US-Sanktionen |
02.06.2019 21:48:00
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Spionage-Vorwürfe: Diese Aktien spüren die Folgen des Huawei-Embargos
Auch wenn die US-Regierung beschlossen hat, das Verkaufsverbot von Chiphersteller an Huawei um 90 Tage zu verschieben, hindert dies Wall Street-Analysten nicht daran, nun reihenweise Verkaufsempfehlungen für gewisse Aktien aus der Branche auszusprechen.
Huawei-Embargo belastet Tech-Werte
Diese Entwicklung schadet nun auch dem breiten Markt. So rutschte der US-Technologieindex NASDAQ 100 in den zurückliegenden vier Handelswochen um mehr als sieben Prozent ab. Während sich der Dow Jones und der S&P 500 um knapp fünf Prozent erholten. Ein Grund für die Underperformance der US-Technologiewerte sind unter anderem die gekürzten Kursziele für die Aktien aus der Halbleiterindustrie.
US-Chiphersteller hängen am Tropf von Huawei
So revidierte beispielsweise das Analystenhaus Canaccord die Kursziele für die Halbleiterunternehmen Qorvo und Skyworks. "Huawei trug 13% und 8% zum Umsatz von Qorvo in den Geschäftsjahren 2019 und 2018 bei. […] Wir glauben, dass sich unsere Schätzungen zur Reduzierung als konservativ erweisen werden, da wir glauben, dass das Verbot wahrscheinlich in den kommenden Monaten aufgehoben wird", so der Analyst T. Michael Walkley in Bezug auf die Abhängigkeit des US-Chipherstellers von Huawei.
Aufholpotenzial bei Qorvo
Das Finanzdienstleitungsunternehmen Canaccord aus Vancouver reduzierte aus diesem Grund das Kursziel für die Qorvo-Aktie von 87 US-Dollar auf 76 US-Dollar. Da die Aktie in den vergangenen vier Handelswochen um rund 20 Prozent auf knapp 60 US-Dollar eingebrochen ist, sehen die Experten nun jedoch schon wieder ein enormes Aufholpotenzial.
30-Prozent-Chance nach Kursrutsch
In einem etwas geringeren Umfang reduzierten die Analysten aus Vancouver auch das Kursziele der Skyworks-Aktie. Aufgrund der Spannungen zwischen Huawei und den USA setzten sie den fairen Wert der Aktie von 99 US-Dollar auf 90 US-Dollar herab. Da der aktuelle Kurs der Aktie jedoch bei rund 68 US-Dollar liegt, sehen die Experten auch hier ein gewaltiges Kurspotenzial von über 30 Prozent.
"Huawei ist der drittgrösste Kunde von Skyworks und trug 10% zum Umsatz des Geschäftsjahres 2017 bei, im Geschäftsjahr 2018 waren es jedoch wieder weniger als 10%. Wir glauben aber, dass Huawei in Zukunft wieder rund 10% des Umsatzes von Skyworkers ausmachen könnte, sollte das Verbot aufgehoben werden […]", so Walkley zu Skyworkers.
Lumentum senkt Gewinnprognose
Während die Umsatzeinbussen bei Qorvo und Skyworkers noch keine konkrete Form angenommen haben, musste der US-Telekommunikationsausrüster und Apple-Zulieferer Lumentum schon jetzt seine Gewinnprognose senken. "Wir gehen davon aus, dass die negativen Einnahmeauswirkungen des Huawei-Umsatzrückgangs […] höher ausfallen werden, da ein vollständiges Verbot vorliegt", so MKM-Analyst Michael Genovese. Aufgrund dieser Einschätzung senkte er sein Kursziel von 71 US-Dollar auf 60 US-Dollar pro Aktie. Mit einem aktuellen Preis von rund 43 US-Dollar hat die Lumentum-Aktie nun jedoch schon wieder viel Luft bis zu ihrem stark reduzierten Kursziel des MKM-Analysten.
Inphi-Aktie: Kaufchance trotz Umsatzrückgang?
Mit einem erheblichen Umsatzrückgang muss laut den Analysten von D.A. Davidson auch das US-Unternehmen Inphi rechnen. "Inphi verkauft auch an Huawei. Im vergangenen Geschäftsjahr trug Huawei mit 14% zum Gesamtumsatz bei. Angesichts dieses Risikos und der plötzlichen Verhängung des Verbots für Huawei dürfte Inphi auch im Juni-Quartal einen Umsatzrückgang verzeichnen", so ein Experte von D.A. Davidson.
Das Analystenhaus aus Great Falls im US-Bundesstaat Montana senkt das Kursziel für die Aktie somit von 56 US-Dollar auf 52 US-Dollar. Mit einem gegenwärtigen Preis von rund 42 US-Dollar pro Inphi-Papier besteht nun sogar eine Chance auf einen Kursgewinn in Höhe von zehn US-Dollar pro Anteilsschein, sofern man den Einschätzungen von D.A. Davidson vertraut.
Was für die US-Tech-Industrie schlecht ist, ist auch für Keysight schlecht
Die voraussichtlichen Sanktionen gegen den chinesischen Telekom-Konzern belasten jedoch längst nicht nur die Halbleiterindustrie und diverse Smartphone-Zulieferer, sondern zunehmend die gesamte Technologiebranche. So reduzieren einige Analysten nun auch schon die Kursziele für den US-Messgeräte-Hersteller Keysight Technologies. Das Unternehmen aus Santa Rosa aus Kalifornien hat sich auf die Produktion und den Verkauf von Messtechniksystemen wie Oszilloskope, Signalgeneratoren und Spektrumanalysatoren spezialisiert. Aufgrund des weitgefassten Kundenkreises innerhalb der Technologiebranche gilt die Aktie somit als Stimmungsindikator für den gesamten Sektor.
"Huawei ist nur ein kleiner Kunde von Keysight. Die negativen indirekten Auswirkungen könnten jedoch die Wachstumsraten von Keysight belasten. Was für die US-amerikanische Tech-Industrie schlecht ist, ist für Keysight nicht positiv", so die Experten von der US-Investmentbank Robert W. Baird. Trotz der negativen Erwartungen schätzen die Experten der US-Bank die Aktie von Keysight als unterbewertet ein. Denn das ermittelte Kursziel von 82 US-Dollar je Aktie liegt rund 12 Prozent über dem gegenwärtigen Preis in Höhe von 73 US-Dollar je Anteilsschein.
Branche im Abwärtssog
Von dem negativen Momentum in der Branche blieben auch die umsatzstärksten US-Halbleiterproduzenten nicht verschont. So verloren in den vergangenen vier Wochen auch die Aktien von Intel, Micron Technology, Broadcom, QUALCOMM und Texas Instruments massiv an Wert. Selbst die deutschen Chiphersteller konnten sich diesem Trend nicht entziehen. So verlor auch die Infineon-Aktie seit Anfang Mai rund 23 Prozent. Die Anteilsscheine der in München ansässigen Siltronic AG büssten innerhalb des gleichen Zeitraums sogar mehr als 27 Prozent ein.
Attraktives Chancen-Risiko-Profil im Sektor
Der massive Kurssturz innerhalb der globalen Halbleiterindustrie hat zu einem attraktiven Chancen-Risiko-Profil innerhalb der gesamten Branche geführt. Dementsprechend beziffern die meisten Analysten den fairen Wert der Aktien innerhalb des Sektors nun weit über den aktuellen Preisen an der Börse. Sollte sich der Halbleitermarkt in der zweiten Jahreshälfte 2019 wieder erholen, könnte es folglich zu einer rasanten Aufholjagd kommen.
Pierre Bonnet / finanzen.ch
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