Ukraine-Krieg |
19.05.2022 22:12:00
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Geordneter Rückzug schwierig: Holcim und ABB ziehen sich aus Russland zurück
Zahlreiche Unternehmen haben Russland nach Beginn des Krieges in der Ukraine verlassen. Doch ein Rückzug ist auch mit Hürden verbunden. Wie gehen die Schweizer Unternehmen Holcim und ABB vor?
• Der Entscheid von ABB steht noch aus
• Verkauf oder Abschreibung der Vermögenswerte?
In Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine haben zahlreiche Firmen aus ethisch-moralischen Erwägungen ihre Russlandgeschäfte (vorerst) heruntergefahren oder sich komplett aus Russland zurückgezogen. Dauerhaft die Geschäfte in Russland einzustellen, wirft allerdings weitreichendere Fragen auf. Für grosse Unternehmen, die Produktionsstätten in Russland besitzen, hat eine Aufgabe des Standorts Russland weitreichende Folgen. Die beiden Schweizer Unternehmen Holcim und ABB stehen nun vor weitreichenden Entscheidungen. Zahlreiche Hürden werden dabei zu nehmen sin. Die NZZ bemüht sogar den Ausspruch des preussischen Militärexperten Carl von Clausewitz "Nichts ist schwieriger als der geordnete Rückzug aus unhaltbarer Stellung".
Holcim will die Werke in Russland verkaufen
Holcim hatte Ende März in seiner Medienmitteilung zu den Quartalsergebnissen mitgeteilt, dass der Prozess des Rückzugs aus Russland eingeleitet sei. Dies umfasst auch den Verkauf der Werke in Russland. Der weltgrösste Zementhersteller beschäftigt rund 1'000 Mitarbeiter in vier Zementwerken und drei Steinbrüchen. Anfang des Jahres plante Holcim sogar noch seine Tätigkeit in Russland auszubauen und ein stillgelegtes Zementwerk mit 24 Millionen Schweizer Franken zu modernisieren. Anfang März wurde ein Investitionsstopp verhängt, bis dato wurde in den russischen Holcim-Werken weiter für den russischen Markt produziert, da das Unternehmen sonst staatliche Einflussnahme befürchtete. Die soll nun "im Einklang mit den Unternehmenswerten möglichst verantwortungsvoll zu handeln" beendet werden, wie die Luzerner Zeitung schreibt.
Bei der Pressekonferenz zur Präsentation der Quartalszahlen betonte Holcim-Chef Jan Jenisch, es gebe viele Anfragen von potenziellen Käufern für die russischen Märkte, genaueres zur Art und Herkunft der Angebote liess er jedoch nicht verlauten. Auch dauere es noch Monate bis zu einem Abschluss. Laut Jenisch beträgt der Wert der russischen Anlagen rund 600 Millionen Franken, was weniger als ein Prozent des Holcim-Anlagevermögens entspricht. Die bereits erwähnten Hürden sind also nicht in der Suche nach einem Käufer zu finden, sondern vielmehr im Genehmigungsverfahren durch die Behörden. Denn hier könnten Behörden und Gerichte partikulare Interessen einzelner Geschäftsleute durchsetzen.
Der Entscheid zum endgültigen Rückzug aus Russland bei ABB steht noch aus
Im Gegensatz zu Holcim steht bei ABB der endgültige Entscheid noch aus, die Zelte in Russland abzubrechen. Auch der Technologiekonzern verfügt über Standorte mit rund 750 Mitarbeitern in Russland, die unter anderem Schaltanlagen produzieren und zwischen ein und zwei Prozent des Konzernumsatzes erwirtschaften. ABB-Chef Björn Rosengren erwartet einen definitiven Entscheid in den nächsten drei Monaten, da die Gehälter für diesen Zeitraum zur Absicherung der Mitarbeiter im Voraus ausbezahlt wurden. Es würden nur noch vertraglich zugesicherte Aufträge abgearbeitet, die vor dem Krieg eingegangen sind, und ein Grossteil der Mitarbeiter sei sogar freigestellt. Die Hoffnung sei gering, die Russischen Standorte aufrechtzuerhalten, liess der Vorstandschef bei verschiedenen Gelegenheiten verlauten.
Ob Holcim auf die Werke in Russland einen Buchwertabschreiber vornehmen muss, sei noch unklar. Dazu sei es noch zu früh, sagte ein Sprecher gegenüber AWP. Auch auf ABB könnten Abschreiber zukommen. Andere Unternehmen rechnen schon vorsorglich damit, ihre Investitionen in Russland abzuschreiben, so etwa BP und Shell.
Redaktion finanzen.ch
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