt Kredit an Käsehersteller
Der italienische Käsehersteller Ambrosi wurde 1942 gegründet und ist laut Unternehmenswebseite Marktführer für italienische Käsespezialitäten. Nun nahm der Konzern bei der Deutschen Bank laut Handelsblatt kürzlich einen Kredit in Höhe von 27,5 Millionen Euro auf. Als Sicherheit für das Darlehen erkannte das Kreditinstitut insgesamt 125'000 Käselaibe an. Unternehmensleiter Giuseppe Ambrosi wolle die Millionensumme nutzen, um in eine Reifeanlage für die Käsesorten Parmesan und Grana Padano zu investieren. Beide Sorten bilden auch den Käsevorrat ab, über den die Deutsche Bank nun verfügt. Ein Laib soll zwischen 550 und 740 Euro wert sein. Der genaue Gesamtwert der Käseräder ist aber nicht bekannt.
Nicht jedes Lebensmittel als Kreditsicherheit geeignet
"Als größte Auslandsbank in Italien haben wir ein enges Verhältnis zu vielen exportstarken mittelständischen Unternehmen in dem Land. Gerade während der aktuellen Coronakrise wollen wir unseren Kunden helfen, ihr Geschäft zu sichern und auszubauen", zitierte das Handelsblatt einen Sprecher der Deutschen Bank. Ziel des Unternehmens sei es, seine Kunden mit der Vergabe von Krediten zu unterstützen und nicht noch zusätzlich zu strapazieren. Daher habe man in diesem Fall eine Kreditsicherheit akzeptiert, die nicht unbedingt gängig ist. Laut Handelsblatt eignen sich andere Lebensmittel, wie etwa der ebenfalls aus Italien stammende Parmaschinken, aber nicht unbedingt als Sicherheit für die Vergabe von Darlehen. Die beiden genannten Käsesorten seien standardisiert und langlebig, außerdem würden sie sich notfalls auch gut und lukrativ veräußern lassen.
Italienische Regionalbank Credito Emiliano als Vorreiter
Auch wenn dieses Konzept ungewöhnlich scheinen mag, ist es keinesfalls neu, wie das Handelsblatt weiter berichtete. Bei der italienischen Regionalbank Credito Emiliano, deren Kurzform Credem ebenfalls geläufig ist, soll die Vorgehensweise schon länger Anwendung finden. Bereits seit 1953 akzeptiert das Institut Parmesankäse als Sicherheit für die Kreditvergabe an Käsehersteller. Credem geht hier sogar noch einen Schritt weiter und lagert die Käselaibe in eigenen Räumlichkeiten ein. Außerdem wird die korrekte Reifung des Milchprodukts stetig überprüft - immerhin steigt der Wert mit der Lagerungszeit. Dafür beschäftigt die Bank eigene Experten, die sich um das Anlagegut kümmern.
Harvard-Studie beschäftigte sich mit Phänomen
Die Absicherungsmethode der norditalienischen Bank hat es sogar geschafft, Thema einer 2015 veröffentlichten Fallstudie der Harvard Business School (HBS) mit dem Titel "Credem: Banking on Cheese" zu werden. Der Assistenzprofessor der Abteilung Technologie und Betriebsmanagement Nikolaos Trichakis verfasste die wissenschaftliche Ausarbeitung mit der Unterstützung von Gerry Tsoukalas, Assistenzprofessor an der Wharton School der University of Pennsylvania, und Emer Moloney, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HBS. "In meiner Forschungsarbeit untersuche ich, wie sich Operationen auf die Finanzierung auswirken und umgekehrt, und dies war ein Paradebeispiel dafür, wie eine Finanzierungsinfrastruktur auf die Betriebsmerkmale einer Lieferkette zugeschnitten werden kann", so Trichakis.
Der Käsevorrat der Deutschen Bank befinde sich laut Handelsblatt aber derzeit noch beim Hersteller Ambrosi. Von einer Professionalisierung des Konzepts ist das deutsche Kreditinstitut damit noch weit entfernt.
Redaktion finanzen.ch
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