Unkalkulierbares Risiko? |
28.02.2019 22:04:00
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Schnäppchenpreise: Sollten Anleger jetzt bei Wirecard zugreifen?
Die Aktie des Münchner Zahlungsdienstleisters Wirecard durchläuft an der Börse aktuell eine regelrechte Achterbahnfahrt. Lohnt sich in solch einem Umfeld eine längerfristige Investition oder sollte Anlegern nicht ins fallende Messer greifen?
Über 56 Prozent Drawdown
Am Tag der DAX-Aufnahme markierte die Wirecard-Aktie an der Börse mit einem Preis von 182,50 Euro ihren Schlusskurs und notierte so schon rund 8,5 Prozent unter ihrem, am 5.September 2018 markierten, Allzeithoch von 199,30 Euro. Nun, rund fünf Monate nach der DAX-Aufnahme, notieren die Anteilsscheine des Zahlungsdienstleisters mit einem Kurs von 117 Euro, mehr als 40 Prozent unter ihrem Allzeithoch. Mit einem Jahrestief von 86,28 Euro pendelten die Anteilsscheine zeitweise sogar über 56 Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch.
Was ist passiert?
Nach dem schon das Manager Magazin im Februar 2017 über angeblich undurchsichtige Bilanzierungspraktiken des Unternehmens berichtete, veröffentlichte der Financial Times-Journalist Dan McCrum im Zeitraum zwischen dem 30. Januar und dem 8. Februar 2019 mehrere Artikel, welche Wirecard unlautere Geschäftspraktiken und Bilanzfälschung vorwarfen.
Dan McCrum sorgt für Kurssturz
Obwohl die Unternehmensführung des DAX-Neulings derartige Vorwürfe unverzüglich zurückwies, reagierten die Anleger panikartig und verkauften ihre Beteiligungen. Erst nachdem die Staatsanwaltschaft München daraufhin ein Ermittlungsverfahren gegen Dan McCrum wegen Kursmanipulation einleitete und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht am 18. Februar 2019 ein zweimonatiges Verbot für neue Netto-Leerverkaufspositionen für die Wirecard-Anteile aussprach, erholte sich der Aktienkurs des Unternehmens.
Die Anschuldigungen von McCrum gegenüber Wirecard haben das Unternehmen nun mehr als 8 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung gekostet. Der extreme Kurssturz der Aktie hat somit auch die Bewertungskennzahlen des Unternehmens in ein neues Licht gerückt.
Schnäppchen im Vergleich zur Peergroup
Im Branchenvergleich stellt Wirecard nun ein wahres Schnäppchen dar. Mit einem gegenwärtigen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 27 liegt der DAX-Aufsteiger weit unterhalb der Bewertungsniveaus seiner Peergroup. Die großen Konkurrenten im Bereich Bezahldienstleistung wie PayPal, Square, Adyen und Worldline weisen im Vergleich zu Wirecard erheblich höhere Multiples auf. So kommt das globale Zahlungsunternehmen Adyen aus Amsterdam aktuell auf ein KGV von 123 und der amerikanische Finanzdienstleister Square auf 107. Sogar die Aktie von Paypal ist mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 33 erheblich teurer als die Wirecard-Papiere.
Hervorragendes Gewinnwachstum
Trotz heftiger Vorwürfe und diverser Shortattacken gegen Wirecard, haben sich die fundamentalen Aussichten des Unternehmens kaum geändert. Laut der im November veröffentlichten Geschäftsprognose sollen die Umsätze sowie der Gewinn pro Aktie in den nächsten drei Jahren weiter stark wachsen. Das EPS soll von 2,12 Euro aus dem Jahr 2017 auf rund 7,21 Euro im Jahr 2021 gesteigert werden. Schon der erwartete Gewinn pro Aktie in Höhe von 4,25 Euro für das Jahr 2019 stellt gegenüber dem Geschäftsjahr 2017 eine Gewinnverdopplung dar. Der operative Gewinn soll im Jahr 2019 demnach im Bereich zwischen 740 bis 800 Millionen Euro liegen.
Analysten raten zum Kauf
Mit derartigen Gewinnsteigerungen lässt Wirecard nicht nur die Kameraden im DAX alt aussehen, sondern auch die Peergroup in der Bezahldienstleistungsbranche. Ein derartiges Wachstumspotenzial lässt auch die Analysten nicht kalt, die sich fortwährend mit dem Konzern beschäftigen. Die Kursziele und Kaufempfehlungen reichen von 170 Euro pro Aktie von der HSBC bis zu 265 Euro pro Anteil von der BNP Paribas. Das durchschnittliche Kursziel der 21 Analysten, die sich mit der Aktie auseinandersetzten, liegt mit 193,41 Euro nun sogar rund 66 Prozent über der aktuellen Notierung der Anteilsscheine.
Volatile Wachstumsstory
Auch wenn das operative Geschäft von Wirecard hervorragend läuft, die Aktie gute Wachstumsaussichten bietet und sich die Analysten mit neuen Kurszielen überschlagen, sollten Anleger vor einer Investition, die möglichen Chancen und Risiken genau abwägen. Denn solange die Vorwürfe der Bilanz-Manipulation des Financial Times-Journalisten nicht komplett entkräftet sind und weiterhin im Raum stehen, wird auch der Aktienkurs keinen große Erholungsrally beginnen.
Schlagen die Shortseller zurück?
Des Weiteren ist bis lang noch unabsehbar, inwiefern sich die Intervention der BaFin auf die weitere Entwicklung des Aktienkurses auswirken wird. Klar ist zwar, dass das aktuelle Leerverkaufsverbot für eine kurzfristige Kurserholung sorgt, unklar ist jedoch, wie sich die sogenannten Shortseller nach dem Ablauf der staatlich aufgelegten Leerverkaufssperre verhalten werden.
Pierre Bonnet / finanzen.ch
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