Börsenbibel |
02.12.2024 06:33:00
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Zwei unterschiedliche Starinvestoren mit gleichem Vorbild: Das verbindet Warren Buffett und Michael Burry
Die Börsenstars Warren Buffett und Michael Burry investieren sehr unterschiedlich. Und doch wurden beide stark von Benjamin Graham beeinflusst, dem geistigen Vater der fundamentalen Wertpapieranalyse, die als Basis des Value Investing gilt.
• Beide Börsenstars setzen auf Value Investing
• Persönlichkeit bestimmt unterschiedliche Investmentansätze
Der 51-jährige Hedgefondsmanager Michael Burry erlangte grosse Aufmerksamkeit, weil er das Platzen der Immobilienblase 2007 vorausgesehen und dank seiner Short-Wette einen Millionengewinn erzielt hat. Der breiten Öffentlichkeit wurde er bekannt, nachdem er im Film "The Big Short" von Christian Bale gespielt wurde. Auch den derzeitigen Ausverkauf hat er kommen sehen und schon im Sommer 2021 in einem Tweet vor der "grössten spekulativen Blase aller Zeiten" gewarnt. Er ist sehr aktiv auf Twitter hat wiederholt mit kryptischen Tweets irritiert.
Der rund 40 Jahre ältere Börsenguru Warren Buffett ist hingegen deutlich ruhiger und dezenter. Das "Orakel von Omaha" ist sicherlich der bekannteste Value-Investor der Welt und hat diese Anlagestrategie, mittels der er seit Jahren sehr erfolgreich ist und zu einem der reichsten Menschen der Welt wurde, weltweit bekannt gemacht.
Doch so unterschiedlich ihre Persönlichkeit und ihr Anlageverhalten auch sind, eines verbindet sie: Beide wurden stark vom US-Wirtschaftswissenschaftler und Investor Benjamin Graham geprägt, bzw. seinem Buch "The Intelligent Investor". Buffett, der als Student Vorlesungen von Graham besuchte, die dieser an der Columbia University hielt, bezeichnete "The Intelligent Investor" als das "mit Abstand beste Buch, das je über das Investieren geschrieben wurde". Er ging sogar so weit, über seinen Lehrer folgendes zu sagen: "Für mich war Ben Graham viel mehr als ein Autor oder Lehrer. Mehr als jeder andere Mann, mit Ausnahme meines Vaters, er hat mein Leben beeinflusst." Doch auch Michael Burry schwört auf die Börsen-Bibel von Graham und hat sie ganz oben auf seiner Bücherliste stehen.
Value Investing
Benjamin Graham, der nach seinem Studienabschluss 1914 eine Karriere an der Wall Street einschlug, entwickelte sich rasch zu einem Meister der Aktienanalyse, dem es gelang, unterbewertete Unternehmen am Aktienmarkt auszumachen. Beim Börsencrash 1929 verbuchte auch Graham kräftige Verluste, doch er behielt die Nerven und nutzte den Rückschlag für Zukäufe. Geprägt von diesen Erfahrungen entwickelte er eine spezielle Anlagestrategie, die heute als Value Investing bekannt ist, und die er in "The Intelligent Investor" niederschrieb.
Bei dieser Anlagephilosophie setzen Investoren auf Aktien, die aus ihrer Sicht unterbewertet sind, weil der innere oder faire Unternehmenswert oberhalb ihres Börsenkurses liegt. Graham ermittelte den inneren Wert mittels fundamentaler Kriterien wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Verschuldungsgrad, Dividendenrendite und anderer Fakten. Da Kauf- und Verkaufsentscheidungen laut Graham jedoch oftmals nicht auf rationalen Überlegungen sondern auf Emotionen basieren, entspricht der Aktienkurs eines Unternehmens oft nicht seinem wahren Wert. Die Kunst des Value Investings liegt nun darin, Aktien qualitativ hochwertiger Unternehmen zu einem guten Preis zu erwerben.
Apple - Value- oder Wachstumsaktie?
Doch die Aufteilung in Value- und Momentum-Aktien ist nicht immer ganz einfach. Dies zeigt sich insbesondere am Beispiel Apple. Der Tech-Konzern, der dank seines starken Wachstums als erstes US-Unternehmen bei der Börsenbewertung die Billionen-Marke erreicht hat, ist für viele Anleger die Growth- oder Momentum-Aktie schlechthin. Doch erstaunlicherweise investieren auch viele defensive Anleger in Apple, denn inzwischen besitzt das Mega-Unternehmen eine derart enorme Marktkapitalisierung, dass die Investoren bei Bedarf verkaufen könnten, ohne deutliche Kursverluste auszulösen.
Auch Buffett hat sich zu einem echten Fan des iKonzerns entwickelt: "Es ist wahrscheinlich das beste Unternehmen der Welt, das ich kenne", äusserte sich das Orakel von Omaha 2020 in einem CNBC-Interview. Inzwischen (Stand: Ende Juni 2022) macht Apple rund 40 Prozent des Aktienportfolios seiner Investmentfirma Berkshire Hathaway aus. Einer der Gründe, warum Buffett so begeistert von Apple ist, dürfte auch das Management sein: "Aktien sind einfach. Man kauft bloss Anteile an einem grossartigen Unternehmen mit höchst integrem und fähigem Management für weniger als seinen inneren Wert. Dann behält man diese Anteile für immer", hat der Starinvestor einst gesagt. Michael Burry andererseits setzte bis vor kutzem noch auf einen Kurseinbruch bei Apple. Deshalb war die grösste Position in seinem Portfolio zeitweise eine Wette gegen den iKonzern.
Persönlichkeit spielt grosse Rolle
Sowohl Buffett als auch Burry haben von ihrem Vorbild übernommen, dass sie sich auf den inneren Wert der Unternehmen fokussieren, daher sind beide sehr skeptisch in Bezug auf Wachstumswerte. Jedoch wenden sie das Value Investing sehr unterschiedlich und doch erfolgreich an: So bevorzugt Buffett langfristige Investments und handelt nach der Devise "Buy and Hold" - und das obwohl Graham die Ansicht vertrat, dass Aktien veräussert werden sollten, wenn sie nach dem Einstieg um über 50 Prozent zugelegt haben oder nach Ablauf von zwei Jahren. Dagegen setzt Burry oftmals auch auf kurzfristige Investments und verkauft auch Aktien leer. Ausserdem schreckt er auch vor Derivaten wie Optionen oder Futures nicht zurück, was Buffett oder Graham strikt ablehnen.
Sowohl Buffett als auch Burry kopieren Graham also nicht einfach, sondern haben einen eigenen Ansatz entwickelt. Der Anlagestil beider Starinvestoren ist stark von ihrer Persönlichkeit geprägt. So zitiert "Cash" Michael Burry mit den Worten: "Wenn Sie ein grossartiger Investor sein wollen, müssen Sie den Stil an Ihre Persönlichkeit anpassen".
Redaktion finanzen.ch
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