Zinspolitik |
23.06.2022 20:41:00
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Raiffeisen-CIO Geissbühler: Bei der Korrektur am Schweizer Markt ist das Ende noch nicht erreicht
Die Zinsanhebung der Schweizerischen Nationalbank hat die Anleger in der vergangenen Woche völlig überrascht und die Aktienkurse einbrechen lassen. Auch für Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer von Raiffeisen Schweiz, kam der Schritt unerwartet, dennoch bezeichnete er ihn als "mutig, aber konsequent". Allerdings dürfte die aktuelle Zinspolitik zu einem weiteren Rückgang am Aktienmarkt führen.
• Geissbühler erwartet weitere Schwäche am Aktienmarkt
• QARP-Prinzip empfohlen
In der vergangenen Woche hat die SNB den Leitzins überraschend um einen halben Prozentpunkt auf -0,25 Prozent angehoben. Begründet wurde der Schritt mit dem aktuell herrschenden inflationären Druck. Es solle verhindert werden, dass die Inflation in der Schweiz breiter auf Waren und Dienstleistungen übergreife, hiess es vonseiten der Nationalbank. An den Börsen war ein solcher Schritt zwar erwartet worden - allerdings erst für die Zeit nach der ersten Zinsanhebung der EZB. Entsprechend sackten die Kurse am Schweizer Markt nach dem Zinsentscheid kräftig ab.
Seit Jahresbeginn hat der SPI nun bereits rund 17,5 Prozent an Wert verloren (Stand: Schlusskurs vom 22.06.2022). Wie Raiffeisen-CIO Matthias Geissbühler im Interview mit "The Market" sagte, dürfte es jedoch noch weiter abwärts gehen. "Ich denke nicht, dass dies vor dem Hintergrund der aktuellen Zinspolitik schon das Ende der Fahnenstange ist", so der Experte.
Aktuelle Geldpolitik könnte die Wirtschaft in eine Rezession führen
Wie Geissbühler gegenüber "The Market" sagte, begrüsse man bei Raiffeisen Schweiz dennoch die Entscheidung der SNB, die Zinsen anzuheben. Der Schritt sei zwar "mutig, aber konsequent" angesichts der jüngsten Leitzinsanhebung in den USA um 0,75 Prozent und des bevorstehenden ersten Zinsschritts der EZB um voraussichtlich 0,25 Prozent nach oben. Obwohl der Franken durch diesen Schritt erstarke, sehe Geissbühler kein erhöhtes Risiko für die Schweizer Exportwirtschaft. Man dürfe "nicht vergessen, dass wir mit der jetzigen Zinserhöhung noch immer Negativzinsen in der Schweiz haben. Insofern sehe ich kein Risiko für eine massive Aufwertung des Frankens", so der Raiffeisen-CIO. Zudem sei neben dem Euroraum der Dollar-bezogene Markt für Schweizer Exporteure ebenso wichtig und die US-Währung habe bereits im letzten Jahr stark an Wert gewonnen.
Sorgen bereitet dem Experten die Notenbankpolitik aber dennoch - vor allem beim Blick auf die USA. So sei dort eine Rezession unvermeidbar, wenn die Fed an ihrem geplanten Zinspfad und der Schrumpfung ihrer Bilanz festhalte. "So wird die Inflation zwar heruntergehen, doch auch der Markt wird entsprechend noch einmal Federn lassen. In diesem Szenario dürften wir wohl erst die Hälfte der Korrektur am Aktienmarkt gesehen haben", sagte er zu "The Market". Bereits einige Tage zuvor hatte Geissbühler auch schon gegenüber der "NZZ" gesagt, die Notenbanken könnten momentan eigentlich nur "zwischen Pest und Cholera wählen", da sie die Geldpolitik zur Inflationsbekämpfung straffen müssten, dabei aber das Risiko eingingen, die Konjunktur abzuwürgen. "Das würde die Inflation zwar senken, aber neue Probleme schaffen", so Geissbühler laut "NZZ".
Im Interview mit "The Market" gab der CIO von Raiffeisen Schweiz jedoch zu bedenken, dass womöglich nicht alles so heiss gegessen wird, wie es gekocht wird. So dürften die Notenbanken seiner Meinung nach momentan auch stark auf Rhetorik setzen und hoffen, allein dadurch die Inflation zu drücken. "Am Ende des Tages werden die Notenbanken keine Rezession provozieren wollen, sondern mit ihrer restriktiven Geldpolitik auf halbem Weg einen Stopp vollziehen. Aber selbst in diesem Szenario werden die Märkte sicher noch ein Stück weiter verlieren", so der Experte.
Geissbühler erwartet Bewertungskorrektur am Schweizer Markt
Auch für die meisten Schweizer Aktien sind die Prognosen des Experten pessimistisch. "Einerseits dürften Wachstumstitel weiter unter Druck bleiben. Doch mit der Konjunkturabschwächung riskiert man auch ein schwierigeres Umfeld für Zykliker", sagte Geissbühler. Auch Finanztitel wie UBS oder Credit Suisse sieht der Experte kritisch, da diese unter dem kollabierten IPO-Markt und den rückläufigen Aktivitäten bei Fusionen und Übernahmen leiden, da ihnen dadurch eine Einnahmequelle entgehe. Ausserdem würden auch solide Finanzen immer wichtiger, da für verschuldete Firmen die Finanzierung angesichts steigender Zinsen problematischer werde.
Bei Raiffeisen Schweiz setzte man daher momentan auf "qualitativ gute Titel mit starker Marktstellung und einer soliden Bilanz" zu einer anständigen Bewertung. Diese Strategie bezeichne man auch als "QARP-Prinzip - also 'Quality At a Reasonable Price'", so der Experte. Entsprechende Aktien zu finden werde aber zunehmend zu einer Herausforderung, denn es gebe nur wenige Titel, sich im aktuellen Umfeld behaupten könnten. Als Beispiele nannte er im Interview die defensiven und eher "langweiligen" Klassiker Roche und Novartis, aber auch Forbo und Bossard. Die letztgenannten hätten "als Industrietitel zwar sicher eine zyklische Komponente. Dennoch überzeugen diese Unternehmen mit ihren Bilanzen, und die Bewertung ist in meinen Augen günstig", so Geissbühler.
Generell sei die Bewertungskorrektur auch am Schweizer Markt aber noch nicht abgeschlossen, warnt der CIO. So seien seiner Meinung nach etwa die Gewinnerwartungen vieler heimischer Unternehmen für das Gesamtjahr noch zu hoch. In den kommenden Q2-Zahlen dürfte jedoch der Margendruck sichtbar werden, woraufhin der Raiffeisen-Experte zahlreiche Guidance-Anpassungen erwartet. Dadurch dürfte die Schwäche am Markt noch für die nächsten Woche und Monate anhalten. Attraktive Einstiegschancen sieht Geissbühler erst wieder, wenn die Adjustierung und Bewertungskorrektur erfolgt ist. "Ich glaube, wir könnten im Juli oder August eine gewisse Bereinigung hinter uns haben, und uns in den Bewertungen wieder im historischen Durchschnitt - oder sogar darunter - befinden. Dann gibt es für Langfristinvestoren wieder Gelegenheiten", so Geissbühler.
Redaktion finanzen.ch
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