Starke Nachfrage |
03.08.2023 15:53:00
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Lufthansa-Aktie deutlich schwächer: Lufthansa verdient mehr als erwartet - Swiss überwindet mit Rekord-Halbjahr die Krise
Drei Jahre nach der staatlichen Rettung fliegt der Lufthansa-Konzern wieder in früheren Gewinnhöhen.
Nur unmittelbar nach der Pleite der Konkurrentin Air Berlin hatte der Konzern in den Jahren 2017 (3,0 Mrd) und 2018 (2,8 Mrd) mehr verdient und war dann in die Corona-Krise gestürzt. Hier wurde er 2020 mit einem Gesamtrahmen von 9 Milliarden Euro von den Staaten Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien vor der Pleite gerettet. Die Hilfen hatte Lufthansa bis Ende 2022 komplett zurückgezahlt.
Spielraum für Preissenkungen sieht Spohr trotz der aktuellen Rekordzahlen nicht. Die Kosten der Branche etwa für Personal, Gebühren und Dienstleistungen seien und blieben hoch. Man dürfe auch nicht vergessen, dass die Milliardenverluste aus der Corona-Pandemie wettgemacht werden müssten. Pro Passagier bleibe dem Unternehmen derzeit nur ein Gewinn von 15 Euro, sagte Spohr. "Ich würde mal sagen, der Taxifahrer, der mich heute Morgen zum Flughafen gebracht hat in München, hat mehr verdient an der Fahrt. Es sei ihm gegönnt."
Die Nachfrage ziehe auch nach dem Sommer weiter an, meinte der Lufthansa-Chef. "In unseren Vorausbuchungen sehen wir keinen Abriss." Zusätzlich komme nun das Geschäft mit China sowie mit den bislang noch zurückhaltenden Geschäftsreisenden zurück. Es gebe zudem eine enorme Dynamik auf dem indischen Markt und die Lufthansa plane zusätzliche Verbindungen dorthin. Nur der innerdeutsche Geschäftsreiseverkehr werde dauerhaft kleiner bleiben als vor der Corona-Krise.
Weiterhin kämpft der Konzern mit seinem im Vergleich zur Konkurrenz knappen Sitzplatzangebot von derzeit rund 85 Prozent des Vorkrisen-Niveaus. Engpässe blieben die Drehkreuze in Frankfurt und München, sagte Spohr. Zudem erschweren verspätete Auslieferungen von Flugzeugen und Ersatzteilen den Betrieb. So verzögert sich die Auslieferung des ersten Boeing 787-Langstreckenjets mit der neuen, komfortableren Allegris-Kabine nun doch bis ins kommende Jahr. Auch der weltweite Rückruf von Triebwerken des Herstellers Pratt & Whitney trifft den grössten Airline-Konzern Europas. Man habe allerdings ausreichend Ersatzflugzeuge, versicherte Spohr.
Für das kommende Jahr kündigte der Lufthansa-Chef einen strengeren Blick auf die Kosten an, nachdem es im laufenden Jahr vorrangig darum gegangen sei, den Betrieb zu stabilisieren. Die Crews müssten wieder mehr fliegen, die Flugzeuge häufiger und effizienter eingesetzt werden. Seit diesem Donnerstag stimmen zudem die Stammpiloten der Gesellschaften Lufthansa und Lufthansa Cargo über ein ausverhandeltes Tarifergebnis ab, das ihnen unter anderem Gehaltssteigerungen zwischen 25 und 50 Prozent in einem Zeitraum von rund fünf Jahren sichern würde.
Im stärksten Frühsommer-Quartal ihrer Geschichte steigerte Lufthansa ihren Umsatz dank mehr Passagieren und höherer Ticketpreise im Vorjahresvergleich um 17 Prozent auf knapp 9,4 Milliarden Euro. Die Ticketpreise zogen - gemessen an den Durchschnittserlösen - um 13 Prozent an und machten die um rund 7 Prozent gestiegenen Kosten damit mehr als wett. Alle Airlines einschliesslich der Eurowings und der Eurowings Discover lieferten schwarze Zahlen ab. Der bereinigte operative Gewinn verdreifachte sich nahezu auf knapp 1,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 881 Millionen Euro und damit dreieinhalbmal so viel wie ein Jahr zuvor.
Strategisch sieht sich der Kranich-Konzern auf Kurs zu einer fokussierten Airline-Gruppe. Die vereinbarte Übernahme einer 41-Prozent-Minderheit an der italienischen Staatsgesellschaft ITA soll ebenso noch in diesem Jahr abgeschlossen werden wie der Verkauf der Catering-Tochter LSG. Im kommenden Jahr soll zudem der Verkauf des Dienstleisters AirPlus finalisiert sein. Für die Lufthansa Technik sucht der Konzern einen Minderheitsgesellschafter.
An der Börse wurden die Neuigkeiten allerdings mit einem Kursrutsch quittiert. Die Lufthansa-Aktie verlor am Morgen zeitweise mehr als sieben Prozent und war damit grösste Verliererin im MDAX. Am Nachmittag zeigt sich via XETRA zeitweise noch ein Minus von 4,32 Prozent auf 8,44 Euro.
Swiss überwindet mit Rekord-Halbjahr die Krise
Keine Spur von Flugscham: Schweizerinnen und Schweizer haben nach der Coronapandemie Nachholbedarf nach Ferienreisen. Das spürt auch die Swiss.
Der Umsatz lag im ersten Halbjahr nicht zuletzt wegen hoher Ticketpreise wieder auf Vorkrisenlevel. Dank gleichzeitig tieferen Kosten verbuchte die Airline den höchsten Semestergewinn ihrer Geschichte.
Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um fast 40 Prozent auf 2,5 Milliarden Franken. Nimmt man das erste Halbjahr 2019 zum Vergleich, blieb der Umsatz praktisch konstant. Die Airline ist somit wieder auf dem Niveau von vor der Coronapandemie angelangt.
Grund für den höheren Umsatz waren nicht zuletzt die höheren Ticketpreise, die die Swiss verlangt hat. "Wie die gesamte Branche haben auch wir davon profitiert, dass die Nachfrage der Menschen nach Flugreisen weiterhin deutlich grösser war als das Angebot", erklärte Finanzchef Markus Binkert an einer virtuellen Medienkonferenz. Die Preise seien denn auch ein "wichtiger Bestandteil" dieses Resultats gewesen, sagte er.
Nebst den höherpreisigen Tickets halfen jedoch auch tiefere Kosten dabei, dass von diesem Umsatz mehr Geld in der Kasse übrig blieb. Die Fluggesellschaft sparte etwa bei den Personalkosten und nahm Restrukturierungsmassnahmen vor.
Der Betriebsgewinn stieg auf 338,3 Millionen Franken. Damit verdiente die Airline knapp 40 Prozent mehr als vor der Pandemie. Im Vergleich mit dem Vorjahr verfünffachte sich der Betriebsgewinn sogar.
Geschäftsreisen tiefer
Auch wenn die Menschen inzwischen wieder fast so häufig in die Ferien fliegen wie vor der Pandemie, hinterlässt Corona bei den Geschäftsreisen nach wie vor Spuren. Dieses Segment sei noch weit vom alten Level entfernt, führte Binkert aus.
Die Swiss erreicht aktuell nur etwa 60 bis 70 Prozent des Vorkrisenniveaus bei den Geschäftsflügen. Der Finanzchef rechnet auch nicht damit, dass sich das in absehbarer Zeit grundlegend ändert. "Kurzfristig werden wir nicht auf 100 Prozent kommen", sagte er.
"Bei den Ferienreisen sehen wir hingegen eine grosse Nachfrage", so Binkert. Die Flugzeuge seien gut ausgelastet. Eine Herausforderung bleibe jedoch auf der Passagierseite der Flugbetrieb, sagte er.
Hohe Kosten wegen Verspätungen und Streiks
Man habe zwar im ersten Halbjahr eine hohe Flugstabilität erreicht. Sprich: 98 Prozent der geplanten Flüge wurden auch am geplanten Tag durchgeführt. "Aber bei Themen wie der Pünktlichkeit sind wir noch nicht da, wo wir hin wollen", erklärte der Finanzchef.
Dies sei jedoch in der gesamten Branche ein Problem und habe zu einem grossen Teil mit dem Wetter und den Flugverkehrskontrollen zu tun, etwa in Frankreich oder Deutschland, wo es teils zu Kapazitätsengpässen komme. "Die Hälfte aller Verspätungen entsteht wegen Problemen bei der Flugverkehrskontrolle", sagte er.
Das schlägt bei der Swiss auch auf die Kosten, denn wenn Passagiere zum Beispiel ihre Anschlussflüge verpassen oder Flüge annulliert oder stark verstätet sind, muss die Airline Entschädigungen zahlen oder Hotelaufenthalte übernehmen.
Auch Streiks - diese kamen in letzter Zeit etwa in Italien, Frankreich und auch am Flughafen Genf vor - führten zu Verspätungen, sagte Binkert. Zudem hätten Streiks die Swiss eine mittlere zweistellige Millionensumme gekostet. "Das Resultat hätte noch besser sein können, wenn diese Kosten nicht gewesen wären."
FRANKFURT (awp international)
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