Hype um Kult-Latsche |
29.01.2024 22:38:00
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Nach schwachem IPO: So schlägt sich die Birkenstock-Aktie aktuell am Aktienmarkt - und so könnte es weitergehen
Der Schritt auf das New Yorker Börsenparkett endete für Birkenstock im Oktober vergangenen Jahres in einem Fiasko. So ist es der Aktie seitdem ergangen und diese Entwicklungen prognostizieren Experten für das Unternehmen hinter der Kult-Latsche für das neue Jahr 2024.
• Verpatztes Börsendebüt in New York
• Analysten zuversichtlich
Birkenstock - ein Traditionsunternehmen aus Deutschland
Birkenstock - eine der bekanntesten deutschen Marken weltweit. Das Unternehmen hinter der Kult-Latsche hat seinen Hauptsitz in Linz am Rhein in Rheinland-Pfalz. Der Ursprung der Schuhmacherdynastie - wie sich Birkenstock auf der eigenen Website bezeichnet - reicht bis ins Jahr 1774 zurück, wie aus Unternehmensangaben hervorgeht. "Unsere Markenidentität baut auf dem soliden Fundament einer zweieinhalb Jahrhunderte zurückreichenden Unternehmenshistorie auf", heisst es dort weiter.
Das deutsche Unternehmen sieht sich selbst als "Erfinder des Fussbetts". Vom einstigen Öko-Latschen-Image haben sich die Sandalen in den vergangenen Jahren zum Mode-Accessoire entwickelt. Im Sommer vergangenen Jahres sorgte Birkenstock etwa im "Barbie"-Film, in dem die Hauptdarstellerin zeitweise Sandalen des deutschen Herstellers trug, für Aufsehen. Eigenen Angaben zufolge stammten 95 Prozent der fertigen Produkte aus Deutschland, in Portugal befinde sich lediglich eine zusätzliche Komponenten-Fertigung.
Im Jahr 2013 wechselte die Leitung des Unternehmens erstmals in der Geschichte von Birkenstock in familienfremde Hände. Die zwei Manager Markus Bensberg und Oliver Reichert übernahmen die Geschäfte, die Birkenstock Group entstand. 2021 zog sich Bensberg dann zurück, Reichert übernahm die Leitung des Unternehmens als alleiniger CEO.
Während das Fussbett weiterhin als ein Eckpfeiler der "Birkenstock Philosophie des ‘Naturgewollten Gehens’ gilt, wie es auf der Website heisst, seien im Laufe der Zeit noch weitere Bereiche hinzugekommen: "Mit der Einführung von Schlafsystemen und zertifizierter Naturkosmetik entwickelt Birkenstock dieses Prinzip mit einem ganzheitlichen Ansatz weiter".
Birkenstock denkt über IPO nach
Anfang Juli 2023 sorgten dann die ersten News rund um ein mögliches Birkenstock-IPO für Aufmerksamkeit. Im September vergangenen Jahres legte Birkenstock dann schliesslich den Börsenprospekt bei der US-Börsenaufsicht SEC vor. die Investmentgesellschaft L Catterton, die mit dem Luxuskonzern LVMH sowie dessen milliardenschweren Chef Bernard Arnault verbandelt ist, sollte nach dem Börsengang an der New Yorker Börse NYSE die Kontrolle über Birkenstock behalten, so der Plan. Ein Grund für ein IPO in New York, nicht Frankfurt - was wohl eigentlich naheliegender gewesen wäre - dürfte die augenscheinlich grosse Nachfrage in den USA, unter anderem auch angetrieben durch den "Barbie"-Film, gewesen sein, wie Experten erklärten.
Verpatztes Börsendebüt in New York
Am 11. Oktober 2023 erfolgte dann der Schritt auf das New Yorker Börsenparkett. Das IPO endete allerdings in einem Fiasko. Die Bookbuilding-Spanne war im Vorfeld auf 44 bis 49 US-Dollar festgelegt worden. Während der Ausgabepreis bei 46 US-Dollar lag, wurde der Erstkurs der Birkenstock-Aktie letztlich bei 41 US-Dollar festgestellt - ein Verlust von fast 11 Prozent. Den ersten Handelstag an der NYSE beendete das Papier schliesslich bei 40,20 US-Dollar und damit fast 13 Prozent unter dem Ausgabepreis. Insgesamt wurden bei dem Börsengang 32'258'064 Stammaktien ausgegeben, die rund 1,5 Milliarden US-Dollar in die Unternehmenskassen spülten. Birkenstock wurde beim IPO mit 8,6 Milliarden US-Dollar bewertet.
Auch am zweiten Handelstag konnte das Debakel rund um das IPO nicht wettgemacht werden: Im NYSE-Handel gab der Anteilsschein des traditionsreichen Sandalen-Herstellers schlussendlich um 6,57 Prozent auf 37,56 US-Dollar nach.
Bereits im Vorfeld des IPOs hatten diverse Analysten Bedenken geäussert und unter anderem vor einer zu hohen Bewertung gewarnt. David Trainer, Analyst von New Constructs, etwa hatte laut MarketWatch betont: "Wir zweifeln nicht daran, dass Birkenstock einen starken Markenwert hat und stilvolle Sandalen herstellt, aber es gibt wirklich keinen Grund für dieses Unternehmen, an die Börse zu gehen. Wir glauben nicht, dass Anleger damit rechnen sollten, mit dem Kauf dieses Börsengangs Geld zu verdienen".
Im Nachgang versuchten sich Analysten dann an Erklärungen. Offenbar habe Birkenstock die Nachfrage nach den Anteilsscheinen überschätzt. Zudem sei das Klima für Börsengänge im Modebereich insbesondere mit Blick auf Konjunktursorgen und knappere Verbraucher-Budgets schwierig gewesen, wie die Deutsche Presse-Agentur schrieb.
Zuversichtliche Prognosen für Birkenstock
Dennoch: Birkenstock erwirtschaftet seit vielen Jahren Gewinn und ist ein etabliertes, profitables Unternehmen. Im Ende März 2023 abgeschlossenen ersten Halbjahr des Geschäftsjahres konnte der Umsatz um 18,7 Prozent auf rund 644,2 Millionen Euro gesteigert werden, während der Gewinn allerdings von 73,5 Millionen Euro im Vorjahr auf 40,2 Millionen Euro zurückging. Den sinkenden Gewinn erklärte Birkenstock mit ungünstigen Wechselkursen.
Im November hatte der Anteilsschein des bekannten deutschen Schuhherstellers so auch überwiegend positive Einschätzungen von Analysten erhalten. JPMorgan-Analyst Matthew Boss etwa hatte das starke Führungsteam sowie das vielschichtige Wachstumspotenzial des Traditionsunternehmens gelobt. Randal Konik vom Analysehaus Jefferies lobte derweil: "Seit der Wahl von Oliver Reichert zum neuen Vorstandschef hat Birkenstock einen signifikanten Wandel vollzogen. Es veränderte sich von einem familiengeführten, produktorientierten Unternehmen hin zu einer weltweiten Schuhmarke mit breitem Portfolio". Und weiter: "Angesichts seiner historischen Marke und seines treuen Kundenstamms glauben wir, dass das Unternehmen gut positioniert ist, um ein starkes Umsatzwachstum zu erzielen, sein attraktives Margenprofil beizubehalten und seinen adressierbaren Markt zu erweitern", zitiert das Handelsblatt die Jefferies-Analysten. Auch Louise Singlehurst von Goldman Sachs zeigte sich zuversichtlich: Sie traut Birkenstock bis 2026 konservativ gerechnet ein Durchschnittswachstum von 18 Prozent zu.
Ende November 2023 war die Birkenstock-Aktie dann erstmals seit dem enttäuschenden IPO über ihren Ausgabebreis von 46 US-Dollar geklettert, nachdem es zuvor zeitweise bis auf knapp über 35 US-Dollar nach unten gegangen war. Ausgehend vom Ausgabepreis ist das Papier seit der Erstnotierung um ungefähr 0,86 Prozent gestiegen auf zuletzt 46,40 US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 25. Januar 2024).
Die weitere Entwicklung des Unternehmens hinter der Kult-Latsche dürfte damit spannend bleiben.
Redaktion finanzen.ch
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