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Studienergebnis: ESG-Aspekte werden bei Anlegern unwichtiger - Millennials und Generation Z mit schwindendem Interesse

Studienergebnis: ESG-Aspekte werden bei Anlegern unwichtiger - Millennials und Generation Z mit schwindendem Interesse

Laut einer Studie der Stanford University und der Hoover Institution wurde 2023 ein Rückgang der Unterstützung für ESG-Themen festgestellt - vor allem bei jungen Anlegern. Kaum Veränderungen gab es hingegen bei den Baby Boomern und der stillen Generation.

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• Ex-Trendthema ESG auf absteigendem Ast
• Studie zeigt Interessensrückgang
• Besonders Millennials und Generation Z betroffen

ESG: Environment, Social und Governance

In den vergangenen Jahren kam das generell verstärkte Bewusstsein für Nachhaltigkeit auch an der Börse an. Die Kurzform ESG, die für Environment, Social und Governance steht, beinhaltet Umweltschutz, soziale Nachhaltigkeit und nachhaltige Unternehmensführung. Eine Investition in den Trend ist entweder direkt durch den Kauf von Anteilen solcher Unternehmen, die einen grossen Wert auf einen nachhaltigen Geschäftsbetrieb legen, oder aber auch durch ESG-Fonds, die gleich mehrere solcher Unternehmen bündeln, möglich. In den vergangenen Monaten nahm das Interesse an den vermeintlich nachhaltigen Anlagemöglichkeiten jedoch ab, unter anderem weil vielen Firmen, die unter die ESG-Prinzipien fallen, Greenwashing unterstellt wurde. Der Begriff bezeichnet das Vorgehen, sich umweltfreundlicher zu präsentieren als man tatsächlich ist, beispielsweise durch Kommunikationsmassnahmen oder Marketinginstrumente.

Stanford-Studie untersucht ESG-Interesse innerhalb verschiedener Generationen

Auch eine im Dezember 2023 veröffentlichte Studie der Stanford University und der Hoover Institution zeigt, dass ESG-Anlagen bei Anlegern nicht mehr so hoch in der Gunst stehen. Die Befragung wurde von LUCID Theorem im Herbst 2023 unter 993 US-amerikanischen Privatanlegern durchgeführt. Das Anlagevermögen der Teilnehmer auf Altersvorsorge- und Privatsparkonten reichte von weniger als 10'000 US-Dollar bis zu über 500'000 US-Dollar. Im Schnitt verfügten die Probanden über ein Vermögen in Höhe von 150'000 US-Dollar. Die meisten der genannten Anlagen wurden durch die Vermögensverwalter Fidelity, Vanguard, American Funds, BlackRock, Invesco und State Street gehalten. 45 Prozent der befragten Teilnehmer waren zum Erhebungszeitpunkt zwischen 18 und 41 Jahren alt und waren damit den Generationen Millennials und Generation Z zuzuordnen. 28 Prozent entsprachen der Generation X mit einer Altersspanne von 42 bis 57 Jahren, während 27 Prozent der Befragten 58 Jahre und älter waren und damit den Baby Boomern und der stillen Generation angehörten.

Starker Rückgang von ESG-Interesse bei Millennials und Generation Z

Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass unter den befragten Millennials und Generation Z-Mitgliedern die Sorge um ESG-Themen im Jahresvergleich zurückging. Dies galt sowohl für Umweltaspekte als auch für soziale Themen und Führungsfragen. So erklärten 2023 nur noch 49 Prozent der Teilnehmer, dass ihnen Umweltbelange wie Kohlenstoffemissionsziele und die Beschaffung erneuerbarer Energien am Herzen liege, nach 70 Prozent im Vorjahr. 53 Prozent erklärten, dass sie sich über soziale Probleme wie Vielfalt am Arbeitsplatz, Einkommensunterschiede und Arbeitsplatzbedingungen Gedanken machen. Zuvor waren es noch 65 Prozent. Und auch mit der Unternehmensführung beschäftigten sich nach 64 Prozent im Jahr 2022 nun nur noch 47 Prozent.

Rückgang auch bei Generation X - Baby Boomer kaum verändert

Auch bei der Generation X standen die ESG-Themen in diesem Jahr nicht mehr so stark im Fokus: Umweltherausforderungen fanden nur noch bei 41 statt zuvor 57 Prozent Anklang, über soziale Themen machten sich noch 42 Prozent Gedanken, nach 54 Prozent im Vorjahr. Und auch bei Aspekten der Führungsriege von Unternehmen sank die Anteilnahme von 53 Prozent auf 30 Prozent.

Deutlich weniger Veränderung gab es bei den Boomern und der stillen Generation zu beobachten, allerdings war das Interesse in dieser Altersklasse auch schon im Vorjahr vergleichsweise niedrig. Nach 35 Prozent im Vorjahr machten sich 2023 immerhin 34 Prozent der befragten Baby Boomer Gedanken über die Umwelt. Soziale Aspekte stiegen hingegen leicht in der Gunst der Generation, von zuvor 30 Prozent auf nun 33 Prozent. Führungsthemen beschäftigten hingegen nur 26 Prozent, nach 28 Prozent im Jahr 2022.

"Stimmung dramatisch verändert"

"Noch vor einem Jahr sagten uns junge Anleger mit überwältigender Mehrheit, dass sie sich grosse Sorgen um Umwelt- und Sozialthemen machten und dass sie wollten, dass die Fondsmanager, die ihre Ersparnisse anlegen, ihre Grösse und ihr Stimmrecht nutzen, um für Veränderungen einzutreten, auch wenn dies einen Verlust des persönlichen Reichtums bedeutete", kommentierte Professor David F. Larcker von der Stanford Graduate School of Business und der Hoover Institution Working Group on Corporate Governance die Studienergebnisse im Rahmen einer Pressemitteilung. "In diesem Jahr hat sich die Stimmung dramatisch verändert, wobei junge Anleger und Anleger mittleren Alters durchweg eine geringere Unterstützung für ESG-Themen zum Ausdruck brachten, und zwar im zweistelligen Prozentbereich."

Keine Verluste mehr aufgrund von ESG-Aspekten

Demnach sind junge Anleger immer weniger dazu bereit, sich mögliche Gewinne durch Ideale wie Umweltbelange, soziale Aspekte und eine nachhaltige Unternehmensführung entgehen zu lassen, wie auch Professor Amit Seru ergänzte: "Junge Investoren sagen uns, dass sie viel weniger bereit sind, persönliches Geld zu verlieren, um Fortschritte bei Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit, Arbeitsbedingungen und Vielfalt am Arbeitsplatz zu sehen. Da ihr Selbstvertrauen gesunken ist, sind Anleger vorsichtiger, wenn es darum geht, ihr persönliches Vermögen zu riskieren, um die Anliegen ihrer Interessengruppen zu unterstützen."

"Bewährungsprobe" für ESG-Markt

Darüber hinaus sieht Seru auch die hohen Inflationsraten im Jahr 2023 als mitverantwortlich für den Nachfrageeinbruch bei ESG-Investitionen, wie der Professor gegenüber der Nachrichtenagentur "Bloomberg" erklärte. "Wenn die Zinssätze steigen, schiesst die Inflation in die Höhe und die Menschen müssen sich mit der Realität auseinandersetzen", so der Stanford-Forscher. Unternehmen, die saubere Energie produzieren, hatten sich vom Inflation Reduction Act der US-Regierung, der auch die Umstellung auf Alternativen zu fossilen Brennstoffen beinhaltet, eine stärkere Kurs-Performance an der Börse erhofft. Durch höhere Kreditkosten wurden aber auch die Aktien in Mitleidenschaft gezogen. Laut Bloomberg betrugen die Verluste an der Börse hier im zweiten Halbjahr 2023 etwa 30 Milliarden US-Dollar. "Das letzte Jahr war so etwas wie eine Bewährungsprobe", resümierte Seru.

Redaktion finanzen.ch

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