Euro am Sonntag-Ausland |
01.07.2017 10:02:00
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Frankreich-Rally: Welche Aktien am meisten profitieren
Präsident Emmanuel Macron verfügt mit der absoluten Mehrheit über ein starkes Mandat für Reformen. Wo Anleger investieren.
Emmanuel Macron kann loslegen. La République en Marche, die Partei von Frankreichs neu gewähltem Staatspräsidenten, hat im neuen Parlament die absolute Mehrheit errungen. Damit haben die Wähler dem Ex-Wirtschaftsminister ein starkes Mandat erteilt. In der Vorgängerregierung von François Hollande war der 39-Jährige noch zurückgetreten, weil er seine Vorstellungen nicht durchsetzen konnte.
Jetzt ist der Weg frei. Der jüngste Präsident in der Geschichte der Republik will vorrangig den Arbeitsmarkt reformieren. Dafür muss der großzügige Kündigungsschutz gelockert werden. Wer den Arbeitsmarkt und das Rentensystem erneuern will, muss jedoch mit dem Widerstand der starken Gewerkschaften rechnen.
Die Verbände drohen bereits: Sollte Macron versuchen, seine Pläne "mit Gewalt durchzusetzen", könne er sicher sein, dass seine Präsidentschaft einen schlechten Start erleben werde, warnte Jean-Claude Mailly, Chef der drittgrößten Arbeitnehmervertretung Force Ouvrière.
Zuversicht treibt die Aktienkurse
Bei Anlegern überwiegt die Hoffnung, dass es Macron gelingt, sinnvolle Kompromisse mit Arbeitnehmervertretern auszuhandeln. Der Leitindex der Pariser Börse, der CAC 40, hat sich mit einem Plus von elf Prozent seit Jahresbeginn ähnlich gut entwickelt wie der DAX. Ein erfolgreicher Start der Reformen dürfte dem französischen Aktienmarkt einen Extra-Schub geben. Schließlich sollen die Steuern für Unternehmen von 32 auf 25 Prozent gesenkt werden. Überdies will Macron 50 Milliarden Euro in Energietechnik, Infrastruktur und Berufsausbildung investieren.
Vor allem die Kurse von Firmen mit hohen Umsatzanteilen im Inland zeigen positive Signale. Der Baukonzern Bouygues etwa zählte zu den Top-Performern der vergangenen vier Wochen. Grund: Im arbeitsintensiven Bausektor dürften Reformen des Arbeitsmarkts und größere Flexibilität die Profitabilität deutlich verbessern. Das gilt im vergleichbaren Ausmaß auch bei Bauprojekten von Europas größtem Infrastrukturkonzern Vinci.
Im Aufwind sind auch die Papiere von Frankreichs Luxusgüterkonzernen. Wegen der starken Nachfrage vor allem in Asien bauen die Unternehmen ihre Produktion im Heimatland aus. Beispiel Hermès: Der Spezialist für Lederwaren fertigt rund 85 Prozent seiner Produkte im Inland und will in diesem Jahr 250 zusätzliche Facharbeiter einstellen, um den Absatz der Lederwaren zu steigern. "Bei Hermès-Taschen wie Kelly und Birkin ist made in France als Markenzeichen genauso wertvoll wie bei Schuhen aus Italien oder Uhren aus der Schweiz", sagt Leopold Authie, Analyst der französischen Bank Oddo & Cie. Gelingt die Reform des Arbeitsmarkts, sollte auch die Produktivität bei Hermès steigen.
Mit der Aussicht auf einen flexibleren Arbeitsmarkt will auch LVMH, der weltweite Primus bei Luxusartikeln, mehr in die Produktion zu Hause investieren. Die Franzosen sind bekannt etwa für Lederwaren der Marke Louis Vuitton oder edlen Champagner (Moët & Chandon). Macrons Regierung sei "eine neue Kraft, die Frankreich reformieren und Europa voranbringen wird", trommelt Chef Bernard Arnault. LVMH hat auch dank des jüngsten Aufwinds den Ölriesen Total als Frankreichs wertvollstes Unternehmen überholt.
Zusätzlichen Schwung am Pariser Aktienmarkt dürfte die Änderung der Vermögensbesteuerung bringen. Einkünfte auf dem Kapitalmarkt sollen niedriger als Immobilienvermögen besteuert werden, pauschal mit 30 Prozent. "Französische Banken gehören zu den Gewinnern", sagt Guillermo Hernandez Sampere, Chef des Wertpapierhandels beim Eppsteiner Vermögensverwalter Manfred Piontke Portfoliomanagement.
Dazu dürfte auch Crédit Agricole zählen. Der Vermögensverwalter Amundi ist ein wesentlicher Gewinnbringer von Frankreichs zweitgrößter Bank.
Staatsanteile vor Verkauf
Darüber hinaus erwartet Sampere, dass die neue Regierung auch die Staatsbeteiligungen an Unternehmen verringert. Im Wahlkampf hatte Macron gesagt, dass Privatisierungen einen wesentlichen Anteil zur Finanzierung eines zehn Milliarden Euro schweren Fonds zur Förderung von Industrien und Innovation bringen werden.
Ganz oben auf der Liste steht nach Einschätzung von Insidern der Flughafenbetreiber ADP. Der Staat hält knapp 51 Prozent der Anteile. Zum Portfolio gehören die Pariser Airports Charles de Gaulle und Orly, darüber hinaus hält ADP Beteiligungen an 23 Flughäfen in der ganzen Welt. Als Favorit für die Übernahme der Staatsanteile gilt Vinci. Der französische Konzern baut sein Portfolio an Flughafenbeteiligungen beständig aus.
Im Autosektor dürfte die neue Regierung ihre Anteile an Renault und der Peugeot-Mutter PSA Group verringern. Bei Renault würde das die Bemühungen von Chef Carlos Ghosn um eine stärkere Allianz mit Partner und Großaktionär Nissan Motors unterstützen. Vor zwei Jahren noch hatte Macron als Wirtschaftsminister Frankreichs Beteiligung erhöht, um für die Aktien in Staatsbesitz ein doppeltes Stimmrecht durchzusetzen. Er versprach damals, den Anteil wieder zu senken.
Beim Telekomriesen Orange würde der von Macron angedeutete Abbau des Staatsanteils dagegen den Aktienkurs belasten. Die Abschaffung der Roaminggebühren im europäischen Mobilfunk setzt der Aktie ohnehin zu.
Investor-Info
Aktien
Vier Favoriten
Über seinen Vermögensverwalter Amundi profitiert Crédit Agricole stärker als die Konkurrenz vom steigenden Interesse an französischen Wertpapieren. Die Reform des Arbeitsmarkts sollte die Profitabilität des Luxus-Riesen LVMH verbessern. Autobauer Renault hofft durch den Ex-Investmentbanker Macron als Präsident auf größere Unterstützung der Firmenstrategie. Infrastrukturspezialist Vinci profitiert von zusätzlichen Investitionen des Staates und von Privatisierungen.
Die vier Favoriten
Konzern ISIN Dividenden-Rendite
Crédit Agricole FR0000045072 4,5 %
LVMH FR0000121014 1,9 %
Renault FR0000131906 4,2 %
Vinci FR0000125486 3,0 %
Quelle: finanzen.net
Lyxor CAC MiD 60 ETF
ETF auf Frankreichs MDAX
Der Index CAC MID 60 ist so etwas wie das Pendant zum deutschen MDAX. Hier tummeln sich die mittelgroßen Unternehmen Frankreichs. Und ähnlich wie die MDAX-Titel haben auch die französischen Mid Caps in den vergangenen Jahren die Standardwerte deutlich abgehängt. Eine Entwicklung, die sich unter dem wirtschaftsfreundlichen Macron fortsetzen dürfte. Mit dem halbjährlich ausschüttenden ETF von Lyxor können Anleger komfortabel und günstig in den französischen Mittelstandsindex investieren.
Dividenden-Besteuerung
Sonderfall Frankreich
Deutsche Depotbanken legen bei Dividenden französischer Firmen 30 Prozent Quellensteuer zugrunde und rechnen davon 15 Prozentpunkte auf die hierzulande fälligen 25 Prozent Abgeltungsteuer an. Ein einfacher Antrag auf Erstattung der verbleibenden Quellensteuer beim französischen Fiskus genügt nicht - zusätzlich muss eine Steuerbescheinigung der Depotbank vorgelegt werden. Für Rückforderungen haben Anleger bis zu vier Jahre Zeit. Bei der Rückzahlung fallen 60 Euro Gebühren an. Die Erstattung kann zwei Jahre dauern. Lohnenswert ist daher nur die Rückforderung von größeren Beträgen.
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