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Banken auf dem Prüfstand 05.08.2022 22:22:00

Schweizer Banken im ESG-Check: So nachhaltig sind UBS, Credit Suisse und Julius Bär

Schweizer Banken im ESG-Check: So nachhaltig sind UBS, Credit Suisse und Julius Bär

Nachhaltigkeit beeinflusst das Investitionsvorgehen der Anleger immer mehr. Viele Unternehmen schreiben sich auf die Fahne, aktiv an der Verbesserung ihrer ESG-Standards zu arbeiten. Doch was steckt hinter den Versprechungen der Konzerne? Dieser Frage haben sich Analysten der britischen Bank Barclays angenommen.

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• UBS, Credit Suisse und Julius Bär im ESG-Check
• Barclays-Analysten entwickeln Score-System
• ESG-Checks dürften zukünftig eher die Regel sein

UBS, Credit Suisse und Julius Bär öffnen die Bücher

Derzeit läuft die Bilanzsaison auf Hochtouren und auch die drei Schweizer Geldhäuser UBS, Credit Suisse und Julius Bär legten ihre Zahlen zum abgelaufenen Jahresviertel bereits vor. Während die UBS im zweiten Quartal einen Gewinn einfuhr, musste die kleine Schwester Credit Suisse massive Verluste einstecken. Bei Julius Bär stand zwar ein Plus in den Büchern, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum schrumpfte dieses aber deutlich zusammen.

ESG-Bemühungen auf dem Prüfstand

In den Quartalsberichten tauchen allerdings keine Daten auf, die belegen, wie stark die drei Schweizer Bank-Schwergewichte in puncto ESG aufgestellt sind. Die Abkürzung steht für Environment, Social und Governance und bezeichnet Anlagekriterien für die Bereiche Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Informationen dazu finden sich aber in den Jahresberichten der drei Unternehmen. Die britische Bank Barclays hat die Daten untersucht und eingeordnet, wie "finews.ch" berichtet. Dazu haben die Strategen des Instituts einen "ESG-Snapshot" erstellt, der jedes der drei Schweizer Bankhäuser unter den Gesichtspunkten Umwelt, Gesellschaft und Geschäftsführung bewertet. Für jeden der drei ESG-Kriterien sei ein Score von bis zu fünf Punkten möglich, wodurch sich ein Maximum an 15 Punkten ergibt. Laut dem Portal wurden für die Untersuchung mehrere Bewertungsgrundlagen von Dritten einbezogen, die sich jedoch in den Ergebnissen deckten.

UBS von Rechtstreitigkeiten geplagt

Die grösste Schweizer Bank konnte auch beim ESG-Ranking von Barclays gut abschneiden und liess die beiden Mitbewerber hinter sich. In den Bereichen Umwelt und Soziales sicherte sich die UBS demnach jeweils vier Punkte, bei der Unternehmensführung hat es nur für drei Punkte gereicht.

Im Umwelt-Bereich konnte die Grossbank aufgrund ihrer Bemühungen, die direkten und indirekten, auf Energie bezogenen Emissionen bis 2025 auf Netto-Null zu reduzieren, punkten. Dies soll durch den Bezug und die Produktion von ausschliesslich erneuerbaren Energien ermöglicht werden, wie es in einer Ankündigung der Bank aus dem vergangenen Jahr heisst. "Durch glaubwürdige und transparente CO2-Ausgleichsmassnahmen und Investitionen in naturbasierte Lösungen werden wir darauf hinarbeiten, unsere bisherige Emissionslast bis zurück ins Jahr 2000 zu kompensieren", versprach die UBS. Bis 2035 wolle man ausserdem die Netto-Treibhausgasemissionen der wichtigsten Zulieferer und Anbieter auf null reduzieren.

Nach wie vor hohe Rückstellungen für Rechtsfälle bereiten den Barclays-Analysten hingegen Sorgen, so finews.ch weiter. So standen im jüngsten Quartalsbericht etwa Rückstellungen im Wert von 2,80 Milliarden US-Dollar - 41 Millionen US-Dollar mehr als noch Ende März. Auch der Geldwäsche-Prozess in Frankreich ist noch nicht vom Tisch, wie die Nachrichtenagentur AWP schreibt. So wurde die UBS im Dezember in zweiter Instanz schuldig gesprochen, unerlaubte Geldgeschäfte getätigt und Geldwäsche ermöglicht zu haben. Das Pariser Berufungsgericht verurteilte die Bank zu einer Geldstrafe von 1,8 Milliarden Euro, die UBS legte allerdings Berufung ein.

Die Strategen der Barclays befürchten, dass Rechtsstreitigkeiten die UBS auch zukünftig begleiten werden. Auch die teilweise unklare Herkunft von Kundengeldern sei den Analysten ein Dorn im Auge.

Führungs-Chaos bei der Credit Suisse

Die Credit Suisse zeichneten die Barclays-Experten zwar mit einem Umwelt-Score von vier Punkten aus, die Bewertung für soziale Faktoren fiel mit drei Punkten aber niedriger aus als bei der UBS. Im Chaos um die Führungsriege der Zürcher wurde die Unternehmensführung mit nur zwei Punkten bewertet.

Auch die Credit Suisse hat sich Ambitionen gesetzt, ihre C2-Emisionen auf null zu reduzieren, dies soll aber erst bis 2050 geschehen. Damit reiht sich die Bank in den "Green Deal" der EU ein, der zum Ziel hat, Europa bis 2050 als ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu etablieren. Bis zu diesem Zeitpunkt will die CS eine "neutrale Emissionsbilanz" der Finanzierungen vorweisen können. Es sollen aber auch Zwischenziele definiert werden, heisst es in einer Ankündigung.

Besonders im Hinblick auf die Unternehmensführung bestehe bei der Credit Suisse aber Nachbesserungsbedarf. So leitete Thomas Gottstein den Konzern zwischen 2020 und 2022, nachdem sein Vorgänger Tidjane Thiam aufgrund von Beschattungsvorwürfen ehemaliger Geschäftsleitungsmitglieder zurücktrat. Nun wurde Gottstein jedoch von Ulrich Körner abgelöst. Auch um den ehemaligen Präsidenten des Verwaltungsrats, António Horta-Osório, gab es einige Negativschlagzeilen. Horta-Osório übernahm das Amt 2021 von seinem Vorgänger Urs Rohner, trat aber bereits Anfang 2022 zurück, nachdem bekannt wurde, dass er Quarantäne-Regeln im Rahmen der COVID-Pandemie mehrfach ignorierte. Seitdem hat Axel Lehmann die Position inne.

Den Barclays-Strategen zufolge stehen ausserdem das Risikomanagement sowie der Ursprung von Kundengeldern einer höheren ESG-Bewertung im Wege.

Julius Bär muss bei Diversität und Rechtsrisken nachjustieren

Mitbewerber Julius Bär bewegt sich in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung im Mittelfeld. Jeweils drei Punkte haben die Barclays-Experten an die Bankengruppe vergeben.

Bis 2030 will man die CO2-Emissionen auf null senken, teilte die Bank im März in einer Pressemitteilung mit. "Dazu beitragen wird die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen, die Reduktion von Geschäftsreisen, einschliesslich einer internen CO2-Abgabe von CHF 100 pro Tonne für Flugreisen, sowie die CO2-Entfernung bei weiteren Emissionen." In den Bereichen Treasury, Kredite und Hypotheken soll der Ausstoss bis 2030 um 20 Prozent gedrosselt werden, bis 2050 will man hier auch das Netto-Null-Ziel erreichen. "Unser Ansatz lautet ,Taten statt schöne Worte’", erklärte CEO Philipp Rickenbacher dazu. "Deshalb ergreifen wir kurzfristig klare und pragmatische Massnahmen, die uns den Weg für die Erfüllung unserer langfristigen Verpflichtungen ebnen werden."

Problematisch könne laut den Barclays-Strategen aber die Bewertung der Kundengelderherkunft nach ESG-Kriterien werden. Im Vergleich zu den beiden Branchenriesen müsse man bei Julius Bär ausserdem bei den Themen Diversität und Rechtsrisken nachjustieren. Eigenen Angaben zufolge besteht der Verwaltungsrat der Bankengruppe zu 40 Prozent aus Frauen, bezieht man zusätzlich noch die Geschäftsleitung ein, wird der Anteil jedoch auf 25 Prozent gedrückt, wie es in einem Bericht der "Handelszeitung" heisst.

ESG-Bewertungen nehmen an Relevanz zu

Zwar sei eine solche Bewertungsstruktur derzeit noch "Neuland", wie finews.ch schreibt, da der Fokus der Wirtschaft - und auch der Anleger - aber immer mehr auf dem Thema Klimaschutz liege, könnten solche Massstäbe regelmässig angewendet werden. Dabei seien ESG-Scores auch nicht als weniger relevante Zusatzinformation zu verstehen, sondern zukünftig wohl genauso wichtig wie die Zahlungsfähigkeit, das Kapital oder der Börsenwert. Dies legt auch der Stresstest zu Klimarisiken nahe, den die Europäische Zentralbank im Juli bei 41 Kreditinstituten durchführte. Das Ergebnis: Die untersuchten Banken der Eurozone müssen sich besser auf Extremwetterereignisse vorbereiten. Im vierten Quartal 2022 wollen die Währungshüter laut Mitteilung dann "Best Practices" veröffentlichen, an denen sich Banken orientieren können.

Barclays bleibt UBS und Credit Suisse gegenüber skeptisch eingestellt

Auch nach der Vorlage der Quartalszahlen bleiben die Barclays-Analysten damit bei ihren "Underweight"-Bewertungen für UBS und Credit Suisse. Das Kursziel für UBS-Aktien haben die Experten erst vor wenigen Tagen von 15 auf 14 Franken reduziert, CS-Titel wurden von 5 auf 4 Franken abgestuft. Julius Bär-Aktien wurden hingegen erst Mitte Juli mit "Equal Weight" in die Bewertungsliste der britischen Bank aufgenommen und mit einem Ziel von 45 Franken gestartet.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Simon Zenger / Shutterstock.com,Pincasso / Shutterstock.com

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