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08.11.2024 17:53:03
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Richemont-Aktie unter Druck: Umsatz- und Gewinnrückgang im ersten Halbjahr
Das Geschäft des Schmuck- und Uhrenkonzerns Richemont ist ins Stocken geraten.
In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2024/25 von April bis September sank der Umsatz der Richemont-Gruppe mit Marken wie Cartier, Piaget oder IWC um 1 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro. Um Währungseinflüsse bereinigt resultierte ein Nullwachstum, wie es am Freitag hiess.
Zugleich drückten steigende Kosten für Rohmaterial oder in der Produktion sowie ungünstige Wechselkurse auf die Profitabilität. Der Betriebsgewinn (EBIT) fiel um 17 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro und die Marge um 4,1 Prozentpunkte auf 21,9 Prozent. Ohne die Aktivitäten der Online-Tochter YNAP schrumpfte der Halbjahresgewinn auf 1,7 Milliarden von zuvor 2,2 Milliarden.
Anfang Oktober konnte Richemont nach langer Suche und dem gescheiterten Farfetch-Deal den Verkauf von YNAP an die Münchner Plattform Mytheresa ankündigen. Die Genfer beteiligen sich an der Käuferin, müssen aber auch rund 1,2 Milliarden abschreiben.
Erholung in China verzögert sich
Prägend für das Geschäft der Richemont-Maisons war China, Hongkong und Macau. Dort brachen die Verkäufe um mehr als ein Viertel ein. "Das Konsumentenvertrauen in China ist seit längerem sehr schwach und wir wissen nicht, wann sich die Nachfrage erholen wird", sagte Nicolas Bos. Seit Juni ist der frühere CEO von Van Cleef & Arpels Konzernchef.
Finanzchef Burkhart Grund sieht die Krise am Immobilienmarkt und die damit verbundenen Konjunktursorgen als grosses Problem in China. Chinesinnen und Chinesen besuchen nicht nur weniger Restaurants oder reisen weniger, sie geben auch weniger Geld fürs Shoppen aus. "Langfristig sind die Aussichten für den chinesischen Luxusgütermarkt intakt", ist Grund überzeugt.
Deutlich besser läuft das Geschäft in Amerika, wo der Umsatz um 11 Prozent zulegte. Noch unklar ist, wie sich der Machtwechsel in den USA auf die Aktivitäten der Luxusgüterkonzerne auswirken wird. Drohen hohe Zölle oder begünstigen Steuersenkungen für Wohlhabende das Geschäft? Grund wollte das nicht kommentieren, rechnet aber im anstehenden US-Weihnachtsgeschäft mit Wachstum.
Auf dem Vormarsch waren in der ersten Jahreshälfte auch die Region Mittlerer Osten & Afrika (+11%) und dank des Tourismusbooms in Japan (+42%), auch wenn sich im "Land der aufgehenden Sonne" das starke Wachstum zuletzt abgeschwächt hat. In Europa wuchs Richemont mit stabilen 5 Prozent.
Schmuck bleibt beliebt
Erfolgsgarant im Richemont-Universum bleibt der Schmuck. Dort nahm der Umsatz bereinigt um 4 Prozent zu und die operative Marge bewegt sich mit 32,9 Prozent weiter auf sehr hohem Niveau. Demgegenüber sanken die Uhrenverkäufe um 16 Prozent und die Marge halbierte sich auf knapp 10 Prozent.
Als Folge davon sind die Uhrenmarken in der Produktion zurückhaltend geworden. Es soll nicht fürs Lager produziert werden. Noch sei an den Schweizer Standorten keine Kurzarbeit eingeführt worden, versicherte Grund. An mehreren Produktionen seien jedoch die Arbeitszeiten reduziert worden.
So reagiert die Richemont-Aktie
Die Aktien des Luxusgüterkonzerns Richemont konnten am Dienstag nicht glänzen. Denn die schleppende Nachfrage in China verhagelte dem Unternehmen die Halbjahreszahlen, vor allem in der Uhrensparte. Die Erwartungen wurden mit den Kennzahlen überwiegend verfehlt. Lichtblick bleibt das Schmuckgeschäft.
Letztlich fielen die Richemont-Titel als einer der schwächsten im SMI um 6,61 Prozent auf 119,30 Franken.
Das Umfeld bleibt rauh, so der Tenor unter den Analysten. Das sei aber eigentlich reichlich bekannt, geben die Analysten von Goldman Sachs zu bedenken. Besonders schwach wird neben den Uhrenverkäufen auch die Entwicklung der Profitabilität eingeschätzt. So sei der EBIT um 10 Prozent am Konsens vorbeigeschrammt, heisst es bei Goldman Sachs.
Auch geben die ZKB und Händler erwarten hier nun weitere Kürzungen der Konsensschätzungen. Die Richtung des Luxusgüterzyklus sei in den nächsten 12 Monaten nun entscheidend, so die ZKB.
Während die Uhrenverkäufe klar enttäuscht haben, sehen die Experten die anhaltend gute Entwicklung der Schmucksparte als klar positiven Faktor. Die ist zugleich auch die grösste Division von Richemont. Mit einem Wachstum in Lokalwährungen von 4 Prozent werde die Stärke von Marken wie Cartier und Van Cleef & Arpels untermauert - auch mit Blick auf die Konkurrenz. Denn Richemont könnte hier durchaus Marktanteile gewonnen haben.
Auch der für Vontobel tätige Analyst Jean-Philippe Bertschy räumt zwar ein, dass das Resultat den Erwartungen nicht gerecht wird. Er glaubt allerdings ebenfalls, dass Richemont weiterhin Marktanteile gewinnt - sogar im Uhrenbereich. Ausserdem verweist Bertschy auf die liquiden Mittel in Milliardenhöhe in den Büchern des Luxusgüterherstellers sowie auf die damit verbundenen Möglichkeiten. Er hält entsprechend an seiner Kaufempfehlung fest.
mk/ls
Genf (awp)
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